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Wie geht es unserem größten Wochenmarkt?

17.11.2024, 06:30 Uhr in PrimaSonntag
KW46 Marktfoto 4

ASCHAFFENBURG (ld). Für viele gehört es zu den Wochenhighlights, mittwochs oder samstags gemütlich über unseren größten Wochenmarkt in Aschaffenburg zu schlendern. Die klassischen Schirmstände mit ihren bunten Planen erwarten einen mit frischem Obst und Gemüse, Gärtnereien erfreuen mit Kränzen oder duftenden Blumen und auch andere Lebensmittel wie Eier, Honig, Brot und noch vieles mehr sind jedes Mal direkt von den Händlern zu bekommen. Dabei noch ein netter Plausch mit den Händlern oder Bekannten, die man zufällig trifft. Ein Wocheneinkauf, der mit dem im Supermarkt nicht vergleichbar ist. Aber rentiert sich ein Wochenmarkt überhaupt noch?

Den Wochenmarkt in Aschaffenburg gibt es inzwischen seit etwa 800 Jahren. Das Angebot variiert je nach Saison, doch momentan gibt es 44 Stammbeschicker, die fast immer mit ihrem Stand vertreten sind. Erstaunlicherweise hat er auch die Krisen der letzten Jahre gut gemeistert und die Preise relativ niedrig gehalten. Zum Teil sind die sogar unter Supermarkt-Niveau. Doch diese Preise zu halten, wird von Tag zu Tag schwieriger, insbesondere für kleinere Händler.

Alles wird teurer

Die wirtschaftliche Gesamtsituation ist auch auf dem Wochenmarkt spürbar. Leute schauen inzwischen genauer hin, was sie zu welchem Preis kaufen und worauf sie verzichten. Zudem wurden innerhalb von drei Jahren die Standgebühren gleich zweimal um jeweils zehn Prozent erhöht. Marktsprecher Jochen Grimm kann die Preiserhöhung nachvollziehen, denn die Verwaltungskosten beim Veranstalter, den Kongress- und Touristikbetrieben der Stadt Aschaffenburg sind hoch. Doch auch die Stromkosten steigen aufgrund der schlechten Energieversorgung vor Ort. Die Stromanschlüsse sind in die Jahre gekommen und weisen mit der Zeit immer mehr Defekte auf. Verteilerkästen sollen aushelfen, doch deren Benutzung ist je nach Standpunkt umständlich und ebenfalls teurer. Der Veranstalter konnte sich allerdings nicht zu den Problemen äußern und verwies kurzfristig auf die Stadt.

Nicht nur die Preise
sind das Problem

Neben den hohen Kosten, verstärkt sich auch das Parkproblem, nachdem durch die Umgestaltung des Mainufers weitere Parkplätze wegfallen. Die einzige Parkmöglichkeit bleibt somit die Tiefgarage der Stadthalle und die ist gerade samstags bei Veranstaltungen komplett überfüllt. Busfahren ist höchstens für Aschaffenburg und Umgebung eine Option, um auszuweichen, nicht aber für Kunden aus etwa dem Taunus, die extra die Anfahrt auf sich nehmen und im schlimmsten Fall umkehren müssen. Ein weiteres Dauerthema ist die Verlegungssituation während anderer Veranstaltungen wie dem Stadtfest, Fischmarkt und Weihnachtsmarkt, die in den letzten Jahren allerdings verbessert wurde. Trotzdem müssen die Standbetreiber in diesen Zeiträumen enger zusammenrücken, neu planen und Umsatzeinbußen hinnehmen.

Wo bleibt die Unterstützung?

Die Marktsprecher Jochen Grimm und Gerald Marx wünschen sich stellvertretend für alle Marktbeschicker mehr Unterstützung vom Veranstalter und der Stadt Aschaffenburg. Dazu müsste der Markt nicht einmal kostenlos sein, wie beispielsweise in Karlstein oder Hanau, aber alle sollten an einem Strang ziehen und schauen, wie man Hindernisse gemeinsam meistern kann. Auch über anerkennende Worte oder Gesten wie eine Flasche Wein und ein bestärkendes „Dankeschön“ wie in Großostheim würde man sich freuen. Eine weitere Maßnahme der Unterstützung vom Veranstalter und der Stadt wäre Werbung für den Markt auf Plakaten oder im Radio. Konzepte dazu soll es seitens der Beschicker sogar schon geben.


Der Markt im Wandel?

In der letzten Zeit sind leider immer mehr Wochenmärkte und Stände in anderen Orten verschwunden. In Schöllkrippen gibt es beispielsweise gerade noch einen einzigen Stand. In Aschaffenburg stagniert die Besucherzahl unter der Woche zwar etwas, doch der Zuspruch ist hier immer noch groß. Deswegen sieht man der Zukunft eher positiv entgegen, auch wenn sich einige Gewohnheiten ändern. Zum Beispiel gehen die Leute inzwischen eher gegen Mittag auf den Markt, anstatt gleich früh am Morgen die bestmögliche Ware zu ergattern. Außerdem kommen neue Stände dazu. Ein breiteres Angebot soll den Markt und damit auch die Einkaufsstraßen in der Innenstadt wiederbeleben. Denkbar wären zum Beispiel weitere Imbissbuden oder neue Produkte, auch wenn die Marktordnung dazu geändert werden müsste. An Interesse am Markt mangelt es jedenfalls nicht und Jochen Grimm ist sich sicher: „Der Wochenmarkt hat so eine lange Tradition. Der hat Kriege überstanden, der hat Krisen überstanden, der wird auch die Situation jetzt meistern.“


Das sagen die Marktbesucher:

KW46 UMF Markt 2
Christel Fleckenstein aus Westerngrund

„Wir sehen uns hier gerne um, auch wenn wir hier nichts kaufen. Es gibt immer schöne Dinge hier und meistens nimmt man auch was mit, selbst wenn man nichts wollte.“

KW46 UMF Markt 3
Edith Simon aus Hasselroth

„Der Markt gefällt mir einfach, weil es hier schön ist und weil es gute Angebote gibt. Immer, wenn ich meine Freundin hier besuche, gehe ich auf den Markt.“

KW46 UMF Markt 4
Johanna Höfler aus Alzenau

„Man bekommt frische Sachen. Man kann sich auch unterhalten.“

KW46 UMF Markt 5
Vera Schwager aus Aschaffenburg

„Es macht einfach Spaß. Das Angebot, man trifft Leute, … das finde ich einfach gut. Ich gehe jeden Mittwoch auf dem Markt.“

KW46 UMF Markt 6
Roland Wehne aus Aschaffenburg

„Man kann bummeln und aussuchen, was es gibt. Die Qualität stimmt. Ich gehe nicht regelmäßig, aber ab und zu mal auf den Markt. Der andere Vorteil ist, es ist nicht alles verpackt. Man kann Körbchen oder Tütchen einfach mitbringen.“

Das sagen die Marktbeschicker dazu:

Sebastian Engelhardt Gaertnerei 1
Sebastian Engelhardt

„Mittwochs ist es schwierig, samstags ist schon Betrieb da. Auf längere Sicht kostendeckend zu wirtschaften, ist dann schwierig. Das muss man sich mal überlegen, wie es weiterlaufen kann.“

Thomas Roehmer Gaertnerei 2
Thomas Röhmer

„Also noch haben wir Kundschaft. Es ist nur so, dass die Leute später kommen. Früher war der Markt ein frühes Geschäft und zum Mittag waren dann nur noch die Reste. Jetzt schlafen die Leute länger, frühstücken erstmal in Ruhe und kommen dann, wenn sie ausgeschlafen haben, auf den Markt.“

Reiner Elmrich Gemuese Hanau 3
Reiner Elmrich

„Man muss schon feststellen, dass es in früheren Jahren einfacher war. Wenn die Preise steigen, kann man das auch nicht auf die Kundschaft umlegen, weil dann gar keiner mehr auf den Markt kommt. Daher wird unser Verdienst immer geringer.“

Uwe Goehler Imker 4
Uwe Göhler

„Ich sehe die Marktsituation aufgrund der gestiegenen Preise schwierig für die Zukunft, aber nicht unmöglich. Markt ist schon ein anderes Shoppingerlebnis als im Supermarkt einkaufen zu gehen. Man trifft sich, man sieht sich, man unterhält sich – sehen und gesehen werden.“

Marion Hirschmueller Nudeln 5
Marion Hirschmüller

„Die Fixkosten werden für die Marktbeschicker sicherlich erhöht. Und die Kunden sind auch zurückhaltender geworden, also man muss dann schauen, dass man das alles wieder reinbekommt.“