Star-Fotograf über seine PrimaSonntag-Zeit
BAYER. UNTERMAIN (mg). In all der Zeit haben zahlreiche Menschen an PrimaSonntag mitgearbeitet. Viele davon sind heute in den unterschiedlichsten Branchen auf der ganzen Welt unterwegs. So auch der Pulitzerpreisgekrönte Sportfotograf Kai Pfaffenbach. Der Hanauer erlernte sein Handwerk im Funkhaus und ist heute immer in der ersten Reihe des Weltgeschehens unterwegs. Zur Jubiläumsausgabe sprach er mit uns über seine Zeit in Aschaffenburg…
1991 kamst du zu uns ins Funkhaus. Was waren damals deine Aufgaben?
„Angefangen hab ich hier als Volontär. In der Zeit habe ich, glaub ich, das „mobile reporting“ miterfunden und so bisschen geprägt. Hab dann verschiedene Sachen gemacht und nebenbei schon viel als freiberuflicher Sportfotograf in Frankfurt viel gearbeitet. `93 kam dann PrimaSonntag hinzu. Da war ich eigentlich immer der Schlussredakteur und habe das Zeug dann in die Setzerei nach Rödermark gefahren. Da hab ich dann also Samstagabends gewartet, bis die Zeitung fertig war - sehr zum Leidwesen meiner wechselnden Beziehungen und Freunde, für die ich am Wochenende eigentlich nie Zeit hatte.“
Gibt es Geschichten, an die du dich gerne zurückerinnerst?
„Es war damals ne andere Zeit. Oft war es sehr hektisch, man hat Bilder als Abzug haben müssen, dann ging das in die Setzerei wurde da gebaut - heute geht das ja alles schneller am Computer. Außerdem musste man als privates Medienunternehmen schauen, wie man Geld verdienen konnte. So haben wir damals die Berichterstattung für die Fußball-WM in den USA verkauft und ich habe mit Rudi Gores eine WM-Reportage fürs Radio und die Zeitung gemacht. Wir haben zwar nie gesagt, dass wir vor Ort sind, aber die Leute dachten, wir würden live aus den Vereinigten Staaten berichten. Das hätten wir uns damals aber niemals leisten können und so mussten wir ein bisschen improvisieren.“
Was war deine größte Schlagzeile in deiner Zeit als PrimaSonntag-Reporter?
„Im Aschaffenburger Stadtteil Leider gab es zu unseren Anfangszeiten ein illegales Freudenhaus und das hat die Stadt dann geschlossen. Da war meine Titelseite: „Leider - Schluss mit dem Sex.“ Dann hatten wir mal eine Geschichte, die war ziemlich übel. Da wurde jemand, der von einem Wohlfahrtsverband betreut werden sollte, ziemlich vernachlässigt und hatte dann unter seinem Verband einen Madenbefall. Die Geschichte wurde angezweifelt - das Blöde war nur, ich war da und habe ein Foto gemacht.“
Was würdest du PrimaSonntag gerne zum 30-Jährigen sagen?
„Happy Birthday Baby! Ich freue mich, dass ich dich so ein bisschen aus der Wiege heben durfte. Allerdings erschreckt es mich, dass es dich jetzt schon 30 Jahre gibt, weil es natürlich auch ein Dokument dafür ist, wie alt ich mittlerweile bin. Aber ich fühle mich noch gar nicht so und ich hoffe, dass die Zeitung genauso jung bleibt, wie ich mich fühle.“