Was geht uns die US-Wahl an?
BAYER. UNTERMAIN (mg).Die US-Präsidentschaftswahl ist nicht einfach nur eine Entscheidung an der Wahlurne - sie ist ein globales Ereignis, das den Lauf der Welt mitgestaltet. Am kommenden Dienstag dreht sich das große Rad erneut und viele hierzulande werden die Nacht vor dem Fernseher verbringen, um zu verfolgen, ob Kamala Harris als erste Frau das höchste Amt der USA übernimmt oder ob der Republikaner Donald Trump für ein spektakuläres Comeback sorgt.
Für die vielen amerikanischen Auswanderer am Bayerischen Untermain ist die Wahl ein emotionales Ereignis. Sie verfolgen aufmerksam, wie sich die Politik in ihrer alten Heimat entwickelt und hoffen auf einen Weg in eine stabilere Zukunft. Auch die Untermainer, die in die Staaten ausgewandert sind, erleben hautnah, wie der Wahlkampf die Menschen bewegt. PrimaSonntag hat mit den Untermain-Amis, den Lesern und einem Wirtschaftsexperten gesprochen und erfahren, wie sie das Spektakel verfolgen und welchen Ausgang sie sich wünschen.
Gabriele Kapperer Gross aus Mespelbrunn - lebt in Sherman, Texas
„Das ganze Land steht vor der Entscheidung zwischen zwei Kandidaten, die eigentlich beide nicht ins Weiße Haus gehören. Mein Mann sieht Trump als das geringere Übel, aber ich tendiere eher zu Harris, vor allem wegen ihrer Haltung zum Schutz der Menschen- und Frauenrechte. Niemand ist wirklich begeistert. Was die Einwanderung betrifft: Wir brauchen die Arbeiter und wollen Einwanderer – aber legal. Eine unkontrollierte Einwanderung bringt Probleme wie Kriminalität und Drogenhandel. Jeder, der kommt, sollte sich an die Regeln halten, so wie wir es auch tun mussten. Es gibt keine einfache Lösung.“
Johannes Vogel aus Großwallstadt - lebt in Los Angeles, Kalifornien
„Die anstehende Wahl ist die zweite US-Wahl, die ich vor Ort in Los Angeles miterlebe und die erste Wahl, an der ich dank doppelter Staatsbürgerschaft, aktiv meine Stimme abgeben darf. Wie schon vor vier Jahren steht auch diesmal nicht weniger als das Fortbestehen der Demokratie auf dem Spiel. Das Land ist gespalten und einen gemeinsamen Mittelweg gibt es nicht. Zu unterschiedlich sind die Ansichten und zu radikal sind Trump und sein Kult, die die Zeit zurück in die 1800er Jahre drehen wollen, als weder Frauen noch Menschen anderer Herkunft Rechte hatten. Ununterbrochenes Lügen von Seiten Trumps, parteiische Medien sowie Milliardäre, deren Ziel es ist, Trump mit allen Mitteln an die Macht zu bekommen, um ihren Einfluss zu erhöhen und Steuern zu sparen, haben für viele Anhänger eine Parallelwelt mit alternativen Fakten geschaffen. In dieser Welt ist Trump, trotz strafrechtlicher Verurteilungen, rassistischer und faschistischer Hetze und dem Versuch demokratische Wahlen umzukehren, unantastbar. Deshalb müssen wir uns, in den USA sowie in Deutschland, aktiv gegen Hass, Hetze und Rassismus wehren. Geht wählen!“
Jonathan Quiroga aus Aschaffenburg – ursprünglich aus San Antonio, Texas
„Ich finde es schwer zu sagen, wer von den beiden am besten geeignet wäre – am Ende zählt oft, wer die meiste Medienaufmerksamkeit bekommt. Momentan ist das Trump. Alle Kandidaten touren durchs Land und versuchen, Wähler zu überzeugen. Meine Mutter lebt noch in den USA, daher bekommen wir all das natürlich intensiver mit als hier in Deutschland. Ich finde, es ist eine schwierige Entscheidung. Jeder Kandidat hat eine eigene Vorgeschichte, Vor- und Nachteile. Aber mittlerweile kommt es mir so vor, als wäre das kein echter Wahlkampf mehr, sondern mehr ein Schönheitswettbewerb. Trump versteht die Medien und weiß genau, wie er sich präsentieren muss, um Anhänger für sich zu gewinnen. Dass Kamala Harris da versucht, mit denselben Mitteln mitzuhalten, war fast schon vorhersehbar. Sie geht neue Wege und hofft, so näher ans Volk zu kommen. Statt den entscheidenden Themen geht es oft nur noch um persönliche und private Geschichten der Kandidaten, und dabei verlieren sie das Wichtige aus den Augen. Was derzeit stattfindet, ist wie eine Reparaturarbeit an einem kaputten System. Es wird oft von einer „Veränderung der Welt“ gesprochen, aber in Wahrheit geht es nur darum, das Beste und Profitabelste daraus zu machen. Am Ende der Amtszeit werden dieselben Probleme wieder auf der Agenda stehen.“
Die Folgen für unsere Wirtschaft
Andreas Freundt, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Aschaffenburg
„Die deutsche Wirtschaft schaut mit Spannung in die USA. Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Exportmarkt für die deutschen Unternehmen, es gibt enge wirtschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Ländern und fast 6.000 deutsche Unternehmen in den USA. Wir schauen mit Sorge auf Donald Trumps Vorschläge, einen Zoll-Grundtarif von mindestens 10% auf Importe einzuführen. Das würde es für deutsche Exportgüter schwierig machen.“ Wichtig sei es, dass Handelskonflikte abgebaut und die Investitionsbeziehungen verbessert werden.
Das sagen die PrimaSonntag-Leser
„Ich bin für Kamala Harris, weil ich die Demokraten besser finde als die Republikaner. Mit dem Wahlprogramm der Demokraten kann ich mich eher identifizieren.“
„Ich würde Harris wählen. Ihre Ziele und sie sind mir sympathischer.“
„Ich hoffe doch sehr, dass wir den Trump nicht nochmal ertragen müssen. Der wäre für uns genauso schlimm wie für die Amerikaner!“
„Ich würde den Trump wählen. Den hätte ich schon das letzte Mal gewählt, einfach weil er deutschstämmig ist.“
„Definitiv Kamala Harris. Da sind meine Mutter und ich uns sehr einig. Ich finde man kann den Herr Trump nicht wählen, der ist Populist mit faschistischen Zügen und er hat ja bewiesen, was er für eine Präsidentschaft hingelegt hat. Ich weiß nicht, wie man so jemanden wählen kann. Und ich finde, es ist endlich Zeit für eine gebildete Frau!“
„Ich mag den Mann nicht; schon als er Präsident war, kam nichts Gutes bei raus. Der würde bestimmt alles ändern, und mit Sicherheit hätte das Folgen für Deutschland.“
„Ich würde es sehr gut finden, wenn Trump wieder Präsident wird. Donald Trump hätte massive Auswirkungen auf Deutschland. Hier fließen die ganzen Kosten nicht in die Infrastruktur, sondern in ganz andere Sachen. Trump ist ein notwendiges Übel, aber besser als das, was jetzt ist. Er hat in den vier Jahren seiner Präsidentschaft noch niemals einen Krieg geführt. Unter Obama gab es vorher die meisten Kriegsopfer, und unter Biden ist es jetzt genauso. Außerdem bin ich optimistisch, dass er den Ukraine-Krieg beenden wird.“
„Was verfolgt dieser Mann für Ziele? - Alleinherschafft - schlicht und einfach eine Diktatur. Er wird Steuererleichterungen für die Oberschicht schaffen und für die breite Masse tut der gar nichts. Das wird gewaltige Ausmaße haben für Deutschland. Er wird definitiv versuchen, die Einfuhrzölle zu erhöhen, mindestens in Bereichen, die für seine Wirtschaft schwach sind. Er bringt Macht für einen kleinen Kreis und der Rest ist ihm egal.“
„Ich würde Nein sagen. Der Trump ist nicht mein Fall. Seine Einstellung passt mir einfach nicht, und ich hoffe, der Mehrheit geht es genauso. Es wird bestimmt schreckliche Auswirkungen auf uns alle haben. Was er befürwortet, ist besonders für uns hier in Deutschland nicht tragbar.“
„Es wär grauenhaft, wenn dieser Mann Präsident wird. Man muss den Mann nur im Wahlkampf beobachten – der ist unflätig, ein Rassist, frauenfeindlich und er ist ein verurteilter Krimineller. Ich würde sagen, das reicht. Es hätte enorme wirtschaftliche Auswirkungen auf Deutschland, wenn Trump Präsident wird. Er wird auf deutsche oder europäische Waren so hohe Zölle erheben, dass uns die Ohren schlackern.“