Ex-US-Soldat zurück in Aschaffenburg: Wo ist meine alte Freundin?
ASCHAFFENBURG (mk). 1992: Nach 47 Jahren verabschiedete sich die amerikanische Army aus Aschaffenburg. Über 200.000 US-Bürger lebten hier in dieser Zeit und prägten das Stadtbild maßgeblich. Auch unser Funkhaus war damals ein wichtiger Standort der Truppen - das Hauptquartier der Smith Kaserne. Michael Swoope (60) aus Virginia war von 1979 bis 1981 hier stationiert. Er ist jetzt an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt - nach 40 Jahren. Sein großer Wunsch: ein Rundgang im Funkhaus, um in Erinnerungen zu schwelgen und eine alte Freundin von damals wiederzufinden.
„Es war aufregend, damals als 19-Jähriger nach Deutschland zu kommen. Ich dachte allerdings, es wäre etwas kälter hier“, schmunzelt Michael. Alleine verließ er damals seine Heimat, um für zwei Jahre seinen Dienst in Deutschland zu leisten. Nach drei Monaten Basistraining verschlug es ihn in die Smith Kaserne nach Aschaffenburg. „Ich wohnte mit meinem Zimmerkameraden Jim Hannay oberhalb des Funkhauses in der D-Kompanie. Das Funkhaus selbst war unser Hauptquartier. Hier bekamen wir unser Geld, im Keller schliefen wir, wenn wir Wachdienst hatten und die meisten Büros befanden sich hier.“ An seinem ersten Abend in der Stadt ging es mit einem Kollegen direkt in ein Restaurant auf der Würzburger Straße, um das deutsche Bier zu testen. Und das schmeckte. „Am nächsten Morgen stand hartes, körperliches Training auf dem Programm. Zum Glück war ich noch jung und konnte das wegstecken“, erinnert sich der zweifache Familienvater.
Wer kennt Martina aus Aschaffenburg?
Neben den täglichen Pflichten wie Wachdienst, Militärübungen und dem deutschlandweiten Austausch von US-Army-Fahrzeugen war natürlich das gesellige Leben ein wichtiger Bestandteil - so weit weg von zuhause. Ein beliebter Anlaufpunkt waren natürlich die Bars in der Würzburger Straße. In einer davon lernte Michael auch Martina aus Aschaffenburg kennen. Die beiden verbrachten die letzten Wochen von Michaels Aufenthalt miteinander. „Ich war ein eher schüchterner Typ damals, hatte nicht allzu viel Kontakt mit Mädchen. Martina mochte ich sehr. Sie war einige Jahre älter als ich. Ich habe schon versucht, sie zu finden, bisher aber erfolglos.“ Seine Hoffnung: Martina oder Menschen, die sie kennen, lesen diesen Artikel und helfen Michael, sie noch einmal wiederzusehen. Am kommenden Samstag, 11. Dezember, geht sein Flieger zurück in die Staaten.
Von Bier und Barbesuchen
Die Freundschaft mit Michaels Kollegen Jim hält nach wie vor. Der lebt in Alabama, Michael besuchte ihn dort schon und sie telefonieren regelmäßig. „Ich erinnere mich an eine lustige Geschichte. Jim und ich waren im Herbst auf einem Übungsplatz und zelteten dort und schlichen uns abends davon – in voller Montur mit Uniform und Gewehren. Wir landeten in einem Gästehaus und tranken mit den Deutschen stundenlang Bier. Jim konnte sich am nächsten Tag an nichts davon mehr erinnern.“ Den Kontakt zu den Deutschen beschreibt Michael als sehr gut, er gehörte damals einem deutsch-amerikanischen Club in der Jägerkaserne an. Gemeinsam unternahmen sie Ausflüge, besuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt wie das Pompejanum. An die Abende in der Diskothek in Kleinwallstadt erinnert sich der 60-Jährige auch noch lebhaft…Zurück in den USA ging Michael aufs College und gewöhnte sich schnell wieder daheim ein. Heute ist er zum zweiten Mal verheiratet, hat zwei Söhne und in der Computer-Branche tätig. Wie sehr er an den Aschaffenburger Erinnerungen hängt, beweist seine Rückkehr nach 40 Jahren. Über Facebook ist er mit vielen ehemaligen US-Veteranen, die in der Stadt geblieben sind, verbunden - trifft sie während seines aktuellen Besuchs und besucht alte Orte. Jetzt muss er nur noch Martina finden, um seine Zeitreise zurück nach Aschaffenburg perfekt zu machen.
Sind Sie Martina S. aus Aschaffenburg?
Wenn Sie mit Michael Kontakt aufnehmen möchten, melden Sie sich gerne in der Redaktion unter 06021/388363. Michael würde sich über ein Wiedersehen bis zum 11. Dezember freuen.