"Wir sind vor dem Krieg geflohen, doch der Terror geht weiter"
JOHANNESBERG (mz). Sie sind aus einem Kriegsgebiet geflüchtet, sie waren auf der Suche nach Schutz und Geborgenheit, doch auch in ihrer neuen Heimat Johannesberg geht der Terror weiter. Thomas* und sein Sohn Manuel* sollen der geflüchteten Familie Badian das Leben zur Hölle machen. Neben schlimmsten Beleidigungen schreckten die beiden auch nicht vor körperlicher Gewalt zurück. Die Familie ist völlig verängstigt und traut sich kaum noch vor die Tür.
„Wir können die Welt nicht verstehen. Wir sind vor dem Krieg geflohen und werden hier wieder bedroht“, sagt Alina Badian. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann und zwei Kindern in Johannesberg. Als die Familie vor einem knappen Jahr aus der Ukraine nach Deutschland flieht, ist die Hoffnung auf ein sicheres Leben groß. Doch zur Ruhe kommen die Badians auch hier nicht - im Gegenteil. Denn mit ihnen im Haus wohnen die Nachbarn Thomas* und sein Sohn Manuel*. Seit gut einem Jahr sollen sie die Badians terrorisieren – an ein normales Leben sei nicht mehr zu denken. „Als wir ankamen, haben wir schon gemerkt, dass das nicht die freundlichsten Menschen sind, wir haben trotzdem versucht mit ihnen klarzukommen, haben ihnen immer wieder Kuchen und Bier geschenkt.“ Doch alle Bemühungen scheinen umsonst – die vom Krieg geflüchtete Familie durchlebt auch in Johannesberg eine echte Tortur
Psycho-Terror und
körperliche Gewalt
„Im Hof wird unser Auto mit LKW-Reifen blockiert, sodass wir nicht losfahren können. Der Nachbar hat uns auch schon auf unserer Terrasse gefilmt, meinte, wir sollen wieder nach Hause, wir hätten hier keine Rechte.“ Die Familie lebe unter einer ständigen Bedrohung und sehe sich fast täglich mit ausländerfeindlichen Attacken ausgesetzt. In den vergangenen Monaten habe sich die Eskalationsspirale immer weiter gedreht. „Eines Tages lief Manuel* auf dem Hof herum und hatte eine Sense in der Hand, er hat uns beleidigt und bedroht.“ Vater Michael Badian bleibt trotz dieser Ausnahmesituation ruhig – PrimaSonntag liegen entsprechende Videoaufnahmen vor. Doch Michael Badian wurde Opfer einer zweiten Attacke – in seiner eigenen Wohnung wurde ihm, so erzählt es seine Frau, ins Gesicht geschlagen. Der Familienvater ließ sich anschließend im Krankenhaus behandeln. Doch damit nicht genug: „Der Sohn stand sogar schon mit einer Axt in unserer Wohnung – der pure Horror“, berichtet Alina Badian. „Meine Kinder (4 und 13 Jahre alt Anm. d. Red.) mussten alles mit ansehen, haben laut losgeweint. Wir konnten in ein Zimmer fliehen und haben die Polizei gerufen.“ Zwar endete auch diese Aktion glimpflich – doch die ständige Angst bleibt. „Meine Kinder trauen sich kaum noch vor die Tür, auch der Gang in den Keller zur Waschmaschine ist mittlerweile nicht mehr möglich.“, erzählt die Mutter. Für eine Stellungnahme war Vater Thomas* nicht zu erreichen. Für Familie Badian bleibt deswegen nur eine Option: Umziehen – so schnell wie möglich. Doch einige finanzielle Probleme sorgen dafür, dass die Familie noch immer in Johannesberg lebt.
Einweisung in
Klinik
Doch jetzt scheint Bewegung in den Fall zu kommen. Auf Prima-Sonntag Nachfrage bestätigt das Polizeipräsidium Unterfranken, dass die Polizei Aschaffenburg im Juli und August zu zwei solchen Einsätzen nach Johannesberg gerufen wurde. Aktuell laufe demnach ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung. Zudem wurde der Sohn in Gewahrsam genommen und anschließend vorläufig in einer Klinik untergebracht. „Der junge Mann hatte sich in einem psychischen Ausnahmezustand befunden und dadurch eine Gefahr für andere dargestellt“, so Polizeioberkommissar Maximilian Basser. Unterstützung erhält Familie Badian zudem von Vermieter Bernhard Zwiesler, Geschäftsführer von UZB Immobilien. „Ich habe hier zwei ukrainischen Familien die Wohnungen zur Verfügung gestellt. Das sind ganz anständige Mieter, die immer pünktlich ihre Miete bezahlen. Beide Elternteile gehen arbeiten, liegen der Gesellschaft also keinesfalls auf der Tasche.“ Zwiesler ist fest entschlossen, den mutmaßlichen Machenschaften des Gewalt-Duos ein Ende zu setzen. „Wir werden diese rechtsradikalen Umtriebe nicht länger akzeptieren. Wir werden Strafanzeige erstatten. Bei diesen beiden muss man wirklich mit allem rechnen.“ Damit Familie Badian endlich das bekommt, was sie sich seit Kriegsausbruch wünscht: Ein Leben in Frieden.
*Namen von der Redaktion geändert