Zecken-Alarm im Winter
BAYER.UNTERMAIN (hk). Auch an diesem Wochenende lädt der November mit Temperaturen von bis zu 12 Grad zu malerischen Spaziergängen ein. Aber nicht nur uns gefällt das milde Herbstwetter. Der gemeine Holzbock - auch besser bekannt als „Zecke“ - fühlt sich bei diesen Temperaturen immer noch pudelwohl. Und diese kleinen Blutsauger können einem die romantische Herbststimmung durch die Übertragung von Krankheiten deutlich vermiesen.
Dr. Norbert Kolb aus Aschaffenburg hat durch seinen Beruf als Allgemeinarzt langjährige Erfahrungen mit Zeckenbissen. „Die häufigste Erkrankung nach einem Zeckenbiss ist sicherlich die Borreliose, die kommt auch regelmäßig bei uns in der Praxis vor. Die FSME ist deutlich seltener, aber auch vom Verlauf her schlimmer“, erzählt Dr. Kolb. Denn bei Borreliose handelt es sich um eine bakterielle Infektion, die in den meisten Fällen gut mit Antibiotika behandelt werden kann. Anders als FSME - da die Krankheit durch ein Virus verursacht wird, ist Antibiotika unwirksam. „Das ist eine schwere Erkrankung der Hirnhaut und des Hirns selbst“, erklärt der Mediziner. Eine Infizierung mit dem Virus beginnt sofort nach der Übertragung. „Zumeist mit Fieber und Kopfschmerzen über wenige Tage, die klingen dann ein Stück weit ab. Wenig später kann es zu den schweren Verläufen mit massivsten Kopfschmerzen, Nackensteifheit und Lähmungserscheinungen kommen.“ Die Symptome können sich dann über eine sehr lange Zeit hinziehen und letzten Endes in eine schwere Erkrankung mit Klinikaufenthalt, langer Rehabilitation und zum Teil auch mit bleibenden Schäden resultieren.
Fallzahlen steigen
Das Robert-Koch-Institut stuft sowohl Kreis und Stadt Aschaffenburg, als auch Kreis und Stadt Miltenberg weiterhin als absolutes FSME Risikogebiet ein. In Kreis und Stadt Miltenberg steigen die Zahlen leicht. 2020 waren zwei Erkrankungen erfasst, vergangenes Jahr waren es schon drei. In Aschaffenburg wird es hier schon deutlicher: Während im Jahr 2021 vier Menschen erkrankten, waren es 2022 neun FSME-Infizierte und zum aktuellenStand 2023 acht Erkrankungen, Tendenz steigend.
Zecken auch
im Winter
„Unsere Winter werden immer milder. Die Zecke überlebt ganz lässig bei sechs Grad und drunter sind wir ja nicht mehr allzu häufig.“ Im Gegensatz zur Borreliose ist es möglich, sich mit einer drei teiligen Grundimpfung zu schützen. Denn: bislang gibt es keine spezielle Behandlung für die Ursachen. „Für jemanden in unserer Region, der draußen unterwegs ist, lohnt sich die Impfung auf jeden Fall“ bestätigt Dr. Kolb und weist außerdem daraufhin: „Insbesondere da wir in einem Risikogebiet leben, handelt es sich um eine Regelimpfung und wird von der Krankenkasse übernommen. Wenn man jetzt anfängt zu impfen, ist die Grundimmunisierung bis zum späten Frühjahr abgeschlossen.“ Weiterhin gilt: Lange Kleidung, der Zecke keinen Raum bieten. Zeckenschutzspray verwenden und hohes Gras und Gebüsche vermeiden. Nach dem Aufenthalt draußen direkt den Körper nach möglichen Zecken absuchen und sofort entfernen. Sobald Symptome auftreten, umgehend einen Arzt aufsuchen.