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Wie aus Rivalen Freunde wurden!

03.07.2022, 06:30 Uhr in Sport
Sport

BAYER. UNTERMAIN. (mg/jm) Ein Zusammenschluss von mehreren Vereinen ist nichts Neues. Schon vor fast 100 Jahren entstand Hertha BSC, nachdem der Berliner Fußball Club Hertha 1892 und der Berliner Sport-Club fusionierten. Spannend wird es allerdings, wenn sich zwei Vereine zusammenschließen, die sich vorher auf dem Platz als echte Rivalen gegenübergestanden. Auch in unserer Region gibt es Spielgemeinschaften, die aus rivalisierenden Clubs entstanden sind. In der jüngeren Vergangenheit sorgten Corona, Spielermangel und Co. dafür, dass die Vereine enger zusammenrücken mussten - auch wenn sie vorher nicht die besten Freunde waren…

SG SpVgg Hobbach/Wintersbach/Krausenbach: „Es ging heiß zur Sache!“

Huebsch
Timo Kukec und Manfred Schäfer

Schon 2013 schlossen sich die beiden Nachbarn Hobbach und Wintersbach zusammen. Zur neuen Saison stößt nun der TSV Krausenbach dazu. Für die beiden Vorstände Manfred Schäfer und Timo Kukec vor 20 Jahren noch unvorstellbar: „Das wäre damals aufgrund der Rivalität zwischen Wintersbach und Krausenbach unmöglich gewesen“, erzählt Schäfer. Der TSV Krausenbach feiert in wenigen Tagen sein 60-jähriges Jubiläum. Der Verein ist aber auch beim ehemaligen Rivalen verwurzelt: „Die SpVgg Wintersbach gibt es seit 1949. Hier haben bereits einige Gründungsmitglieder des TSV Krausenbach ihre ersten Fußballspiele bestritten, bis sie dann den TSV Krausenbach gründeten.“ Angenähert hat man sich bereits vor Jahren, wie TSV-Vorstand Kukec erklärt: „In früherer Zeit waren es Derbys, die heiß zur Sache gingen, aber mit Beginn der JFG Elsavatal, in der die Jugend sowieso miteinander spielt und die Freizeit miteinander verbringt, wurden die Spiele freundschaftlicher - aber trotzdem immer mit etwas Abstand.“ Mit den beiden Reserve-Mannschaften begann der Zusammenschluss zur letzten Saison. In diesem Jahr spielen dann auch die ersten Mannschaften zusammen. Von der Spielgemeinschaft erhoffen sich die Vereine einiges: „Einfach um weiterhin spielfähig zu sein und den Zuschauern attraktiven Fußball bieten zu können - plus den Spielern den Spaß wieder zurückzubringen“, so Kukec. Ob das gelingt, ist noch ungewiss, doch die Vorstände und ihre Vereinen blicken zuversichtlich in eine gemeinsame Zukunft.

SG Schimborn/SV Königshofen: „Sind nur noch durch ein Ortsschild getrennt!“

KW26 Sport 2
Schrod, Trainer Schimborn, und Rink, Trainer Königshofen

„Früher waren das einfach hart umkämpfte Derbys“, erinnert sich Christian Huth, sportlicher Leiter des SV Königshofen. Besonders in Erinnerung ist ihm ein Spiel geblieben. „Da war ich selbst erst acht oder neun Jahre alt“, erzählt Huth. „Da ging es heiß her. Drei Platzverweise und auch die Zuschauer sind unglaublich mitgegangen.“ Auch Alexander Winter, sportlicher Leiter der SG Schimborn, erinnert sich noch an die gelebte Rivalität. „Ich denke, ein entscheidender Grund dafür war, dass wir damals noch getrennte Jugendmannschaften hatten.“ Mittlerweile hat sich das geändert. Schon seit vielen Jahren spielen die Junioren-Teams in immer wieder wechselnden Spielgemeinschaften, seit 2009 sind beide Jugendabteilungen fest in der JFG Mittlerer Kahlgrund aktiv. „Dadurch ist man natürlich ein Stück weit auf und neben dem Platz zusammen gewachsen“, berichtet Winter. Schon vor drei Jahren gab es erste Pläne für eine Spielgemeinschaft zwischen den beiden Nachbarvereinen. „Zum jetzigen Zeitpunkt sind beide Vereine noch nicht auf eine Spielgemeinschaft angewiesen“, erklärt Winter. „Das ist ein ganz bewusster Schritt, um langfristige Planungssicherheit zu schaffen.“ Wie bei so vielen Vereinen fehlt es an Nachwuchs. Trotzdem scheiterte damals ein Zusammenschluss. „Wir waren sportlich gesehen zu weit voneinander entfernt“, berichtet Huth. Man sei auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen. Mittlerweile haben sich die Karten aber neu gemischt. Für Schimborn ist nach zwei Spielzeiten mit Daxberg eine Spielgemeinschaft auch nichts Neues mehr. „Wir gehen das jetzt entspannter und aufgeräumter an“, erzählt Huth. „Ich bin sehr froh über diese zweite Chance.“ Auch Alexander Winter freut sich auf den neuen Partner. „Wir sind praktisch nur durch ein Ortsschild getrennt.“

FSV Hessenthal/SV Mespelbrunn: „Ältere Generation war gegen Fusionierung!“

KW26 Sport 3

Im Jahre 1994 entstand aus den Vereinen FSV Hessenthal und SV Mespelbrunn der FSV/SVM. Der Zusammenschluss war ein längerer Prozess. Bereits drei Jahre zuvor wollten die Spieler beider Mannschaften zusammengehen, doch einige Gegenstimmen setzten das Vorhaben in die Warteschlange, wie sich der damalige Spieler und heutige Vorstand Christian Langer erinnert: „Wir Spieler verstanden uns, wir waren ja zusammen in der Schule. Als uns in Mespelbrunn so langsam die Spieler ausgingen und das in Hessenthal auch schon abzusehen war, wollten wir zusammengehen – die ältere Generation war da aber anderer Meinung.“ Damals sorgte die Fusionierung der beiden Ortsteile für Unmut bei manchen Vereinsmitgliedern – heute tritt der Verein als eine Familie auf und feierte mit dem zwischenzeitlichen Aufstieg in die Kreisliga den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Die zweite Mannschaft spielt mittlerweile gemeinsam mit dem Rot-Weiss Weibersbrunn. Vor einigen Jahren noch undenkbar, als der FSV/SVM den Abstieg des RWW im finalen Spiel der Saison besiegelte. Der damalige Kapitän der sogenannten Schwarzen-Weißen Teufel, Bastian Goldhammer, erinnert sich: „Die Stimmung auf dem Sportplatz war unfassbar hitzig. Der Kontakt zwischen den Vereinen war lange danach noch abgekühlt, aber seitdem wir mit der Zweiten zusammen sind, sind Freundschaften zwischen den Spielern entstanden und man trifft sich immer wieder auf den jeweiligen Sportplätzen.“ Wie vor rund 30 Jahren können also auch noch heute aus Rivalen Freunde werden.