Wo sind Tempolimits bei uns wirklich sinnvoll?
BAYER. UNTERMAIN (kh/ep). 30, 50, 70 oder 100km/h - die Tempolimits in der Region spalten die Menschen. Manchmal kommt man aus dem Fluchen gar nicht mehr raus, weil man im Schneckentempo durch eine 30er Zone schleicht, aber streckenweise könnten Straßen vor Kindergärten schon fast für die Formel-1 freigegeben werden. Was genau steckt hinter dem Schilder-Irrgarten? Wir haben die Stellen mit unnötigen und dringend benötigtenTempolimits gesammelt.
Hier kommt man nur im Schneckentempo voran:
Vor geraumer Zeit wurde in Leidersbach versucht, die komplette Ortsdurchfahrt mit Tempo 30 zu regeln. Das hat aber für viel Aufregung in der Bevölkerung gesorgt. Jetzt ist in der kompletten Hauptstraße Tempo 50, nur noch an der Schule muss gebremst werden. „Ab dem Marienplatz bis zum Abzweig Waldweg, wo’s zur Schule hochgeht, ist eine Geschwindigkeitsreduzierung aufgrund der Straßenoberfläche, dieses Stück wird hoffentlich dieses Jahr noch saniert“, sagt Bürgermeister Michael Schüßler.
Vom Selgros bis zur Einmündung auf die B26 ist fast durchgängig Schleichen angesagt. Auf Facebook heißt es: „Das halte ich für eine Schikane. Vielleicht das kurze Stück von der Shell Tankstelle bis zum Rewe, das ist okay, aber sonst?“ Die Stadt Aschaffenburg begründet dies so: „Aus Lärmschutzgründen hatte die Verkehrsbehörde eine Anordnung erlassen. Tempo 30 schützt die Anwohner vor zu viel Lärmbelastung.“
Ab der Abbiegung Richtung Innenstadt Alzenau und auch in der Gegenrichtung ist nur Tempo 30 erlaubt. „Es ist aber kein reines Wohngebiet und es spielen dort keine Kinder. Da steht aber öfter ein Blitzer, also wohl eher Abzocke“, so die Meinung einiger Anwohner. Die Stadt sieht das aber anders: „Hier wurde die Geschwindigkeitsbeschränkung angeordnet, weil aufgrund der straßenräumlichen Verhältnisse die Sichtverhältnisse oft unzureichend sind. Um die Verkehrssicherheit, insbesondere für Radfahrer und Fußgänger, zu gewährleisten, erachtet die Stadt Alzenau das Tempolimit nach wie vor als notwendig.“
Auf der Schnellstraße, die durch den Kreis Miltenberg führt, darf man eigentlich 120km/h fahren. Kurz vor der Ausfahrt nach Elsenfeld muss man jedoch kräftig auf die Bremse treten. Die Geschwindigkeit muss hier von 100 km/h auf ganze 70 reduziert werden, aber das nur für ungefähr 200 Meter, für viele ist dies unergründlich.
Auf dem Kahlgrundhighway darf man bis auf vereinzelte Stellen durchgängig 100 fahren. Nach der Ausfahrt, die nach Hösbach führt, muss man erst auf 80 abbremsen und ein paar 100 Meter danach wieder die Bremse betätigen, doch dieses Schild steht nach einem Facebook-User viel zu früh: „An der Kreuzung muss man sowieso stehenbleiben. Fußgänger oder Radfahrer sind da auch keine. Was soll da 60km/h?“
Hier müssen Raser mal abgebremst werden:
Von der Dörrmorsbacher Seite ist diese Strecke zwar mit dem Tempolimit 30 gekennzeichnet, doch eine Geschwindigkeitsbegrenzung in Straßbessenbach fehlt. Nach dem durchgestrichenen Ortsschild zu urteilen, ist hier 100km/h erlaubt, aber dieses Tempo ist unzumutbar. Denn nur mit Mühe kommen hier zwei Autos aneinander vorbei und auf vereinzelten Teilen der Straße herrscht sogar Absturzgefahr.
Auf der Bergstraße, die die beiden Dörfer verbindet, ist 100km/h erlaubt. Doch die scharfen Kurven und die schlecht belegte Straße machen es nahezu unmöglich, überhaupt mehr als 50 zu fahren. Im kurzen Waldstück und vor den Kurven wäre deswegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung mehr als nötig.
Höchste Gefahrenstufe herrscht zum Beispiel in der Hauptstraße. Die enge Einbahnstraße mit vielen Parkplätzen ist unter anderem der Heimweg vieler Kindergarten- und Schulkinder. In der daneben liegenden Bachetsstraße wurde sogar schon die Katze einer Mömlingerin angefahren. Christine Ruppert: „Ich hatte im Frühjahr über die Gemeinde eine Woche lang messen lassen, wie schnell hier gefahren wird. Die Antwort vom zuständigen Verkehrsamt war, dass zu schnell gefahren wird aber auch nicht schneller als in den restlichen 30er Zonen in Mömlingen.“ Die Gemeinde rechtfertigt sich wie folgt: „In der Hauptstraße werden regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt. Zudem wurde bei einem Teil dieser Straße die Vorfahrtsregelung geändert, sodass der Verkehrsfluss sich aufgrund der neuen Rechts-vor-links-Regelung automatisch verlangsamt hat.“
DAS SAGEN UNSERE LESER:
„Tempolimits finde ich eine gute Sache, weil auch erwiesen ist, dass es dadurch weniger Unfälle gibt. Aber ich bin der Meinung, wenn es öfter 30er-Zonen geben würde, dass sich die Leute dann eher daran halten würden. Zum Beispiel auch bei mir in Kleinostheim in der alten Poststraße.“
„Ich halte es für sinnvoll. Die Straße Richtung Bahnhof, eigentlich ein verkehrsberuhigter Bereich, da rasen die Leute immer. Auch in Damm ist die Straße auf 30 begrenzt, wo es früher zweispurig war. Vielleicht ist die 30er Zone dort sinnvoll wegen der Lärmbelästigung, vielleicht auch nicht, aber mich persönlich stört es nicht.“
„Ich selbst bin meistens über dem Tempolimit, muss ich ehrlich zugeben. Auch bei mir im Kahlgrund gibt es viele Straßen wo sich nicht daran gehalten wird oder wo es einfach unnötig ist. Zum Beispiel in der Goldbacher Straße, da ist sowieso immer Stau, da brauch man auch kein Limit machen.“
„Tempolimits wären die einzige vernünftige Lösung. Gerade auf Autobahnen würde es sehr zum Umweltschutz beitragen. Ich verstehe nicht, wieso die Politik da nichts macht, wohl zu viel Autohersteller-Lobby. In der Bismarckallee könnte man es abschaffen, da hält sich sowieso niemand dran, da es eine große breite Straße ist und daher ein bisschen übertrieben mit der 30er-Zone.“