Wenn der Postmann gar nicht klingelt…
KLEINWALLSTADT/WINZENHOHL (ps). Wer wichtige Briefe erwartet und tagelang zum Briefkasten geht, nur um jedes Mal mit leeren Händen zurückzukommen, der ist irgendwann genervt. So geht es wohl vielen in der Region gerade, wenn man den Kommentaren auf der Kleinwallstädter Facebook-Seite Glauben schenkt. Probleme mit der Briefzustellung gibt es wohl auch in Großostheim, Niedernberg und Stockstadt. Sabrina aus Kleinwallstadt und Werner M. aus Winzenhohl (Hösbach) sind von dem Briefstau betroffen und haben sich an PrimaSonntag gewandt.
„Ich habe einen sehr wichtigen Brief von der Familienkasse erwartet. Ich habe dann eine Sendungsbenachrichtigung bekommen, normalerweise sind die Briefe dann innerhalb von zwei Tagen da. Eine Woche später war der Brief aber immer noch nicht da“, erzählt Sabrina. Weil es etwas so Wichtiges ist, hat die Kleinwallstädterin dann die Postbotin auf das Problem angesprochen. „Sie hat gesagt, dass insgesamt sechs Mitarbeiter im Bezirk Kleinwallstadt fehlen, weil sie gekündigt haben oder krank sind. Schlussendlich kamen dann über eine Woche nach der Sendungsbenachrichtigung die ersten Briefe.“ Ein Bekannter von Sabrina arbeitet bei der Post. Er habe an einem Tag über 400 Zustellungen an den Mann bringen müssen. „Er hat gesagt, das schafft er gar nicht und dass hier regional einfach Land unter ist.“ In der Nachbarschaft gebe es Leute, die sogar zwei Wochen lang keine Schreiben mehr erhalten haben und dann an einem Tag 14 Briefe auf einen Schlag. Interessant: Bei Paketen scheint es keine Zustellungs-Probleme zu geben.
„Ein einziges Chaos“
Nicht nur Sabrina hat tagelang vergeblich auf Briefe gewartet. Auch Werner M. aus Winzenhohl ist völlig genervt. „Das läuft einfach überhaupt nicht rund. Seit mehr als einer Woche warte ich auf Unterlagen vom Notar. Das ist doch beschissen“, sagt er. Gerade bei Schreiben, die derart wichtig sind, ärgern sich die Leute logischerweise. Werner M. hat nach eigenen Angaben mit einem Postboten gesprochen. „Der hat mir gesagt, dass es aktuell ein einziges Chaos ist. Und, dass es früher so war, dass ein Postbote einen fest zugeteilten Bezirk hatte, in dem er sich dann natürlich gut auskannte. Heute haben viele wohl ständig wechselnde Bezirke und finden sich dann erstmal nicht so gut zurecht“, so Werner M. Dadurch kann die Zustellung von Post natürlich länger dauern. Der Winzenhohler hat das Warten auf den Brief vom Notar nach über einer Woche nicht mehr ausgehalten und ist auf eigene Faust zum DHL-Zustellstützpunkt nach Hösbach gefahren. Dort angekommen, bekam er tatsächlich das Notar-Schreiben und jede Menge weitere Post ausgehändigt. „Unter den Briefen war auch einer, der schon am 14. Oktober in Frankfurt abgestempelt wurde, also vor zehn Tagen.“ Insgesamt habe Werner M. 25 Briefe aus Hösbach mit nachhause genommen - sie lagen dort und haben auf die Zustellung gewartet. „Ich habe auch das Fach für die Post gesehen, die für Winzenhohl bestimmt ist. Da lag so viel drin, damit könnte man einen Kleintransporter füllen“, so Werner M.
Problem gelöst?
Auf PrimaSonntag-Nachfrage teilt Alexander Böhm, DHL-Pressesprecher der Regionalstelle Mittelhessen, Ober- und Unterfranken, mit, dass es aktuell tatsächlich einen sehr hohen Krankenstand gibt. „Viele fehlen, weil sie erkältet sind. Zusätzlich hatten wir letzte Woche im Briefzentrum Offenbach einen kompletten Stromausfall. Weil die Prozesse alle miteinander verknüpft sind, hat das dann zu großen Problemen im Ablauf geführt“, so Böhm. Mittlerweile würde allerdings alles wieder reibungslos laufen. „Sechs Kündigungen im Bezirk Kleinwallstadt hat es nicht gegeben. Der Job ist natürlich auch fordernd, man ist bei Wind und Wetter draußen und steht oft unter Zeitdruck. Da kommt nicht jeder mit klar und man wird natürlich auch mal krank.“ In Kleinwallstadt, Winzenhohl und weiteren Kommunen ist davon, dass mittlerweile alles wieder laufen soll, noch nicht sehr viel zu spüren. Vielleicht dauert es noch einige Tage, bis die liegengebliebene Post nach dem Stromausfall überall angekommen ist. Da muss wohl einfach noch etwas Geduld her.