Verfroren, verletzt, vernachlässigt
STOCKSTADT (ps). Nur durch den Einsatz aufmerksamer Passanten haben die acht Hamster überlebt. In einem Aquarium und einer Plastikkiste mit viel zu wenig Einstreu wurden sie an einem Spielplatz in Stockstadt ausgesetzt - bei eisigen Temperaturen. Die kleinen Tiere waren völlig verfroren, einige hatten sich gegenseitig schlimme Wunden zugefügt. Im Tierheim Aschaffenburg werden sie jetzt erstmal aufgepäppelt - mit etwas Pech vervielfacht sich ihre Zahl noch.
„Was wir über den ehemaligen Halter denken, sagen wir lieber nicht“, schreibt der Tierschutzverein Aschaffenburg und Umgebung e.V. auf Facebook. Der Verein hat auch Bilder der kleinen Hamster und der kläglichen Behälter hochgeladen, in denen sie gefunden wurden. „Wir haben nachts auf unserem Notfallhandy einen Anruf von der Polizei Aschaffenburg bekommen, weil ein Aquarium mit Hamstern in Stockstadt am Spielplatz Ecke Ringstraße gefunden wurde“, erzählt Lukas Kneisel, Tierheimleiter in Aschaffenburg. „Die acht Hamster waren auf das Aquarium und eine Plastikkiste aufgeteilt. Das große Problem dabei ist auch, dass sie Einzelgänger sind. Die sollten auf keinen Fall mit anderen Hamstern zusammen sein. Sie hatten ordentliche Bissverletzungen und kamen im Streit hier an.“ Nach der Erstversorgung der Wunden wurden die Hamster getrennt und konnten sich erstmal aufwärmen. „Die waren aufgrund der nächtlichen Temperaturen total kalt.“
Aus fünf können schnell 50 werden
An das spärlich ausgestattete Aquarium hatte der ehemalige Halter einen mit Textmarker beschrifteten Zettel geklebt: „Ich verschenke euch!“, steht darauf. Es ist offensichtlich, dass die Person die Hamster so schnell wie möglich loswerden wollte - deshalb die Nacht- und Nebelaktion. „Den Tieren geht es jetzt soweit gut, sie fressen und trinken. Die Wunden sind bei einigen schon ziemlich tief, aber das wird mit Sicherheit. Wir hören uns jetzt auch mal um, ob jemand was gesehen hat oder irgendwas weiß“, so Lukas Kneisel. „Eine Sache gibt es aber noch: Es sind leider Gottes fünf Mädels und drei Jungs. Das heißt, wir haben mit Sicherheit fünf schwangere Mädels, die über die Tragzeit (circa 25 Tage) hier bleiben müssen. Wir warten jetzt erstmal ab, ob die noch Babys bekommen. Jetzt sind es acht Hamster, mit etwas Pech sind es am Ende vielleicht 50.“ Der Tierheimleiter hat einige Tipps für jeden, der seinem Hamster ein möglichst glückliches Leben bereiten möchte. „In weniger seriösen Fällen passiert es immer wieder, dass Leute sich ein trächtiges Weibchen ins Haus holen und dann auf einmal viel mehr Hamster haben. Das muss man dann halt einplanen. Außerdem müssen die Tiere unbedingt alleine gehalten werden und brauchen sehr viel Einstreu, damit sie ordentlich buddeln und Gänge graben können.“ Auch darauf, dass der Käfig gut belüftet ist, sollte unbedingt geachtet werden, so Kneisel. Die acht Hamster sind jetzt erstmal in guten Händen, in Zukunft hofft das Tierheim aber, dass sie an Menschen vermittelt werden, die sie nicht einfach abstellen wie Sperrmüll.