„Wollen die Patienten zum Lachen bringen“
ASCHAFFENBURG (kh.). Diese Diagnose ist für jede betroffene Familie ein Schock: Krebserkrankung. Sie macht Angst und kann schnell die Hoffnung nehmen. In dieser Hilflosigkeit kann es vielen Mut machen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Und genau da setzt der Verein „Hilfe für Krebskranke Aschaffenburg e.V.“ an. Er vernetzt die Patienten durch Selbsthilfegruppen und durch Reha Sport, um ihnen wieder Hoffnung und Energie zu schenken und sie zum Lachen zu bringen. PrimaSonntag hat mit einer Brustkrebspatientin und ihrer onkologischen Fachkraft gesprochen.
„Sie haben ein Mammakarzinom“, heißt es über 70.000 Mal im Jahr, wenn Frauen beim Arzt sind. So auch bei Beate Ball. Sie hat 2005 das erste Mal die Diagnose Brustkrebs bekommen. Diese Krebserkrankung ist eine bösartige Tumorerkrankung, die durch krankhaft veränderte Gewebezellen in der Brust entsteht. Obwohl sie als typische Frauenerkrankung gilt, können in selteneren Fällen auch Männer betroffen sein. Über 17.000 Frauen sterben jährlich daran. Nicht so Beate, sie hat lange gekämpft und es schlussendlich geschafft - dachte sie jedenfalls. Zehn Jahre später kam die Ernüchterung, der Krebs war wieder da. „2015 ist meine Geschichte dann weitergegangen. Ich war eigentlich immer so eingestellt, dass ich den Krebs nach meiner Operation endlich los bin - das war dann aber nicht der Fall“, berichtet sie uns. Das ist der Grund, weshalb sie jetzt bald 20 Jahre im Reha-Sport aktiv ist. „Der Sport ist für uns Krebspatienten angenehm, weil wir alle keine Kraft während der Therapie haben.“ Sie leidet wie viele Betroffene unter Fatigue. Das ist eine anhaltende Erschöpfung im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung. „Man ist einfach nicht leistungsfähig“, schildert sie uns. „In normalen Sportarten heißt es dann oft von anderen, dass wir Krebskranke zu schnell aus der Puste kommt.“ Außerdem hilft ihr der Kontakt zu anderen Krebspatienten im Verein: „Es baut mich auf, dass hier welche sind, die vor 40 Jahren den Krebs besiegt haben. Da denkt man, wenn die das schaffen, schaffe ich das auch!“
Am besten direkt
mit Reha Sport anfangen
Es braucht nicht viel, um bei den Reha-Sportgruppen mitzumachen. „Der Hausarzt kann das verordnen, das sind 50 Übungseinheiten. Idealerweise startet man damit bei Therapiebeginn. Es darf nur kein Sport an Gerätschaften sein“, erklärt uns Anja Kirchner, medizinische Fachangestellte in der onkologischen Praxis von Herr Dr. Manfred Welslau im Klinikum Aschaffenburg. Er ist auch Vorsitzender des Vereins „Hilfe für Krebskranke Aschaffenburg“, der die Versorgung der Krebskranken im Raum Aschaffenburg sicherstellt. „Wir stellen auch Kontakt zu anderen Selbsthilfegruppen und anderen Fachärzten und Fachkliniken her. Da werden Behandlungsmöglichkeiten und Therapieoptionen vorgestellt“, so Kirchner. Der Verein bietet Schulungen/Weiterbildungen zu bestimmten Erkrankungen an und stellt die neuesten Therapieoptionen vor. Als gemeinnütziger Verein ist er natürlich auf Spenden angewiesen. Anja Kirchner ist als Reha-Sporttrainerin tätig. Sie führt Polyneuropatietraining durch, was die Schmerzen der Patienten lindern soll. Beate Ball besucht mittwochs gerne Yoga, Entspannung oder Gymnastik und ist freitags beim Nordic Walking tatkräftig dabei. „Wir haben alle dieselben Probleme - es ist einfach eine tolle Gemeinschaft. Jeder hat eine andere Krebsart und es ist immer eine onkologische Fachkraft dabei, die dir dann sagt, was man mit dem Krankheitsbild tun kann und was nicht.“ Auch Anja Kirchner ist gerade der Austausch am wichtigsten: „Die Menschen sollen trotzdem gute Laune haben, ich will die Patienten zum Lachen bringen.“ Ab Mai soll ein dritter Kurs im ACTIVE- Kleinostheim eröffnen. So kann der Verein vielen Menschen wenigstens einen kleinen Trost in schweren Zeiten schenken und den Mut, die Hoffnung nicht aufzugeben.