„Uns wächst der Schimmel über den Kopf!“
ASCHAFFENBURG (ml/jm). Drei Kinder, zwei Hunde und ein Haufen Probleme - die Wohnung ist von Schimmel befallen und die Heizung funktioniert seit Monaten nicht mehr. Mittlerweile ist es draußen eiskalt, sodass Mütze und Schal in der Aschaffenburger Wohnung zum ständigen Begleiter geworden sind.
„Ich habe nach meiner Trennung mit meinen drei Kindern und zwei Hunden einfach das genommen, was halt verfügbar war“, erzählt Saskia Vogel. „Ich bin dann hier in der Goethestraße eingezogen und habe die Küche vom Vormieter entfernt - dahinter war alles schimmlig. Das Ganze lag an einem Wasserschaden, der immer noch nicht behoben ist.“ Alleine für solche Fälle zahlt sie 320 Euro monatlich. „Die Büsche im Garten sind mittlerweile Urwald-Bäume und auch die Haustür aus Glas, die vor einem Jahr gesprungen ist, wurde bis heute nicht repariert.“ Gerade die defekte Gasheizung ist eine Zumutung. Alle zwölf Parteien im Haus haben seit Monaten keine funktionierende Heizung und auch warmes Wasser zu haben, ist Glückssache. „Ich habe es auch schon bei der Stadt versucht. Die konnten aber nichts machen.“ Die einzigen Möglichkeiten, die sie noch sieht, sind der Mieterbund und der Rechtsanwalt. „Fast das ganze Haus zahlt 30 Prozent weniger Miete. Das ist unser gutes Recht.“ Aber auch mit der verringerten Zahlung bewegt sich Saskia Vogel am Existenzminimum. „Die Mietkosten sind reinster Wucher. Jeden Tag ziehen wir uns dick an und müssen uns Wärmflaschen machen.“
Gefundenes Fressen für Schimmel
Auch Bärbel Gantke-Rohse, die in der Dachgeschosswohnung des Zwölf-Parteienhauses wohnt, ist verzweifelt. „Bei uns hat sich durch die ganze Feuchtigkeit in der Küche in kürzester Zeit ein riesiger Schimmel-Fleck gebildet. Auch im Wohnzimmer fängt es jetzt an. Bei Vorerkrankungen wie Asthma oder nach einer Transplantation kann eine Infektion durch Schimmelpilze tödlich enden. „Wir haben schon alles als Hausgemeinschaft probiert, um unsere Situation hier zu ändern, aber uns hilft niemand. Bei jedem Anruf mit irgendeiner Bitte werden wir nur vertröstet, aber es passiert nichts.“
Hausverwalter wurde gewechselt
„Wenn wir eine Heizung einbauen, dann kümmern wir uns darum. Bis ans Lebensende“, erklärt Michael Müller, einer der zwei Vorsitzenden der Ulltech AG aus Aschaffenburg. „Drei Monate ohne Heizung bei diesen Temperaturen, das ist kein Zustand.“ Michael Roth, der andere Vorsitzende, klagt vor allem über die fehlenden Ansprechpartner im Haus und in der Verwaltungsfirma. „Bereits beim Einbau mussten wir die Zahlung durch einen Anwalt einklagen. Es wurde nie auf Mahnungen reagiert und einen Termin zur endgültigen Abnahme der Gasheizung konnte mit niemandem ausgemacht werden.“ Nach solchen Schwierigkeiten mit einer Immobilie wird die Kundennummer im System gesperrt. „Als die neuen Hausverwalter sich dann vor zwei Wochen bei uns wegen einer Reparatur gemeldet haben, hätten wir nur mit einer Vorzahlung als Sicherheit unsere Arbeit beginnen können.“ Mittlerweile wurde ihnen drei Mal eine neue Rechnungsadresse geschickt, aber Geld kam nie. Das Haus gehört der „d.i.i. Deutsche Invest Immobilien AG“ und wurde bis zum 1. November 2023 von der „MVGM Facility Management GmbH“ mit Sitz in Frankfurt verwaltet. Auf unsere Anfrage bei der d.i.i. bekamen wir von Herrn Gebhardt, Leiter operatives Asset Management, folgende Auskunft: „Die Missstände vor Ort sind uns vor allem durch den Wechsel der Hausverwaltung bekannt geworden.“ Die neue Hausverwaltung arbeite mit Hochdruck an einer Verbesserung der Zustände und einer langfristigen Lösung für die Heizungsproblematik. „Es ist bekannt, dass die Pflege der Wohnanlage im Jahr 2023 stark nachgelassen hat. Die Leistungen, die nicht oder ungenügend erbracht wurden, werden den Mietern selbstverständlich nicht in Rechnung gestellt und die zu viel gezahlten Betriebskosten werden im Rahmen der Betriebskostenabrechnung den Mietern gutgeschrieben.“ Die Instandhaltungskosten werden nicht durch Mieter bezahlt werden. Der Objektzustand und die Erreichbarkeit der Hausverwaltung für Mieteranliegen soll sich ab Dezember wieder stark verbessern.“ Die MVGM hat unsere Anfrage unbeantwortet gelassen.
Hoffnungsschimmer?
Zum Stand des Redaktionsschlusses funktioniert die Heizung tatsächlich wieder seit zwei Tagen. „Wir freuen uns unglaublich“, schwärmt Bärbel Gantke-Rohse. „Endlich bewegt sich mal etwas.“ Vor Ort stellt sich aber auch schnell wieder die Ernüchterung ein - die Leitungen im Heizkeller verlieren Flüssigkeit und sind offenbar undicht. Die Mieter im Haus haben Hoffnung für die Zukunft, allerdings haben die vergangenen Monate Spuren hinterlassen.