Wenn Hilfsbereitschaft zur Gefahr wird
LEIDERSBACH (he). Eigentlich sollte es eine ganz normale Gassi-Runde werden - dann kam alles anders als geplant. Anfang der Woche beobachtet Jörg Kroth auf seinem Spaziergang, wie eine Frau und ein Kind von Betrunkenen angepöbelt werden. Er erkennt die Gefahr und ruft die Polizei. Doch bevor die eintreffen kann, wird er selbst Opfer von einem Angriff.
Jörg Kroth geht am Montagabend mit seinem Hund die gewohnte Runde durch Leidersbach - doch dann bemerkt er etwas Ungewöhnliches: An einer Bushaltestelle stehen vier sehr betrunkene junge Männer, daneben eine unbeteiligte junge Frau und ein Kind. „Die beiden wurden ständig von den anderen massiv angegangen und beleidigt“, erinnert sich Kroth. Rund um die Szene liegen Glasscherben, Alkoholflaschen und Müll. Was ihm besonders auffällt: Einer der Männer liegt regungslos zwischen den Scherben, aber keiner von seinen Freunden kümmert sich um ihn. Der Leidersbacher bleibt daraufhin auf der gegenüberliegenden Straßenseite an einem parkenden Auto stehen: „Zum Schutz hatte ich es als verpflichtend angesehen, die Situation im Auge zu behalten.“ Kurz darauf ruft er zusammen mit einer Anwohnerin die Polizei. Währenddessen spitzt sich die Lage aber weiter zu: Die Jugendlichen bemerken, dass sie Publikum haben und wenden sich von der jungen Frau ab - hin zu Kroth und der Zeugin. „Die Betrunkenen haben dann noch mehr rumgeschrien und gepöbelt, aber wir haben versucht, sie nicht zu beachten. Die wurden dann immer aggressiver - besonders einer…“
„Meine Luft war plötzlich weg“
Mit dem, was im Anschluss passiert, hatte er nicht gerechnet: Von hinten wird er plötzlich angegriffen. „Ich habe auf einmal einen massiven Schlag in meine untere Rippenpartie gespürt und dann bin ich mit dem Kopf auf das Autodach geknallt. Meine Luft war plötzlich weg“, erinnert er sich schmerzhaft. Vom Beschützer zum Opfer. Kroth begibt sich dann sofort zu der Zeugin ins Auto und verschließt die Türen. In dieser Zeit kommt der Bus und nimmt das Kind mit. Die junge Frau steigt mit ins Auto. Als die Polizeistreife vorfährt, sind alle Beteiligten erleichtert: „Ich weiß noch, wie froh ich war, als ich endlich das Polizeiauto gesehen habe, aber das, was sich die Polizisten dann anhören mussten, hätte ich mir als Beamter nicht gefallen lassen.“ Unter ständiger Beleidigung werden die drei Täter festgenommen. Der am Boden liegende wird unter großer Mühe mit Handschellen in einem Krankenwagen abtransportiert.
Rippenprellung und
Strafanzeige
Und plötzlich ist es wieder ruhig in Leidersbach - Kroth fährt nach Hause und von dort aus ins Klinikum Aschaffenburg: „Dort wurde bei mir eine Rippen- und Kopfprellung festgestellt. Auch heute noch fallen mir das Atmen und das Bücken schwer. Die Strafanzeige ist schon raus.“ Kroth erholt sich gerade von dem Vorfall und muss das Ganze erstmal verarbeiten, wie er PrimaSonntag in einem persönlichen Gespräch erzählt. Trotzdem würde er es immer wieder genauso machen…