Unsere Jugend im Vollrausch?
BAYER. UNTERMAIN (ps). Sie liegen hinter Büschen, auf Parkplätzen und sammeln sich in Massen auf Mülldeponien: Bunte Kapseln mit klangvollen Namen wie „Exotic Whip“ oder „Great Whip“. Lachgas ist in den vergangenen Jahren zur beliebten Partydroge geworden. Was dabei gerade von Jugendlichen schnell vergessen wird: Die zahllosen, mitunter lebensbedrohlichen Nebenwirkungen. Und nicht nur Lachgas ist im Kommen: Auch das Rauschtrinken ist bei den jungen Leuten wieder beliebter geworden.
Der Konsum ist einfach und günstig, wirkt fast schon spielerisch: Ein Luftballon wird mit Gas aus einer Kartusche gefüllt und das Gas aus dem Ballon eingeatmet. Besonders beliebt ist die scheinbar harmlose Droge bei Jugendlichen. Leichte Halluzinationen, Glücksgefühle und Kicheranfälle - so soll sich das Ganze anfühlen. Wenige Minuten später ist alles vorbei. Ein scheinbar harmloser Rausch. Wirklich krass: Die Lachgas-Kapseln werden an Kiosken oder in Automaten verkauft - ganz legal. Und das, obwohl es die Liste an potentiellen Nebenwirkungen in sich hat: Während des Konsums kann es durch den Sauerstoffmangel im Blut zu Bewusstlosigkeit, Herz-Kreislauf-Versagen und sogar Hirnschäden kommen. Außerdem können Erfrierungen entstehen, wenn das Gas direkt mit Mund oder Lippen in Berührung kommt, denn es ist -55 Grad kalt. Auch der exzessive Alkoholkonsum ist bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren deutlich gestiegen, bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren etwas. Experten weisen darauf hin, dass Rauschtrinken besonders bei jungen Menschen das Gehirn schädigen kann.
„Keine Strafverfolgung möglich“
Wie Maximilian Basser, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, auf PrimaSonntag-Anfrage mitteilt, unterliegt der Umgang mit Lachgaskartuschen in Form von Sahnekapseln keinem gesetzlichen Verbot und damit auch keinen Strafandrohungen. „Wir haben einen Fall ermitteln können, bei dem zwei Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren mutmaßlich gemeinsam Lachgas konsumiert hatten. Die beiden wurden im Aschaffenburger Schöntal im Oktober 2023 einer Kontrolle unterzogen. Dabei fanden die Beamten geringe Mengen Marihuana und auch Lachgaskartuschen“, so Basser. Die Betäubungsmittel wurden von den Beamten sichergestellt und die Jugendlichen den Eltern übergeben. Außerdem wurden Strafverfahren eingeleitet. Juristische Konsequenzen kann in diesem Fall nur der Besitz des Cannabis haben. Für viele absolut unverständlich. „Weitere konkrete Fälle, die im Zusammenhang mit Jugendlichen vom bayerischen Untermain stehen, sind bei uns sonst nicht verzeichnet.“ Grund dafür könnte sein, dass der Konsum meist unbemerkt stattfindet, nur die zahlreichen herumliegenden Kapseln weisen darauf hin. Wie viele Jugendliche in Deutschland
für den legalen Rausch Lachgas inhalieren, ist nicht bekannt.
Das sagen unsere Leser:
Peter Schiller aus Schweinheim:
„Meiner Meinung nach sollte es verboten sein. Ich habe noch keine Erfahrungen damit gemacht - meine Enkel sind alle normal. Aber in Deutschland ist es schon ein Problem.“
Tanja Schuhmacher aus Krombach:
„Ich bin da relativ neutral, weil ich selber gar kein Alkohol oder Ähnliches konsumiere. Aber für die Jugendlichen ist es manchmal besser, wenn sie eingeschränkt sind, weil dann nicht so viel Blödsinn passiert.“
„Es sollte verboten werden. Ich denke, dass es nicht verkehrt ist, gerade um die Jugend zu schützen.“
„Ich fände es eigentlich ganz gut, da ein bisschen darauf zu schauen – zumindest bei Jugendlichen. Ich bin nicht strikt gegen Alkohol, aber sehr in Maßen.“
„Lachgas finde ich schwierig, weil manche Leute darauf hängenbleiben. Was bringt es, außer eine halbe Minute lustig drauf sein? Man würde wahrscheinlich niemandem etwas Schlechtes tun, wenn man es verbietet.“
Irene Roth aus Haibach:
,,Da muss man schon ein bisschen crazy im Kopf sein, wenn man Lachgas benutzt. Ich bin dafür, dass man es nicht benutzt, aber es ist jedermanns eigene Entscheidung, ob man so einen Quatsch macht oder nicht macht. Aber verbieten ist sehr extrem, so denke ich jedenfalls.“