Wo schlagen sie als nächstes zu?
BAYER. UNTERMAIN (jm). Gerade in der dunklen Jahreszeit sind verlassene Wohnungen ein gefundenes Fressen für Kriminelle. Aktuell sieht sich unsere Region allerdings fast täglich mit Vorfällen konfrontiert, oft schlagen sie sogar am helllichten Tag zu, wenn die Anwohner nur kurz einkaufen sind. Angst und Unsicherheit in der Bevölkerung wachsen. PrimaSonntag macht den Rundumschlag.
„Man hat die Gefahr ständig im Hinterkopf“, berichtet Alina. Bei ihr wurde in den letzten Jahren gleich zwei Mal eingebrochen, daher will sie ihren Wohnort lieber geheim halten. „Wir kamen eines Tages nach Hause und bemerkten, dass die Tür offen stand. Uns sind dann auch schnell Aufbruchsspuren aufgefallen.“ Im Inneren wurde das Ausmaß dann noch deutlicher - die Einbrecher hatten Schubladen und Schränke durchwühlt. „Beim zweiten Einbruch haben wir einmal nicht die Rollläden runtergemacht und genau da sind sie wieder eingebrochen“, erinnert sich die 20-Jährige. Gestohlen wurden hauptsächlich Schmuck und Elektroartikel. „Ein paar Dinge hatten eine Bedeutung, aber etwas mit wirklichem emotionalen Wert ist zum Glück nicht weggekommen.“
Beutezug durch
die Region
Seit Jahresbeginn ist kaum ein Ort am Untermain von Einbrüchen verschont geblieben - einige hat es aber öfter getroffen als andere. Beispielsweise waren die Verbrecher gleich mehrmals in Krombach unterwegs. Das sorgt auch für Verunsicherung in der Bevölkerung. „Innerhalb von vier bis fünf Wochen gab es ganz in unserer Nähe drei Einbrüche“, berichtet eine besorgte Anwohnerin. „Die Täter kommen immer über die Terrassentür.“ Nach PrimaSonntag-Informationen wurde bei einem Einbruch neben dem Diebstahl von Bargeld und Schmuck auch noch die Wohnung verwüstet. „Man hat natürlich Angst, gerade wenn man beispielsweise in den Urlaub fährt.“ Der letzte Einbruch in Krombach ereignete sich am Mittwoch. Die Übeltäter erbeuteten Bargeld. Auch in Goldbach häufen sich die Vorfälle: Vor ein paar Tagen kam es fast zum selben Zeitpunkt zu Einbrüchen in Kellerabteilen, Mehrfamilienhäusern und Garagen, dazu wurden auch Fahrräder gestohlen. Auffällig ist, dass im Kreis Miltenberg seltener dieselbe Ortskennung bei den Einbrüchen vorkommt. Möglicherweise, weil dort oft die Fluchtwege über die Autobahn länger sind. Im Aschaffenburger Stadtteil Schweinheim geht die Polizei schon von Haus zu Haus, um die Menschen zu sensibilisieren. „In den vergangenen zwei Monaten haben wir vermehrt Einbrüche in Kellerabteile festgestellt. Die Zahl liegt im hohen zweistelligen Bereich“, erklärt Philipp Hümmer, Pressesprecher der Polizei Unterfranken. „Zum einen wollen wir die Bürger informieren, zum anderen hoffen wir natürlich auf Zeugenaussagen.“
Tendenz steigend
Laut Kriminalstatistik aus dem Jahr 2022 lag die Aufklärungsquote bei solchen Verbrechen bei knapp 18 Prozent. „Es ist natürlich schwierig, die Täter auf frischer Tat zu ertappen“, so Hümmer. „Wir sind da sehr auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen, gerade zur Nachtzeit.“ Bei verdächtigen Geräuschen oder fremden Personen im Haus oder in der Straße solle umgehend die Polizei informiert werden. „Die Tendenz ist auf jeden Fall gerade steigend. Letztes Jahr waren die Zahlen auch schon angestiegen.“ Bei ihrer Präventionsmaßnahme gibt die Polizei den Bürgern auch Tipps mit auf den Weg. „Bei einem Einfamilienhaus sollte man schauen, dass alles ordnungsgemäß versperrt ist. Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster, das für die Täter kein Problem ist. Die Häuser sollen von außen gut beleuchtet sein und Wertsachen auch nicht einfach irgendwo rumliegen.“ Bei Mehrfamilienhäusern gestaltet sich das Vorbeugen schon etwas schwieriger. „Es ist wichtig, dass die Hauseingangstüren nachts versperrt sind, das ist aber natürlich schwierig umsetzbar. Umso wichtiger ist der Schutz der Kellerabteile - am besten mit einem hochwertigen Schloss.“ Auch die Fahrräder sollen im Idealfall nochmal einzeln abgesperrt werden.
„Wissen was passieren kann“
„Es ist ein komisches und sehr beklemmendes Gefühl, gerade in der ersten Zeit“, erklärt Alina. „Zu wissen, dass jemand Fremdes unbeobachtet in unserem Zuhause war.“ Die 20-Jährige achtet mittlerweile genau darauf, dass immer die Rollläden unten und andere mögliche Eingänge verschlossen sind. „Meistens brennt auch immer ein Licht, wenn wir weggehen.“ Die aktuelle Einbruchserie nimmt natürlich auch sie wahr. „Ich glaube nicht, dass wir mehr Bedenken haben als andere. Aber wir wissen, was passieren kann und wie man sich schützt.“ Zum Stand des Redaktionsschlusses ereignete sich der letzte Fall Donnerstagabend in Rottenberg. Die Polizei fahndete mit einer Vielzahl von Einsatzkräften und einem Rettungshubschrauber nach den Tätern - bisher ohne Erfolg. Eines scheint allerdings sicher: Der nächste Einbruch ist nur eine Frage der Zeit - wo schlagen sie als nächstes zu?
Das sagen die Leser:
Albert Röll aus Krombach:
„Bei mir ist nicht viel zu holen. Ich hab keine Angst, aber das ist schon sch****. Man bekommt es aber hier auf dem Dorf natürlich schon mit. Da müssen schon Leute dabei sein, die sich sehr gut auskennen.“
Ernst Steigerwald aus Aschaffenburg:
„Wenn man das hört, macht man sich natürlich Gedanken. Wir wohnen im ersten Stock, von daher ist Einsteigen etwas schwieriger. Auf Türen und Fenster achtet man aber schon.“
Jutta Heeg-Zenglein aus Hösbach:
„In unserer Garage stehen zwei E-Bikes drin. Da haben wir uns jetzt wirklich in dieser Woche ein richtig gutes Schloss gekauft und haben das mit dem Ständer zusammen gebunden. Man fühlt sich definitiv unsicherer.“
Roland und Peter Kraus aus Kleinostheim:
„Wir haben davon schon gelesen, aber in unserem Umfeld ist da noch nichts passiert. Wirklich große Vorkehrungen treffen wir nicht, also ganz normal. Große Gedanken machen wir uns nicht.“
Ursula Lieb aus Aschaffenburg:
„Man hört ja fast jeden Tag davon. Ich schaue immer, wenn ich weggehe, ob alles verrammelt und zu ist. Mehr kann ich nicht machen. Vielleicht bräuchte man härtere Strafmaßnahmen, dann würde das eventuell auch weniger werden.“
Michael und Barbara Menke aus Goldbach:
„Es ist schon erschreckend. Wir wohnen hier seit mehr als 50 Jahren und das kommt immer wieder mal vor, aber aktuell ist es schon extrem. Schwierig zu sagen, woher die Täter kommen. Wir schauen schon, dass wir uns schützen.“
Werner Rauscher aus Goldbach:
„Meine Frau ist da noch ein bisschen ängstlicher als ich. Aber was man abschließen kann, schließe ich ab. Ich bin schon vorsichtig. Zum Beispiel lassen wir auch das Licht an, damit man sieht, dass Leute im Haus anwesend sind.“