Von Obernburg bis an die Weltspitze!
OBERNBURG/AARHUS (jm). Unsere Region ist eine echte Handball Hochburg! Zahlreiche große Namen haben in unserer Region ihre ersten Schritte gemacht. Eine von ihnen ist Sabine Englert. Die Obernburgerin hütete jahrelang das Nationaltor und spielte auf dem höchsten Niveau.
„Mit meinen zwei älteren Brüdern bin ich in der Halle groß geworden“, erinnert sich Sabine Englert. „Handball hat mir gefallen und ich kam nicht mehr davon weg.“ Ihre ersten Schritte machte die Torfrau bei ihrem Heimatverein TUSPO Obernburg - von dort schaffte sie es bis in die Jugend-Nationalmannschaft. „Auch wenn Handball meine erste Priorität war, hätte ich noch nie gedacht, dass ich mal professionell Handball spielen werde.“ Über die TGS Walldorf schaffte die Obernburgerin schließlich den Sprung zum mittelhessischen Bundesligisten Mainzlar. „Ich wollte unbedingt noch meine Ausbildung fertig machen. Deshalb bin ich das erste Jahr in Mainzlar jeden Tag nach der Arbeit oder Schule gependelt.“ Ab dem zweiten Jahr konnte Englert sich voll auf den Handball konzentrieren - und das sollte sich auszahlen. 2001 wurde sie Pokalsiegerim und feierte ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft. „Das war eigentlich gar nicht geplant. Mit der Jugend-Mannschaft hatten wir zeitgleich einen Lehrgang, wie das A-Team“, berichtet die 42-Jährige. „Die hatten einige Verletzte im Tor und so wurde ich hochgezogen. Das war schon ein großes Erlebnis, auch weil ich nicht damit gerechnet hatte.“
Auf dem Zenit
nach Dänemark
Nach vier Jahren bei Bayer Leverkusen folgte dann für Sabine Englert der Schritt ins Ausland. „Zu dem Zeitpunkt war in Dänemark die beste Liga. Ich hatte dann aber das Angebot von Hypo Niederösterreich bekommen. Davon war ich allerdings nicht wirklich begeistert und hatte auch erst abgesagt. Das Niveau in Österreich hatte mich nicht so gereizt.“ Der österreichische Verein spielte allerdings in der Champions League und so kam die Nationalmannschaftstorhüterin nochmal ins Grübeln. „Deshalb ging ich dann erst in nach Österreich und wechselte zwei Jahre später nach Dänemark.“ Genauer gesagt: Zu der Spitzenmannschaft FC Midtjylland Håndbold/Herning-Ikast Håndbold. Allerdings klappte diese Umstellung nicht auf Anhieb. „Von der Sprache her war es okay. Spielerisch hat die Eingewöhnung etwas länger gedauert, auch weil ich anfangs verletzt war.“ Aber nach etwa einem halben Jahr Akklimatisierung startete die Obernburgerin so richtig durch. Mit dem dänischen Top-Team gewann sie drei Meisterschaften, vier Pokalsiege und sogar zwei internationale Titel. „Das Niveau dort war schon extrem anspruchsvoll und man konnte sich in jedem Spiel mit Top-Spielerinnen messen.“ Insgesamt trug Sabine Englert dreizehn Jahre lang das Midtjylland-Trikot.
Wechsel ins Trainergeschafft?
Eigentlich wollte die 42-Jährige dort auch ihre Karriere beenden - doch der Handball-Gott hatte andere Pläne. „Es gab letztes Jahr ein paar Herausforderungen, beispielsweise mit dem Trainer, sodass ich mich nicht mehr wohl gefühlt habe. Ich hatte keinen Spaß mehr am Handball und wollte aufhören.“ Ein paar Stunden nachdem sie ihre Pläne der Familie erzählte, kam allerdings ein Angebot von Aarhus United. „Da ich in Aarhus vorher schon gewohnt habe, konnten sie mich nochmal überzeugen.“ Aktuell ist sich die Torhüterin noch nicht sicher, ob sie nächste Saison nochmal aufläuft. „Der Handball gibt einem viel, aber man muss auch auf viel verzichten.“ Parallel startete Englert ihre Trainerkarriere: Seit diesem August ist sie für die Torhüterinnen des österreichischen Nationalteam zuständig. Mit ihnen war sie auch erst kürzlich bei der Frauen-Handball-Weltmeisterschaft dabei. „Ich bin noch nicht hundertprozentig im Trainer-Job angekommen“, lacht Englert. „Als Spielerin fühle ich mich aktuell noch wohler. Auf dem Feld zu sein und sich zu beweisen – das hat mir bisher doch noch besser gefallen.“ Nach Obernburg schafft es Sabine Englert leider nur noch selten, ihrem Heimatverein ist sie aber immer noch sehr verbunden. „Dort habe ich eine sehr gute Ausbildung genossen, sonst wäre ich wahrscheinlich nie so weit gekommen.“