Unsere Region im Dürre-Stress

BAYER. UNTERMAIN (ps). Strahlende Sonne, 25 Grad im Schatten und weit und breit kein Wölkchen in Sicht: Die sonst so unbeständigen und verregneten Monate März und April haben sich bislang an überraschend vielen Tagen von einer beinahe sommerlichen Seite präsentiert. Über Ostern soll es jetzt zwar regnen, aber wie viel und ob der Regen auch wirklich da fällt, wo er am Dringendsten gebraucht wird, ist unklar. Für unsere Winzer, Landwirte und unseren Wald ist die außergewöhnliche Trockenheit eine große Herausforderung. Wie geht es ihnen damit? Was unternehmen sie? PrimaSonntag hat nachgefragt.
Gerade jetzt, wo in vielen Ortschaften unserer Region die Osterfeuer brennen, ist die Waldbrandgefahr sehr viel höher, als es im April eigentlich normal wäre. Das Risiko müssen allerdings alle Gemeinden selbst einschätzen, die Osterfeuer veranstalten. „Wenn es jetzt am Wochenende regnet, wird sich die Waldbrandgefahr etwas entspannen. Wenn aber danach wieder eine Trockenphase kommt, ist das Risiko auch sofort wieder höher“, erklärt der Miltenberger Kreisbrandrat Martin Spilger auf PrimaSonntag-Nachfrage. „Der gesamte März und halbe April waren außergewöhnlich trocken.“ Menschen, die draußen unterwegs sind, sollten auf die hohe Waldbrandgefahr Rücksicht nehmen, so Spilger. „Das heißt: Zigarettenkippen nicht einfach wegschmeißen, Pkw nicht auf Grünflächen parken und allgemein aufmerksam sein.“
Zukunft unseres Weins
In unserer Region hat der Weinbau eine lange Tradition. An vielen Stellen im Kreis Aschaffenburg und Miltenberg bauen Winzer sorgfältig gehegte Weine an, zu den Berühmtesten zählen Bacchus und Riesling. „Gerade diese Sorten sind betroffen von der Trockenheit und starken Sonneneinstrahlung, da ihre Beerenhaut anfällig ist für Sonnenbrand“, erklärt Klaus Gündling vom Weingut Goldberghof Gündling in Alzenau Michelbach. ,,Wir haben bereits auf den einsetzenden Klimawandel reagiert und Pilzwiderstands- und Trockenstressresistente Rebsorten mit in unser Sortiment aufgenommen. So hatten wir hier in Michelbach die ersten Cabernet Blanc-Reben im Ertrag.“ Auch Peter Arnold, Betriebsleiter im Kleinheubacher Weingut Fürst Löwenstein, weiß um den Stress, dem die Reben bei anhaltender Trockenheit ausgesetzt sind. „Wir hatten schon seit Januar keinen nennenswerten Niederschlag. Wir haben Lagen mit unterirdischen Quellen. Wenn die nicht total versiegen, haben wir Ausgleichsmöglichkeiten.“ Noch ist Peter Arnold zuversichtlich. Langfristig macht die Entwicklung ihm allerdings große Sorgen. „Was wird da noch kommen? Wenn es immer trockener wird, kann es sein, dass wir das neue Spanien werden. Wir müssen gucken, welche Sorten wir dann anpflanzen können.“ Zudem habe sich die Ernte nach vorn verschoben. „Zu meiner Lehrzeit haben wir den Wein im Oktober gelesen, jetzt passiert das schon Ende August/Anfang September.“
„Das wird uns begleiten“
Ausbleibender Regen ist auch für die Landwirte am Bayerischen Untermain ein immer größer werdendes Problem. Ralf Parr, Vertreter der Landwirte im Bayerischen Bauernverband (Kreis Aschaffenburg) schaut besorgt auf die aktuelle Situation. „Selbst wenn es jetzt regnet, ein paar Tage Regen ändern nichts am Grundwasserspiegel“, stellt er klar. „Seit fast vier Wochen hat es nicht mehr wirklich geregnet. Normalerweise reicht der Regen im Frühjahr, um Trockenphasen zu überbrücken. Dieses Jahr fällt schon im Frühling viel zu wenig Regen.“ Starkregenereignisse seien allerdings nicht das, was jetzt gebraucht werde. „Ein gemütlicher, ausgiebiger Landregen bringt den Pflanzen am meisten.“
Wald im Wandel
Selbst dann, wenn lodernde Flammen ausbleiben, ist unser Wald von extremer Trockenheit bedroht. Viele alteingesessene Baumarten wie die Fichte oder Rotbuche kämpfen im Stillen ums Überleben. „Bis jetzt hatten wir nicht mal die Hälfte des Niederschlags von dem, was wir letztes Jahr in diesem Zeitraum hatten“, erklärt Malte Lerner von der Aschaffenburger Außenstelle des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forst in Karlstadt. Im Spessart sei der Klimawandel nicht ganz so heftig zu spüren, wie in der Untermainebene. „In den höheren Lagen können wir unsere Buchenwälder behalten. Grundsätzlich pflanzen wir aber schon jetzt Baumarten an, die mit Trockenheit und Hitze besser klarkommen“, so Lerner. Dazu zählen verschiedene Eichenarten, die Elsbeere und die aus dem Mittelmeerraum stammende Esskastanie. Fakt ist: Der Wald, wie wir ihn kennen, kann der extremer werdenden Trockenheit nicht ewig standhalten.
Den Garten richtig versorgen
Nicht nur für unsere Wälder wird es stressig, wenn der Regen zu lange ausbleibt. Auch der heimische Garten braucht in diesen Zeiten die eine oder andere Sonderbehandlung. „Noch sind die Auswirkungen nicht so extrem zu spüren. Allerdings haben wir bei immergrünen Laubgehölzen das Problem, dass sie zum Teil schon Laub abwerfen, weil zu wenig Wasser in die Blätter transportiert wird“, erklärt Thorsten Helmstetter, Gartenbauingenieur und Inhaber des Helmstetter Garten-Fachmarktes in Großheubach. „Unempfindlicher sind beispielsweise Sommerflieder, Hibiskus, Duft-Jasmin und Lavendel.“ Obstbäume würden trockenere Böden ganz gut vertragen. „Sie tragen dann zwar weniger Früchte, haben aber sonst meist keine größeren Schäden.“ Ein Fehler, den viele Gartenbesitzer machen, sei falsches Wässern. „Es ist wichtig, wirklich lange zu gießen und nicht nur so kurz. Lieber ausgiebig und dann nur alle paar Tage“, so Thorsten Helmstetter. Eines ist klar: Die Trockenheit setzt unserer Region auf Dauer ganz schön zu und verlangt nach Lösungen. Ob der Regen, der an diesem Wochenende erwartet wird, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bleibt, wird sich zeigen.
Das sagen unsere Leser:
Marie-Rose Hele aus Aschaffenburg: Die Sonne gefällt mir schon, wenn man so schön spazieren kann, aber es macht mir eigentlich Angst. Der Garten und die Natur bräuchte jetzt dringend den Regen.
Annette und Wolfgang Bonn aus Klingenberg: Natürlich machen wir uns Sorgen. Um die Jahreszeit sollte der Grundwasserspiegel schon etwas höher sein und es ist für die Zeit momentan einfach nicht normal. Wir kennen den März und April von früher als Regenmonate und das vermissen wir auch.
Wolfgang Mangold aus Sulzbach: Wir hatten ja im Januar schon wenig Regen und das zog sich ja über die Monate. Man sieht das ja auch am Boden und an den Pflanzen. Es macht mir auch Sorgen, dass das Grundwasser immer weniger wird. Der Wetterdienst sagt zwar es soll Regen kommen, aber kommt der auch in unsere Region, ist die Frage.
Harald Hasenstaab aus Rothenbuch: Also wir genießen das schöne Wetter, aber das macht uns auch ein bisschen Angst, weil halt alles so trocken ist und es müsste mal ein paar Tage regnen.
Katerina und Nina Hulova aus Gailbach: Also wir haben schon Bedenken wegen den hohen Temperaturen und der Trockenheit. Wir merken das auch bei uns im Garten, dass die Pflanzen schon ein bisschen leiden, obwohl es ja eigentlich im Frühling immer genug geregnet hat.
Martino Barca und Roberto Ulami aus Aschaffenburg: Wir finden das schön, weil es ist endlich mal Sommer, also es wird Frühling und man merkt die Sonne scheint und man steht viel positiver auf.