Warum die Giegerichs lustige Leute sind!
BAYER. UNTERMAIN (hw/kh/ml). Wussten Sie, dass Sie Teil lebendiger Geschichte sind? Zumindest, wenn Sie zum Beispiel Wissel, Giegerich oder Fleckenstein heißen. Unsere Nachnamen sind unsere Identität. Aber was bedeuten sie eigentlich und wo kommen sie her? PrimaSonntag hat die häufigsten Namen der Region gesucht und ihre Bedeutung gefunden. Vielleicht ist auch Ihr Nachname dabei!
Matthias Klotz ist Familienforscher im Stiftsarchiv Aschaffenburg. Er kennt sich mit Namensbedeutungen der Region aus.
Kahlgrund
Platz 1: Wissel 98
Platz 2: Rosenberger 86
Platz 3: Fleckenstein 68
Felix Wissel ist Bürgermeister von Mömbris und weiß, dass sein Nachname keine Seltenheit ist: „Schon alleine bei mir in der Gemeinde gibt es fünf Personen, die den gleichen Namen wie ich, also Felix Wissel, haben. Ich hatte mal mit einem Mann gesprochen, der bei uns im Ort so ein bisschen Ahnenforschung betreibt und der hat mir erzählt, dass in Mömbris nur ein Wissel die Pest überlebt hätte. Der hat wohl im Ortsteil Rothengrund gewohnt und auf ihn würden quasi alle heutigen Wissels zurückgehen.“
Namensforscher Klotz sagt, dass Wissel eine frühmittelalterliche Herkunft hat und eher westfälisch-preußischen Ursprungs ist. Eigentlich bedeutet es so viel wie „kleiner Gürtel“.
Aschaffenburg
Platz 1: Schmidt/tt 724
Platz 2: Müller 677
Platz 3: Roth 323
Birgit Schmidt aus Aschaffenburg ist die Leiterin des Städtischen Gartenamts. „Ich kenne sehr viele mit meinem Nachnamen. Am witzigsten ist es im Wartezimmer beim Arzt. Wenn da Schmidt aufgerufen wird, stehen immer mehrere Leute auf.“
Matthias Klotz weiß über den Namen: Der Nachname Schmidt kommt ursprünglich vom Mittelniederdeutschen „smit“. Es ist die Berufsbezeichnung für den Metallarbeiter und Schmied. Je nach Arbeitstechnik oder Produkt wurde der Name erweitert (Bsp. Drahtschmidt oder Kaltschmidt).
Spessart
Platz 1: Kunkel 185
Platz 2: Englert 160
Platz 3: Staab 96
Udo Kunkel ist Bürgermeister in Heinrichsthal und ihm ist seine Nachnamen-Prominenz bekannt: „Es war einmal sehr witzig, als ein Kollege in meinem Hauptberuf mit der gleichen Berufsbezeichnung und dem gleichen Vor- und Nachnamen mit mir verwechselt wurde.“
Kunkel kommt im Übrigen aus dem Mittelhochdeutschen und bezeichnet Hersteller von hölzernen Spinnrocken auch bekannt als Kunkeln. Um diesen Holzstab wird die unverwobene Wolle gewickelt.
Kreis Miltenberg Nord
Platz 1: Lieb 191
Platz 2: Giegerich 159
Platz 3: Bachmann 122
Franca Lieb ist nicht nur eine lokale Persönlichkeit und verzaubert mit ihrer Stimme bei Radio Primavera die Hörer, die gebürtige Mömlingerin trägt auch wie viele andere den Nachnamen Lieb - und das mit Stolz: „Was bei uns in der Region ein gängiger Nachname ist - gefühlt jeder 2. bei uns in Mömlingen heißt so, ist schon außerhalb vom Bayerischen Untermain eine wunderschöne Kuriosität! In der Heimat bin ich einfach eine Lieb, aber zum Beispiel in München wurde ich oft für meinen wunderschönen Nachnamen angesprochen. Mein Name hat aber schon immer große Wellen geschlagen.“
Nachnamen, die eine Charaktereigenschaft bezeichnen, wie Lieb, Böse, Gutherz etc., gehen oft auf einen Vorfahren mit der Eigenschaft zurück. Franca Liebs Vorfahren müssen somit sehr nette Menschen gewesen sein.
Kreis Miltenberg Süd
Platz 1: Zöller 115
Platz 2: Schmitt 99
Platz 3: Grimm 79
Wolfgang Zöller war für 23 Jahre Mitglied des Deutschen Bundestages und ist seit 1969 bereits Teil der CSU. Der Obernburger stammt zwar aus dem nördlichen Miltenberger Landkreis, kennt aber etliche Zöllers, die im ganzen Kreis verteilt sind: „Zum Beispiel mein prominenter Namensvetter Thomas Zöller (ehemals Mönchberger Bürgermeister). Er ist seit Oktober letzten Jahres Abgeordneter im Bayerischen Landtag.“ Mit ihm hat Wolfgang Zöller allerdings keine familiäre Verbindung. „Meine ganzen Verwandten wohnen in und um Wertheim, da ist mein Vater nämlich nach dem Krieg hingekommen.“
Der Name Zöller stammt vom altdeutschen Wort „Zölle“ ab, was „Zoll“ bedeutet. Demnach stammen die meisten heutigen Zöllers von ehemaligen Zollbeamten ab.
Bedeutungen weiterer häufiger Nachnamen bei uns:
Roth: Bezieht sich entweder auf rote Haarfarbe, den Ortsnamen Roth oder die Wohnstätte für eine Person, die auf einem gerodeten Grundstück gelebt hat.
Fleckenstein: Heißt: „der Fels am Stein“. Der Name stammt von der gleichnamigen Burg Fleckenstein aus der Pfalz, die 1245 erbaut wurde.
Rosenberger: Ist althochdeutsch und bedeutet „Besitzer eines Rosengartens“. Erstmals im 16. Jahrhundert erwähnt, bezeichnet der Name fleißige und zuverlässige Leute und ist heute auf der ganzen Welt verbreitet.
Giegerich: Kurzgefasst steht „Der Giege“ für Geck, Tor, Narr. Die Endung „-rich“ ist eine Maskulinbezeichnung aus dem Indogermanischen. Giegerich bezeichnete also einen Spaßvogel, einen lustigen, ausgelassenen Menschen.