„Wir haben Angst um unsere Sicherheit!“
KAHL (jm). Dieser Nachbarschaftsstreit wirkt wie ein Pulverfass, von dem keiner weiß, wann es explodiert: Rolf Jäger aus Kahl sieht sich und andere Anwohner mit ständigen Schikanen eines Nachbars konfrontiert. Die Vorwürfe reichen von Beleidigungen, Lärmbelästigungen bis hin zu Körperverletzung. Weil sie sich nicht mehr zu helfen wissen, wenden sie sich jetzt an die Öffentlichkeit.
„Unsere Grundstücke grenzen direkt an einander.“ Herr Jäger wohnt seit über zehn Jahren in dem betroffenen Haus in Kahl. „Anfangs waren es nur laute Partys“, erinnert sich Jäger. „Das war gerade noch akzeptabel.“ Vor ungefähr drei Jahren eskalierte die Situation dann aber. „Er wurde immer aggressiver, unsere Nachbarschaft wurden mit Beleidigungen wie „Schw*nzl*tscher, W*chser, Nazi, weißer N*gger oder DDR-F*tze überschüttet.“ Warum das Verhältnis explodierte, sei den Nachbarn ein Rätsel. Nur bei verbalen Auseinandersetzungen soll es allerdings nicht geblieben sein. „Die Nachbarhäuser wurden mit Eiern beworfen, Zigarettenstummel fliegen auf die anderen Grundstücke, auf denen auch Kinder zu Hause sind.“ Dazu die laute Musik, mit der die Nachbarn fast täglich beschallt sein sollen. „In unserem Wohnzimmer sind es zwischen 60 und 80 Dezibel. Im Garten kann man sich manchmal nicht unterhalten.“ Das entspräche von der Lautstärke ungefähr einem vorbeifahrendem Auto oder einem Rasenmäher. Bisheriger Höhepunkt der Tyrannei sei der tätliche Angriff mit Körperverletzung auf eine Anwohnerin gewesen, die sich zufällig auf ihrer eigenen Terrasse aufhielt.
Keine öffentlich-rechtliche Handhabe
Die Polizei wisse laut Rolf Jägers Angaben von den Vorfällen. „Ich habe in den letzten zwei Jahren mehr mit der Polizei zu tun gehabt als vorher. Bei den Beamten aus Alzenau möchten wir uns ausdrücklich bedanken.“ Auf unsere Anfrage will sich die Polizei aus Datenschutzgründen nicht äußern. Kahls Bürgermeister Jürgen Seitz berichtet aber, die Verwaltung habe wegen den ständigen Ruhestörungen längst Kontakt mit der Immissionsschutzbehörde des Landratsamts Aschaffenburg aufgenommen. „Von behördlicher Seite gibt es keine Handhabe, um öffentlich-rechtlich gegen den Störer vorzugehen“, erklärt Seitz. „Dem Bürger wurde empfohlen, bei Ruhestörungen, Beschimpfungen oder gar Tätlichkeiten Anzeige bei der Polizei zu erstatten.“ Es wurde weiterhin angeraten, die Lärmbelästigungen zu dokumentieren und mit einem Rechtsbeistand auf Unterlassung zu klagen. „Leider wurden wir missverstanden“, sagt Jäger, der diese Ratschläge bereits von der Polizei erhalten hatte. „Es geht uns zwar auch um die Belästigungen, viel wichtiger für uns ist die potentielle Gefahr, die von dieser Person ausgeht. Er hat anscheinend vollkommen die Kontrolle über sich verloren.“ PrimaSonntag hat sich selbst in der Straße umgesehen. Bei unserem Besuch war alles ruhig in der Nachbarschaft. Auf unser Klingeln hin wurde die Tür des Terror-Nachbarn nicht geöffnet.
Angstzustände bei Anwohnern
Rolf Jäger geht es vor allem um eines. „Wir sind einfach der Meinung, dass der Mann Hilfe braucht. Unser Ziel wäre ein psychologisches Gutachten, um herauszufinden, woher diese Ausfälle kommen und was dagegen unternommen werden kann.“ Im Moment herrscht aber vor allem große Sorge in der Wohngegend. „Wir haben einfach Angst um unser körperliches Wohl“, erklärt Jäger. Einige der anderen Anwohner seien so verschreckt, dass sie nicht mal mehr die Polizei rufen. „Es handelt sich um eine massive, dauernde Beeinträchtigung unserer Lebensqualität und um eine psychische Belastung.“ Das habe bei einigen der Anwohner bereits zu anhaltenden Angstzuständen geführt. „Wir wollen unseren nachbarschaftlichen Frieden zurück und bitten hierfür um Unterstützung.“