Vom Winzerdorf in die Weltmetropole

BÜRGSTADT/ISTANBUL (mg.). Der Weg in den Profi-Fußball ist oft kein leichter. Viele scheitern auf der Strecke und müssen ihren Lebenstraum aufgeben. Auch für den 24-Jährigen Isa Dogan hatte der Weg einige Hürden parat: Verletzungen, enttäuschte Hoffnungen und ein harter Kampf ums Comeback prägten seine Karriere. Jetzt will der aus Bürgstadt stammende Torhüter sich einen seiner größten Träume erfüllen…

Das Fußballspielen erlernte Isa in seiner Heimat Bürgstadt. Damals stand er nicht zwischen den Pfosten, sondern versuchte als Innenverteidiger das Tor zu verteidigen. Mit elf Jahren ging es zur Aschaffenburger Viktoria. „Ich habe damals all meinen Mut zusammengenommen, dem Cheftrainer der U14, Tobi Nitsch, eine E-Mail geschickt und ihn nach einem Probetraining als Torwart gefragt.“ Isa bekam die Chance und nach ein paar Einheiten war klar, dass die Viktoria den jungen Fußballer verpflichten möchte. „Dort habe ich sehr viel dazu gelernt. Den Instinkt, den ich dort entwickelt habe, hab ich heute immer noch.“ Die Aschaffenburger Zeit beschreibt er als „sehr schöne Jahre“. 2014 kam dann der nächste große Sprung - ein Angebot vom Bundesligisten TSG Hoffenheim. Isa folgte dem Ruf Richtung Süden und verfeinerte in den Jugendabteilungen der TSG sein Torwartspiel - auch wenn es zeitweise ein wenig viel wurde: „Das war dann nicht mehr nur Fußball und Spaß haben. Da ging`s dann richtig um die Entwicklung und vor allem um Leistung. Mit der Schule zusammen war das schon eine sehr anstrengende Zeit.“ Sein Engagement in Sinsheim war sportlich leider von zwei großen Verletzungen geprägt. „Die haben mich sehr weit zurückgeworfen. Aber dadurch habe ich erstrecht gelernt mich durchzubeißen.“

Rückschlag
und Reife
2019 zog es ihn dann zum ersten Mal in die Türkei zu Adanaspor. Das erste Intermezzo in der Heimat seiner Familie dauerte aber kaum ein Jahr an. „Da hab ich schnell gemerkt, dass der Wechsel vielleicht zu früh kam. Im Nachhinein fand ich`s aber gut, weil ich die Erfahrung gemacht habe und jetzt auch wusste, auf was ich bei so einem Wechsel achten muss.“ Bei Adanaspor wurden die ihm gemachten Versprechungen nicht eingehalten und so kam er kaum zum Zug. Man einigte sich auf eine Vertragsauflösung und Isa kehrte nach Bürgstadt zurück. Über die Stationen Chemnitz und Leipzig kam er in diesem Sommer zu Istanbulspor. Über ehemalige Mitspieler in der Türkei lernte er einen Berater kennen, der ihm den Kontakt und ein Probetraining beim Verein ermöglichte. Ende Juli wurde der Transfer endlich offiziell verkündet. Nach den drei großen Istanbuler Vereinen Beşiktaş, Galatasaray und Fenerbahçe ist es der vierterfolgreichste Verein der Weltmetropole. Im letzten Jahr musste der Club den Gang in die zweite Liga angehen. Das große Ziel ist der Wiederaufstieg - im Kasten dabei: Isa Dogan. Bereits in der Vorbereitung merkte er, dass es ein großer Schritt nach vorne ist. „Wir hatten Freundschaftsspiele gegen türkische und iranische Erstligisten. Da merkt man den Unterschied natürlich. Die Qualität ist eine ganz andere als die in der Regionalliga. Das geht alles viel schneller und die Spieler machen nicht so viele Fehler.“

Kurs Richtung
Süper Lig
Isa fühlt sich sehr wohl in Istanbul. „Es ist eine sehr schöne Stadt. Man hat hier alles, was man brauch und kann alles machen.“ Da er erst seit ein paar Wochen da ist, hatte er noch keine Zeit eine richtige Wohnung zu finden. „Die meisten Vereine in der Türkei haben ein eigenes Gebäude - quasi wie ein Hotel, wo jeder Spieler sein Zimmer hat.“ Im September will er sich aber um eine eigene Wohnung kümmern. Am vergangenen Wochenende stand Isa beim Liga-Auftakt direkt in der Startaufstellung. Mit einem 3:2-Sieg startete das Team in die neue Saison. Am Montag steht die nächste Partie an - und damit die Chance einen weiteren Schritt in Richtung Wiederaufstieg zu gehen. „In die Süper Lig aufzusteigen und dort zu spielen wäre auf jeden Fall ein Traum von mir. Wenn wir unsere Qualität in den Ligaspielen abrufen können, bin ich auf jeden Fall zuversichtlich“, so Isa abschließend.