Die logische Konsequenz der Talfahrt?
ASCHAFFENBURG (mg). Die Trennung von Simon Goldhammer und Co-Trainer Ersan Banbal bei Viktoria Aschaffenburg schlug Wellen. Doch war es der richtige Schritt? Sportlich lief es zuletzt nicht gut, der Club fiel in der Regionalliga auf Platz 15 zurück. Die Verantwortlichen zogen die Reißleine - aber war der Trainer wirklich das Problem?
Simon Goldhammer wurde am 28. Mai
2023 als Nachfolger von Jochen Seitz auf der Viktoria-Trainerbank vorgestellt. Rund
16 Monate später muss er den Platz wieder räumen. Nach der enttäuschenden
3:0-Niederlage am letzten Wochenende in Buchbach war Schluss für den gebürtigen
Leidersbacher. Der sportliche Leiter Tuncay Nadaroglu sprach im Anschluss von
einem Rückschritt - in den Wochen zuvor saß wenigstens die Defensive
sattelfest. Bei seinem letzten Spiel als SVA-Trainer stand Goldhammer nicht mal
an der Seitenlinie. Krankheitsbedingt mussten er und Co-Trainer Banbal passen. Am
Dienstagabend verabschiedete er sich dann von der Mannschaft. In seinen 50
Spielen als Cheftrainer der Weiß-Blauen ging Goldhammer 14 Mal als Sieger vom
Feld, zwölf Mal endete die Partie unentschieden und 24 gingen verloren - zu
wenig für die Verantwortlichen. „Die bisherige Punkteausbeute und die
Tabellensituation nach zwölf Spieltagen haben zu der Entscheidung geführt, uns
von Simon und Ersan zu trennen. Wir wollen das Erreichen unserer selbst
gesteckten Ziele nicht gefährden und neue Impulse setzen“, äußert sich
Nadaroglu. Man wolle ein ähnliches Szenario wie in der letzten Saison
vermeiden, als man dem Abstieg nur knapp entrinnen konnte. Im Netz sorgt die
Entlassung für gespaltene Meinungen unter den Anhängern.
Kritik aus der Fanszene
Von einem „totalen Griff ins Klo“ spricht ein User auf der Facebook-Seite des Vereins, es wäre die „logische Konsequenz der sportlichen Talfahrt“ meint ein anderer. Viele sehen die Entscheidung als die richtige an - doch der Großteil der Kommentare wirft die Frage auf, ob die gesteckten Ziele anhand der schwierigen Lage des Vereins überhaupt gerechtfertigt sind. Auf dem Rasen lieferten die Kicker unter Goldhammers Führung zwar selten ansehnlichen Fußball, aber standen ihm überhaupt konkurrenzfähige Mittel zur Verfügung? „Wenn man auf die Kaderstruktur einmal realistisch blickt, lautet die Antwort: nein. Die ganzen Unruhen im Umfeld und die fehlenden finanziellen Mittel sprechen ebenfalls eine klare Sprache“, äußert sich ein Viktoria-Anhänger. Zahlreiche User nehmen auch die Verantwortlichen in die Pflicht. „Der Fisch stinkt immer vom Kopf“ ist häufiger zu lesen - der Neustart müsse nicht nur im Trainerteam erfolgen. Der Club scheint vor größeren Herausforderungen zu stehen, als ein Trainerwechsel allein lösen kann. Doch die Gründe fürs Goldhammer-Aus liegen auf der Hand: Leistung und Punkteausbeute waren über einen längeren Zeitraum einfach zu wenig. Auch in der Mannschaft soll es schon seit längerem gebrodelt haben. Vor allem das intensive Training und die taktische Ausrichtung soll einigen Spielern nicht gepasst haben. Goldhammer hingegen spricht von einem „intakten Verhältnis“. Eins ist sicher: Goldhammer steckte sein ganzes Herz in die Arbeit und war mit voller Leidenschaft dabei – am Ende sollte es aber einfach nicht reichen. Trainerkollege Jürgen Baier, dessen Amtszeit am Schönbusch mit 252 Tagen (2015/2016) von kürzerer Dauer war, springt Goldhammer zur Seite. „Goldi hatte es auch sehr schwer, der Verein geht finanziell am Stock.“
Zwischen Fantasie und Realität
Das dürfte auch der springende Punkt für die Zukunft sein: Einen Nachfolger zu finden, der in die finanzielle Struktur passt und neue Impulse setzen kann. Vorübergehend übernimmt Nadaroglu das Training - eine Lösung auf Zeit. Doch wer wird langfristig den Trainerposten übernehmen? Namen kursieren, klare Hinweise auf einen konkreten Nachfolger gibt es aber nicht. Die Wunschlösung einiger Fans heißt Danny Galm. Der Amorbacher coachte zuletzt den SV Sandhausen und war zuvor in den Jugendabteilungen vom FC Bayern und der TSG Hoffenheim aktiv. Ob für Galm die Aufgabe bei seinem Ex-Club überhaupt in Frage kommt, steht in den Sternen - genauso, ob man sich ihn überhaupt leisten könnte. Andere sind der Meinung, dass ein „kleinerer Name“ aus der Region der Viktoria gut tun würde. Ehemalige Spieler wie Giulio Fiordellisi (FC Unterafferbach) und Markus Horr (DJK Hain) werden hier von den Fans in Betracht gezogen. Die wären sicherlich bezahlbarer, aber ob eine erneute Anstellung eines - auf diesem Level - unerfahrenen Trainers, andere Ergebnisse bringen würde, ist eine andere Frage. Sicher ist, dass der Verein mit dieser Entscheidung die Weichen für den Rest der Saison stellen muss. Ein neuer Trainer allein wird jedoch nicht ausreichen, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Aschaffenburger wirklich in der Lage sind, sich zu stabilisieren oder ob die Probleme tiefer liegen. Ohne schnelle Erfolge könnte der SVA noch tiefer in den Abstiegsstrudel geraten. Ob ein neuer Trainer oder ein Umdenken in der Führungsetage die Wende bringt, bleibt abzuwarten.