Noch viel Arbeit in Sachen Gleichberechtigung
BAYER. UNTERMAIN (fs). Jeder kennt die erschütternden Bilder und Nachrichten aus dem Iran, wo Frauen mutig und mit oft schwerwiegenden Folgen für ihre Rechte eintreten und sich öffentlich gegen das brutale Regime wehren. „FRAUEN - LEBEN - FREIHEIT!“ Bei uns ist die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen mittlerweile zum Glück im Grundgesetz verankert. Doch in der Praxis sieht das häufig noch etwas anders aus. Bei der Arbeit, im Sport, oder im privaten Umfeld: In vielen Bereichen werden Frauen immer noch benachteiligt und diskriminiert. So ziemlich jede von ihnen hat sich auch schon mal sexistische Sprüche anhören müssen oder sogar sexualisierte Belästigung erfahren. Am 8. März wird deshalb der Weltfrauentag gefeiert. Viele Feministinnen nutzen diese Gelegenheit, gehen auf die Straße und kämpfen für ihre Rechte.
„Wir brauchen den Weltfrauentag, um jedes Jahr auf die Probleme der Frauen aufmerksam zu machen“, erklärt Goldbacherin Monika Schmittner. Sie hat sich bereits in den Achtzigern als Frauenrechtlerin in der Region engagiert. Damals ging es noch um ganz andere Themen: „Frauen konnten nachts kein Taxi nach Hause nehmen. Sie mussten per Anhalter fahren“, erinnert sich Schmittner. Das war für sie der Anlass, sich für eine bessere Situation zu engagieren. Zusammen mit ihren Mitstreiterinnen hat sie einiges erreicht: Ein Nachttaxi wurde eingeführt, ein Frauenhaus für die Region gegründet. Seitdem hat sich in Deutschland und auch am Bayerischen Untermain schon einiges getan. Schmittner ist optimistisch: „Ich bin mir aber sicher, dass wir irgendwann vollständige Gleichberechtigung erreichen.“
Elke Wolf aus Aschaffenburg: „Ich wünsche mir einen gleichen Lohn für Männer und Frauen, weil die Männer verdienen ja immer noch mehr.“
Dara Stahl aus Großwallstadt: „Ich hab vorher in Hamburg gewohnt. Da hatte ich immer noch Angst, nachts rumzulaufen. Das muss sich ändern. Es sollte auch normal sein, dass der Mann die Elternzeit nimmt und nicht die Frau.“
Hans Wehner Aschaffenburg: „Frauen werden immer stärker. Sie kommen an die Spitze auch in der Politik und in der Industrie. Das finde ich gut und richtig. Frauen sollten auch gleich viel verdienen wie Männer.“
Natalie Injakin Aschaffenburg: „Man fühlt sich nicht sicher, alleine feiern zu gehen oder in den Urlaub zu fahren. Vor allem in Ländern, die weiter weg sind. Sicherheit ist ein großer Punkt. Ich würde mir auch wünschen, dass mir mehr zugetraut wird. Beim meinem Umzug musste ich alles alleine machen. Niemand hat geglaubt, dass ich das hinbekomme und meine Möbel alleine aufbauen kann.“
Martina Schäffner aus Kleinostheim: „In meinem Umfeld ist schon einiges getan worden. Auch bei den Arbeitgebern. Bei uns im Architekturbüro werden gerne Frauen eingestellt und Frauen verdienen auch alle das gleiche wie Männer. Also, ich fühle mich auch im Job sehr gleichberechtigt.“
Brigitte Dornbusch aus Kleinostheim: „Ich finde, es hat sich nicht viel getan - vor allem in meiner Generation. Manche Männer ziehen nicht so mit. Bringen noch frauenfeindliche Sprüche.“
Ralf Wagner Aschaffenburg: „Mir ist das Thema Gleichberechtigung schon wichtig. Auch im Sport. Ich fand es super, dass die Frauen international beim Wintersport mehr mitmachen durften. Zum Beispiel beim Skispringen.“
Silvia Wagner aus Aschaffenburg: „Beruflich sind Frauen noch benachteiligt. Eine Frauenquote allein reicht nicht. Der normale Werktätige sollte schon gleich entlohnt werden. Es wird immer viel geredet, aber wenig gemacht.“
Nicole Stanzel Sailauf: „Es hat sich schon sehr viel getan, wenn man zurückdenkt, vor 50 Jahren, wie wenig Rechte Frauen da hatten. Wir haben in Deutschland viel erreicht. Vor allem im Vergleich zu anderen Ländern. Es kamen mit den Rechten, aber auch viele neue Aufgaben dazu. Haushalt, Kinder, Arbeit: Das ist einfach viel. Da muss in Partnerschaften, Ehe oder Familien noch mehr getan werden.“
Gaby Biedermann Haibach: „Das ist selbstverständlich ein Grund zum Feiern. Wir Frauen sind das stärkere Geschlecht. Wir sind dynamisch und schaffen einfach vieles.
Victoria Vari aus Großostheim: „Es wär einfach mal schön, wenn es wieder okay wäre, dass eine Frau sich um die Kinder kümmern möchte und nicht arbeiten muss. Müssen denn zwei Leute die finanziellen Rahmenbedingungen schaffen? Es ist auch wichtig, dass die Kinder den Familienrahmen um sich haben und nicht schon im Kleinkindalter jemand fremden übergeben werden.“
Miriam Roth aus Aschaffenburg: „Ich wäre froh, wenn man mal nachts draußen rumlaufen könnte, ohne Angst zu haben. Ich hab‘ ganz lang in Würzburg im Nachtleben gearbeitet und habe häufig vorgegeben, zu telefonieren. Wir müssen einfach eine neue Generation Jungs erziehen, die wissen, was Frauen abends Angst macht und das vermeiden können.“