So schön wurde früher gefeiert!
BAYER. UNTERMAIN (av/kh). „Ach, früher war alles besser“ Das sei zumindest mal so dahingestellt. Aber eines steht fest: Auch früher haben es die Menschen in unserer Region auf Festen so richtig krachen lassen, geblieben sind Erinnerungen und Emotionen. In jeder Gemeinde gab es sowohl damals als auch heute andere Bräuche und Einzigartigkeiten, die es zu feiern gab. PrimaSonntag hat sich für Sie zurück in die Vergangenheit begeben. Einen ersten Überblick aller berühmten Nostalgie-Feste finden Sie hier:
Deutsch-amerikanisches Volksfest in Aschaffenburg
„Auf dem Gelände der Ready Barracks oder auch der Artillery Kaserne fand bis 1992 das deutsch-amerikanische Volksfest statt“, erinnert sich Matthias Syndikus. Er war, wie viele andere, sehr oft auf dem Fest unterwegs. „In dieser Zeit waren ja noch die amerikanischen Soldaten in Aschaffenburg sehr präsent. Als Jugendliche gehörte das zum normalen Straßenbild“. Zucht und Ordnung standen aufgrund der Militärpolizei daher auf der Tagesordnung. Ebenfalls in die Zeit fällt auch die Veröffentlichung des Films „Saturday Night Fever“, deren Musik in den 80er Jahren an zahlreichen Fahrgeschäften nicht zu überhören war. „Da wollte natürlich jeder aussehen wie John Travolta“, so Syndikus, der sich auch an die passenden Spiegelreflex-Sonnenbrillen noch gut erinnert. Musik gab es aber auch im Musikexpress und dank Familie Schmitt und Trabbert auch bekannte Fahrgeschäfte. Wer Lust auf etwas Süßes hatte, hat gerne zum beliebten Eis in den Pappschachteln gegriffen. Mit dem Abzug der Amerikaner, nahm auch dieses Volksfest sein Ende. Auf dem ehemaligen Festgelände an der Würzburger Straße stehen heute das Bauhaus und zwei Supermärkte.
Skandal am Pool in Alzenau
Es war die Open-Air-Veranstaltung in Alzenau: Skandal am Pool! Am Pool war es wortwörtlich, denn das Alzenauer Waldschwimmbad verwandelte sich zur Kulturveranstaltung am Bayerischen Untermain. Neben einem großen Sommer-Basar spielten DJs bis tief in die Nacht die größten Hits aus den Charts. Von Rock, Pop, Black Music bis hin zu House oder Oldies war musikalisch alles geboten. Kurz nach der Übertragung der Europameisterschaft in Portugal 2004, verwandelte sich der Platz ein Jahr später in das größte Hip-Hop und Reggae-Event schlechthin. Davor wurde es jedoch immerhin ZWEI Tage lang ausgerichtet, ab 2004 war es schon nur noch ein Tag und dann fand auch dieses legendäre Fest ein abruptes Ende.
Apfelblütenfest in Mömbris
Seit 1953 wurde auf dem Mömbriser „Gickelstanz“ das Apfelblütenfest 52 Mal gefeiert. An zwei Mai-Tagen gab es neben der traditionellen Krönung der Apfelblütenkönigin und dem Festzug, das Sonntag-Frühshoppen und den bunten Festnachmittag. Der Entschluss, das Apfelblütenfest ab 2015 an abzusagen, kam vom Verein für Obst, Gartenbau und Landespflege (Organisator). Die Begründung: Unter anderem würde die Besucherresonanz aufgrund der vielen Mai-Feste sinken und das Alter des Publikums steigen.Statt Apfelblütenfest gibt es auf dem Vereinsgelände nun das sogenannte „Roahfest“.
Weinberg in Flammen in Klingenberg
Immer Anfang Mai standen die Weinberge am Klingenberger Mainufer wortwörtlich in Flammen. Und zwar der Schlossberg und der Hohberg, die zum traditionellen Fest Weinberg in Flammen bis 2013 die Nacht erleuchteten. „Das war die letzte Veranstaltung. Es gab dann anschließend eine Nachfolgeveranstaltung, die nannte sich dann Weinkulturtage - von 2014 bis 2018“, so Klingenbergs Bürgermeister Ralf Reichwein. Jeder Winzer hatte an seinen Weinbergen große Zäune mit Lichterketten angebracht, teilweise wurden auch Lagerfeuer an den jeweiligen Rebstöcken entfacht. „Das hat man schon von Weitem gesehen“, so Reichwein. Wegen logistischen Problemen war es irgendwann den Aufwand nicht mehr wert, da alle Stände und Sitzgelegenheiten händisch in die Weinberge getragen werden mussten. „Die Veranstaltung selber fand eigentlich einen guten Anklang“, erklärt er, „ allerdings gab es dann auch rettungstechnische Probleme. Denn die Rettungskräfte hätten in einem Notfall immer Probleme gehabt, hochzukommen.“
Sunflower Festival in Eichenbühl
Zehn Jahre lang, zwischen 1993 und 2002, richtete der „Juhz Eichenbühl“ (Jugendtreff im Pfarrheim) das Festival aus. Neben dem Feiern stand für den Treff das soziale Engagement im Vordergrund. Alle Einnahmen aus den Festivals wurden daher zum größten Teil gespendet. Das Besondere am Sunflower Festival war das Flair inmitten der Natur, mit Wald umgeben. „Die Besucher des Festivals waren vergleichbar mit der Crew selbst, meist mit langen Haaren, weiten Hosen, Nasenringen und ordentlich Sinn für Partys und Feiern“, erinnert sich Thomas Hörnig. Auch die Musikrichtung mit Ska, Reggae, Punk und Rock war darauf ausgerichtet, sich fast so frei wie in den 70er-Flower-Power-Jahren zu fühlen. Daher auch der Name als Sunflower Festival. Beendet wurde das Festival 2002 mit einem tollen Zwei-Tage-Event. Für den Jugendtreff war es klar, dass es das Fest nicht ewig geben würde. Die Auflagen wurden von Jahr zu Jahr höher und die Besucher - immer noch überwiegend die vom ersten Jahr 1993 - waren mit einem Durchschnitt von 30 Jahren und etwas älter auch nicht mehr jugendlich.
Weintour in Großostheim
Bis 2018 hat an jedem dritten Juni-Wochenende eine Weintour an Großostheims Weinlagen stattgefunden. „Wandern und genießen“, so das Motto des Ereignisses, das Weinliebhaber aus nah und fern anzog. Neben regionalen Speisen luden sieben Weinbergshäuschen die Wanderer zu Rotwein und Weißherbst sowie Silvaner, Bacchus und Müller-Thurgau ein. Ein Kleinbus-Pendelverkehr vom Marktplatz in Großostheim brachte die Besucher direkt in die Weinberge. Leider fand dieses Event vor Corona sein Ende und konnte danach nicht wieder in das Großostheimer Feste-Repertoire aufgenommen werden.
Knoblauchfest in Niedernberg
Auf dem Hof in der Pfarrer-Seubert-Straße war es an jedem dritten Augustwochenende immer proppevoll. Denn hier wurde das klassische Knoblauchfest gefeiert.
Das Fest ist dann vor Corona ausgelaufen, weil es nicht genug Leute gab, die diesen Andrang an Menschen bedienen konnten. „Schweren Herzens mussten wir dann aufhören“, berichtet uns Reiner Faruga, der zweite Vorstand des SportClub '81 Blauer Bock e.V. Dieser hat das Fest jahrelang ausgerichtet. „Das Außergewöhnlichste war unsere Speisekarte. Die war nicht so wie bei den meisten Festen, dass es da mal‘n Würstl und da mal‘n Haxn gab. Die Speisen haben fast einem Sternerestaurant entsprochen.“ Die Leute sind irgendwann fast von selbst gekommen, um das berühmte Knoblauchhähnchen zu kosten. Das wurde nämlich knoblauchgerecht für jeden bestrichen.