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„Sie meint, sie tue etwas Gutes“

30.10.2022, 06:30 Uhr in PrimaSonntag
KW43 Katzen 4

MÖNCHBERG (mz). Auf den ersten Blick sieht es aus wie Hilfsbereitschaft gegenüber Katzen, doch die Realität ist genau das Gegenteil. Frau K. aus Mönchberg ist schon seit Jahren dafür bekannt, Katzen zu füttern. Doch was sich hinter verschlossenen Türen abspielt, ist der pure Horror. Da sich nicht ausreichend um die Tiere gekümmert wird und sich diese unkontrolliert vermehren, werden viele Katzen krank, manchmal sogar so schwer, dass akute Lebensgefahr für die Vierbeiner besteht. Das Leid der Katzen lässt auch Anwohner und Tierschutzorganisationen nicht ruhen. Hilft jetzt nur noch eine Anzeige?

„Sie meint, sie tue etwas Gutes, in dem sie die Tiere füttert, aber sie kümmert sich einfach nicht um sie.“ Seit Sophia Hein nach Mönchberg gezogen ist, dreht sich für sie alles um den Streit mit Frau K. Als Hein ihren eigenen Kater suchte, machten sie Anwohner auf die ältere Frau aufmerksam. Schon seit Jahren hörte man im Ort, dass sich dort viele Katzen tummeln sollten. Und tatsächlich fand Hein auf dem besagten Grundstück ihren Kater – zusammen mit etwa zehn kranken Katzen. Für die bekennende Tierfreundin ein Schock: „Mir war sofort klar, dass wir da was unternehmen müssen. Die kranken Tiere gehören ins Tierheim.“ Doch die Dame zeigte sich alles andere als kooperativ. „Sie hatte jedes Mal eine andere Ausrede parat“, ärgert sich Sophia Hein, „Sie wurden vorher schön gefüttert, damit sie danach nicht in unsere Katzenfallen gehen.“ Der Streit um die verwahrlosten Katzen eskaliert. Hein schaltete das Veterinäramt und die „Aktion Sorgenkatzen e.V.“ ein.

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Sophia Hein

„Das grenzt
an Tierquälerei“
Schließlich nahm sich die Tierrettung Untermain dem Problem an. Schon beim ersten Termin mit der Dame, konnten der Leiter Frank Lauer und sein Team ihren Augen nicht trauen. „Als wir das Grundstück betraten, sahen wir bereits einige Katzen mit verklebten und entzündeten Augen und Nasen. Ein Kitten, das aufgrund der entzündeten Augen nichts mehr sehen konnte, wurde mit einem Kescher in ihrem Schlafzimmer gefangen.“ Der Zustand der Tiere ist für Frank Lauer nicht hinnehmbar. „Das grenzt an Tierquälerei.“ Die Haltung der Katzen in der Wohnung sieht er als Einfallstor für gefährliche Krankheiten. „Wenn sich die Katzen vermehren, werden Krankheiten von den Eltern weitergegeben. Besonders gefährlich ist dabei das Parvovirus, das meist tödlich verläuft.“. Entsprechend erschreckend ist daher auch die Bilanz der bisherigen Fangaktionen. 40 Katzen wurden bisher gefangen, 19 davon verstarben oder mussten eingeschläfert werden. Ein Teil der Jungtiere kämpft noch immer ums Überleben. Viele von ihnen waren dehydriert, abgemagert und litten unter Atemproblemen, Katzenschnupfen, Parvo und starkem Wurmbefall. Wie viele Katzen über die vergangenen Jahre auf dem Grundstück verstarben, ohne, dass etwas unternommen wurde, lässt sich nur erahnen.

KW43 Katzen 1

Hoffnung auf
Haltungsverbot

Doch wie ist diesem Katzen-Horror ein Ende zu setzen? An eine gemeinsame Lösung mit Frau K. ist nicht zu denken. „Jeder von uns, der mit ihr zu tun hatte, wurde beschimpft oder vom Grundstück verwiesen. Und dann kommen dann immer wieder solche Vorwürfe wie, wir würden die Katzen auf eine brutale Art und Weise fangen.“, erinnert sich Frank Lauer. Aus diesem Grund haben sich Sophia Hein und die Tierrettung Untermain zusammen entschieden Anzeige zu erstatten. Die Hoffnung: Ein Haltungsverbot oder zumindest eine Verpflichtung zur Kastration der Tiere. Hinzukommen aber auch finanzielle Sorgen. Die wochenlangen Fangaktionen sowie die medizinische Versorgung, die bei den verschiedenen Organisationen angefallen sind, lassen die Kosten in die Höhe schießen. Dass Frau K. die Kosten für die Tierrettung und Versorgung durch den Verein Aktion Sorgenkatzen e.V. und das zuständige Tierheim tragen soll – auch das ist eine Hoffnung, die mit einer Anzeige verbunden ist. Ob diese aber am Ende erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. „Die Fangaktion wird nicht abgeschlossen bis die letzte verwilderte Hauskatze dort gefangen wurde.“.

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Frank Lauer

Katzenschutzverordnung?
Für einen langfristigen und konsequenten Katzenschutz fordert Frank Lauer und die Tierrettung Untermain eine sog. Katzenschutzverordnung. Diese würde vorschreiben, Katzen mit Freigang registriert, gechippt und kastrieren zu lassen. So könne das Kernproblem, nämlich die unkontrollierte Vermehrung der Katzen gestoppt werden. Zusätzlich gäbe es endlich Rechtssicherheit bei zukünftigen Fangaktionen, so die Argumentation der Befürworter. Doch wie stehen die Chancen für so eine Verordnung? Frank Lauer hat da noch seine Zweifel. „Wir werden mit dem Thema eigentlich immer wieder vertröstet. Hinzu kommt, dass Bayern bei diesem Thema sowieso Schlusslicht ist.“ Der Blick zu anderen Gemeinden, die bereits eine solche Verordnung beschlossen hat, zeigt: Es wird ein langer Atem benötigt. Den brauchen alle betroffenen Tierschützer aus der Region, damit eine Katzenschutzverordnung in Miltenberg sowie Kreis und Stadt Aschaffenburg endlich Realität wird. Damit es Katzen nirgendwo wieder so ergeht, wie in Mönchberg.