VerDAMMter Stadtteil?
DAMM (kh). Ein Ort, der dafür gekämpft hat, ein Teil von der großen Stadt Aschaffenburg nebenan zu werden: Der Stadtteil Damm. Aber was ist neben dem Bahnhof und nach der Industrialisierung noch vom einstigen Dämmer Dorfcharakter geblieben? Am ganzen Bayerischen Untermain müssen die Gemeinden um die urigen Kneipen und Traditionsbetriebe kämpfen. So ist es auch in Damm. Auf Social Media heißt es: „Was ist nur aus unserem Damm geworden? Es hält sich einfach nichts lange hier…“ Das Damm-Portrait in PrimaSonntag.
Es ist der flächenmäßig größte und gleichzeitig der einwohnerstärkste Stadtteil Aschaffenburgs. Neben unzähligen Einkaufsmöglichkeiten und mittlerweile auch zahlreichen Neubauwohnungen gilt Damm als das Tor vom Kahlgrund in die Innenstadt. Die Aschaff-Auen bieten die nötige Portion Naturnähe, am Dämmer Tor kann man alles kaufen, was man so braucht und die Bewohner freuen sich über ein blühendes Vereinsleben. Von der Stadt Aschaffenburg heißt es: „Die Stadt unterstützt private und ehrenamtliche Initiativen, wie den Dämmer Weihnachtsmarkt. Stadtteile leben auch aus der Tradition einer früheren dörflichen Gemeinschaft und eines besonderen Zusammenhalts. Dafür sprechen auch die Zusammenschlüsse in Vereinsringen oder die traditionellen Veranstaltungen wie der Dämmer Schoppen, das Feuerwehrfest oder das Entenrennen.“ Aus der Sicht städtischer Planer war Damm der perfekte Ort, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen und neue Gewerbebetriebe anzusiedeln. Aber trotzdem scheint es für Geschäfte eine nicht lang anhaltende Liebe zu sein - der einstige Dorfcharakter Damms verschwand und der „Dämmer Stolz“ ist schwer angekratzt.
So steht es wirklich
um den größten Stadtteil
„Nach 85 Jahren nehmen wir jetzt Abschied“, hieß es Ende letzten Jahres von Cornelia Vogel. Sie hat den Familienbetrieb „Friseursalon Vogel“ mit Lotto Laden von ihrem Vater Helmut Vogel übernommen und musste ihn jetzt ohne Nachfolger schließen – das Haus in der Behlensstraße steht seitdem leer. Genau so geht es dem Back Café aus Kleinostheim. Auch sie mussten ihren Standort in Damm nach 25 Jahren Betrieb wegen Fachkräftemangel aufgeben und das Gebäude in der Mühlstraße steht seitdem leer. Ebenfalls der Smyths Toys Markt am Dämmer Tor schließt im Sommer die Filiale in Damm. „Das Nachfrageverhalten hat sich in den letzten Jahren erheblich durch den Onlinehandel verändert. Attraktive Räume mit Aufenthaltsqualität sind künftig in erster Linie im Sektor der aktiven Freizeitgestaltung zu sehen. Das betrifft auch die Innenstadt. Einzelhandel lebt natürlich auch von der Kundenfrequenz, die in den Stadtteilen naturgemäß weniger ausgeprägt ist.“, so die Stadt Aschaffenburg. Alles in allem keine gute Bilanz für den einst so belebten Stadtteil. Aber es bleiben einige Dämmer Aushängeschilder.
Sie halten die Dämmer Fahne hoch
Hanns-Jochen Giegold ist zum Beispiel Inhaber von der Stammgaststätte „Zur Biene“: „Hier treffen sich alle, der Geschäftsmann, Handwerker, Rentner und natürlich auch Frauen. Alle aus der Innenstadt und Damm.“ Der gebürtige Hamburger übernahm die urige Location von dem plötzlich verstorbenen Vorgänger Rudi Mauer. Giegold besuchte früher selbst oft das Lokal und ihm gefiel es einfach dort. Wenn die Altdämmer Stammgäste ihn dann mit einem freundlichen „Moin“ begrüßten, dann wusste der neue Chef, dass er sich zurecht für den schönen Stadtteil Damm entschieden hatte. Die Gaststätte „Zur Biene“ gibt es jetzt seit 1843, wurde ursprünglich vom Bienenzuchtverein Damm gegründet und ist für den Inhaber wie eine zweite Heimat. Doch mittlerweile muss der „Eingedämmte“ bangen: „Servicekräfte DRINGEND gesucht“ heißt es auf einem Schild vor der Gaststätte. Auch ihm gehen einfach die Leute aus. Bei Inhaber Ahmet Celikten vom Geschäft Deniz Döner ist es jedoch besser: „Ich finde es hier in Damm perfekt. Ist ja unser dritter Standort und ich habe mich mit meinem Bruder gerne für Damm entschieden.“ Er sieht seine Zukunft in diesem Stadtteil und hat Großes vor: „Ich will eine neue Speisekarte entwickeln und ein wenig renovieren. Ich bin auch immer hier vor Ort und finde die Leute aus Damm bisher alle sehr freundlich.“
Arno und Ulla Gayer aus Damm sind Stammgäste in der Biene:
„Wir kommen her, weil wir nur 250 Meter weit weg wohnen. Ist eine gemütliche Kneipe und irgendwie die einzige in der Art in Damm. Ist halt unsere Stammkneipe und wir waren schon als Kinder immer hier.“
Das sagen die Leser:
Ranja Körbel Schöllkrippen:
„Speziell Damm hat sich echt super gemausert. Hier läuft sogar unser Ex-Bürgermeister morgens mit dem Bademantel seine Zeitung holen. Es war früher bisschen anders, aber hat sich gut gemacht. Auch mit dem Ring und den Geschäften. Man wohnt ja quasi in Aschaffenburg, aber hat günstigeren Wohnraum als in der Innenstadt.“
Karolin Hofstetter-Spehr aus Leider:
„Ich habe keine schlechten Erfahrungen. Mein Sohn geht auch hier in den Kindergarten. Ich weiß halt, dass früher der Ruf nicht so gut war, eher sozial benachteiligt, aber das hat sich ja alles geändert durch die Neubauten und den neuen Kindergarten.“
Edgar Morhard aus Mainaschaff:
„Es hat sich unwahrscheinlich entwickelt. Damm war früher echt nichts los, aber auch durch den Markt hier ist alles unglaublich kompetent geworden.“
Klaus Schneider aus Mainbullau:
„Von den Geschäften her ist ja alles zentral, mit vielen Geschäften und man findet immer alles, was man sucht, bin aber auch froh, wenn ich wieder zuhause bin.“
Haris Ahmad aus Kleinostheim:
„Gewerblich gesehen ist Damm echt okay, aber schön ist es jetzt nicht. Die Wohngegend ist teilweise schon sehr runtergekommen. Ich kaufe halt hier ein und gehe ins Fitnessstudio.“
Anneliese Stenger aus Damm:
„Ich lebe seit 12 Jahren hier, kann ja überall hinlaufen, wo ich will, bin ja nicht mehr die Jüngste. Ich bin hier aufgewachsen und meine Freunde sind hier in der Nähe. Mein Opa und meine Oma haben schon an der Josefs Kirche gewohnt und wurden dann sogar ausgebombt.“
Jutta Kraus aus Damm:
„Ich denke, jeder hier hätte gerne mehr Einzelhandel, weniger Müll in den Aschaffauen, und mehrere günstige Wohnungen. Ich persönlich plädiere für ein betreutes Wohnen/Pflegeheim mit angeschlossenem Café/Restaurant auf dem Gelände der alten Impress. Die Parksituation in Damm ist eine einzige Katastrophe und die Burchardtstraße könnte man mal wieder beleben. Die Dämmer Zeil finde ich ja immer sehr amüsant. Allgemein ist man aber schnell in der Stadt, aber auch mit dem Hund schnell in der Natur.“