„Wir sind kein Team, wir sind eine Familie!“
GOLDBACH (mg). Schröder, Wagner und Lô sind nur einige der Namen, die die Region in den letzten Wochen in ein echtes Basketball-Fieber versetzten. Bei der Weltmeisterschaft überzeugte die Mannschaft mit Teambasketball und sorgte bei so manchem Zuschauer für Schweiß und Tränen. Am Freitag setzten sich unsere Jungs in einem fulminanten Thriller gegen den Topfavoriten USA durch und können nun dem Ganzen im Finale gegen Serbien am Sonntag die Krone aufsetzen. Doch auch bei uns gibt es mittlerweile höherklassigen Basketball: Die Aschaffenburg Baskets schweben seit Jahren auf einer Erfolgswelle und sind nun bereit, den nächsten Schritt zu gehen…
Vier Meisterschaften in fünf Jahren, von der Bezirksliga bis in die 1. Regionalliga. Das Jahr 2015 war der Startschuss für eine wahre Erfolgsgeschichte für den TV Goldbach. Damals noch als Point Guard (Spielmacher) auf dem Feld, heute als Trainer und Vereinsfunktionär daneben: Jérôme Schaefer (38). Er ist einer der Köpfe hinter dem ganzen Projekt. Seit über 30 Jahren ist er Basketballverrückter, mit 13 begann schon die Trainerkarriere: „Für mich war schon immer klar, ich bin mit Herz und Leidenschaft Trainer.“ 2019 übernahm er als Coach die erste Herrenmannschaft der Goldbacher. 2020 erfolgte dann der Schritt vom Breitensport in den Leistungssport. Aus der Basketballabteilung des TV Goldbach wurden die Aschaffenburg Baskets. „Ziel war es, Leistungsbasketball anzubieten, aber auch semi- bis professionelle Strukturen aufzubauen.“ Der Bayerische Untermain sollte endlich eine höherklassige Basketballmannschaft bekommen und die talentierten Jugendlichen aus der Region die bestmögliche Förderung vor Ort erhalten. Als mittelfristiges Ziel wurde vor längerem schon Liga drei definiert - doch das soll nicht das Ende der Erfolgsgeschichte sein: „Theoretisch wäre auch die 2. Liga drin, da Aschaffenburg mit der f.a.n. arena über eine geeignete Halle verfügt.“ Jérôme ist Verfechter von nachhaltigem Wachstum, aber auch davon, Chancen zu nutzen. „Als wir in die zweite Regionalliga aufgestiegen sind, hat jeder zu uns gesagt: ‚Seid ihr verrückt? Das macht kein Sinn! ‘“ Doch die Mannschaft feierte als Aufsteiger den direkten Wiederaufstieg in die 1. Regionalliga.
Die Vielfalt wird zur Zwickmühle
Letzte Saison kamen die Baskets bis in die Playoffs. Dieses Jahr soll es ähnlich laufen: „Wir wollen möglichst weit in den Playoffs kommen. Letztes Jahr hatten wir eine tolle Playoff-Serie gegen den späteren Finalisten. Wir hatten die Chance zu gewinnen, sind aber in der zweiten Verlängerung mit dem letzten Wurf ausgeschieden.“ Am Ende landete die Schaefer-Truppe auf dem siebten Platz. Große Hoffnungen auf ein noch besseres Abschneiden sind mit dem Einsatz von Luan Pereira verbunden. Der Brasilianer führte die Baskets als Anführer und Topscorer auf dem Feld zu mehreren Meisterschaften. Doch Verletzungen und ein Landsmann sorgten dafür, dass Luan im letzten Jahr kaum das Feld sah. In der ersten und zweiten Regionalliga darf nur ein Nicht-EU-Ausländer pro Team spielen. Jahrelang war das der 31-jährige Pereira. „Das hat auch mit der Spielerposition zu tun. Große Leute sind rar gesät“, spielt Chefcoach Schaefer auf den 2,01 Meter großen Paulo Camilo an. Der hatte letztes Jahr die Position sicher. Bei Luan hofft man sehr, dass es bald mit einem deutschen Pass klappen könnte. Dann würden beide zusammen für brasilianisches Flair auf dem Court sorgen. „Er ist jetzt seit sieben Jahren in Deutschland, ist top integriert, ist Jugendübungsleiter und Identifikationsfigur bei uns“, so Schaefer über seinen Shooting Guard. Für Luan wäre das die Erfüllung eines Traums: „Paulo ist ein guter Kumpel. Nochmal zusammenzuspielen und dem Team zu helfen, die Ziele zu erreichen - das wäre toll!“
Die beste Abwehr der Liga
Mittlerweile ist Luan seit sieben Jahren in Deutschland. In seinem Heimatland spielte er fünf Jahre lang in der erste Liga. Wegen seiner damaligen Freundin und seinem Sohn zog es ihn dann in die Bundesrepublik - und in Goldbach hat er seine zweite Heimat gefunden: „Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange hier bleibe. Aber von Anfang an war das hier kein Team, sondern eine Familie.“ Sein Trainer kann ihm da nur zustimmen. Schaefer will seinem Team eine klare Philosophie an die Hand geben: „Definitiv Mannschaftsbasketball. Wir wollen eine eingeschworene Truppe sein - das waren wir schon immer. Basketballerisch wollen wir die beste Verteidigung der Liga haben und von da aus schnellstmöglich nach vorne spielen.“ Verantwortlich für den Spielaufbau wird zum Großteil Point Guard Jakob Jeßberger sein. Der gebürtige Gailbacher begann seine Karriere in Laufach, mit 14 zog es ihn nach Würzburg ins Basketballinternat: „Als ich besser wurde, gab es hier noch nicht so einen professionellen Verein. Deshalb bin ich auch weggegangen.“ Nach dem Abitur zog es ihn wieder zurück in die Heimat. Für seinen Chefcoach hat der 24-Jährige nur lobende Worte: „Er macht hier so viel für den Verein. Es ist einfach cool, wenn du jemand hast, der so ein Feuer und den Glauben in sich hat. Das zieht dich mit.“
Potenzial Bayerischer Untermain
Um den Sport in der Region noch populärer zu machen, haben die Baskets zahlreiche Projekte am Laufen. Zum Beispiel veranstalteten sie im April das 1. Basketball Grundschulcamp in Miltenberg, bieten regelmäßig Schnuppertrainings an und trainieren auch regelmäßig mit Basketball-AGs in unseren Schulen. „Das Potenzial, das der Sport in unserer Region hat, ist riesig“, ist sich Schaefer sicher. „Wir wollen Strukturen aufbauen, unsere eigenen Jugendlichen in die erste Mannschaft integrieren und dann wird der sportliche Erfolg auch definitiv kommen.“ Der soll auch schon in diesem Jahr stimmen. „Natürlich kommt es auch immer auf den Kader an, aber per se wollen wir gewinnen. Deshalb ist das Ziel erstmal Playoffs.“ Für die Baskets beginnen jetzt die entscheidenden Wochen. Am 1. Oktober startet die neue Runde mit einem Auswärtsspiel in Bamberg. Das erste Heimspiel findet am 14. Oktober in Goldbach statt - und dann soll die Halle brennen: „Unser Ziel ist es hier immer einen Hexenkessel zu haben“, so Coach Schaefer abschließend.