„Jede Woche eine andere Granate!“
Als offensiver Außenbahnspieler begann Peter Löhr seine Karriere in der Oberliga bei Viktoria Aschaffenburg. Von dort aus wechselte er in die 2. Liga nach Bürstadt, bis es ihn im Winter 1980 in die oberste deutsche Spielklasse zu Fortuna Düsseldorf verschlug. Aufgrund von einigen Verletzungen wurden Plätze in der Defensive frei und so wurde Löhr zum Manndecker umgeschult.
In ihrer aktiven Zeit galten Sie als extrem schneller und unangenehm zu bespielender Manndecker. Heutzutage gibt es diese Position kaum noch, ist am ehesten vergleichbar mit einem defensiven Außenverteidiger - die Position, die uns in Deutschland aktuell am größten Probleme bereitet. Wie kommt das?
„Wenn die Leute mich fragen, sag ich eigentlich immer, dass ich ein filigraner Techniker war (lacht)… nein, ich war ein ‚Klopper‘. In Düsseldorf bin ich zum Manndecker ‚verhaftet‘ worden und bin dann auch auf der Position hängen geblieben - meine Stärke war der Zweikampf. Heute in der Raumdeckung wollen die meisten einfach nicht mehr in den Zweikampf gehen. Die werden von den Position schon so ausgebildet - alle wollen nach vorne spielen.“
Karl-Heinz Rummenigge sagte mal, dass Sie einer der unbequemsten Gegenspieler waren. Wer war denn Ihr unangenehmster Gegenspieler?
„Ja in Düsseldorf, egal ob Rummenigge oder Littbarski, da hat jede Woche eine andere Granate auf dich gewartet. Aber der unangenehmste war Klaus Allofs. Der war unheimlich schnell und beidfüßig. Gegen Littbarski hab ich gerne gespielt, der war nicht so schnell und hat immer seine Haken geschlagen - den konnte man gut abgrätschen.“
Auch bei Ihren Mitspielern gab es so einige „Granaten“. Wer war für Sie der Beste?
„Klaus Allofs, Rudi Bommer - das waren schon herausragende Spieler.“
Welche Ereignisse in Ihrer Zeit als Spieler stechen für Sie heute noch am meisten heraus?
„Es gibt eine ganz schöne Geschichte vom U21-Länderspiel gegen Frankreich. Berti Vogts war damals Trainer und Lothar Matthäus hat im Mittelfeld gespielt. Die beiden haben sich ausgetauscht und dann sagte der Trainer zu mir, ich solle mich warmlaufen. Matthäus musste in der 40. raus. Es hat geregnet, ich war noch kalt und wollte erst mal sicher reinkommen. Ich hab dann einen Rückpass gespielt, der ist in einer Pfütze liegengeblieben und ein Franzose ist hin und hat das Ding oben ins Dreieck geknallt. Wir haben das Spiel 1:0 verloren. Das war mein Auftakt bei der U21. Die Highlights waren damals natürlich auch die Europapokalspiele mit der Fortuna oder die erste Runde zurück bei der Viktoria. Da waren bei fast jedem Heimspiel 8.000 Zuschauer. Diese Zweitligasaison wurde gekrönt mit dem Klassenerhalt, den uns eigentlich keiner zugetraut hatte.“
Nach Ihrer aktiven Karriere sind Sie mit Rudi Bommer als Trainerteam nach Kleinwallstadt. Wie kam es dazu? Und welche Rolle spielte Ali Fecher damals?
„Stepanovic holte Rudi zur Eintracht, war einverstanden, dass Rudi das Traineramt übernimmt und wir sind dann zusammen nach Kleinwallstadt. Ali Fecher war wie ein väterlicher Freund. Wir haben immer in der Kneipe noch die ‚Verlängerung‘ zusammen gemacht. Es waren alles sehr angenehme Leute dort, wir haben uns da wohl gefühlt - Kleinwallstadt war einfach eine schöne Zeit gewesen.“
Wie sehen Sie aktuelle Entwicklung der Viktoria und die Chancen, zum alten Glanz zurückzukehren?
„Die Erwartungen in Aschaffenburg waren schon früher immer höher, als der Verein sie erfüllen konnte. Heute sind sie solide aufgestellt - soweit ich das aus der Ferne betrachten kann. Jochen Seitz macht eine sehr gute Arbeit, aber langfristig sehe ich es in Aschaffenburg schwierig, große Sprünge zu machen. Das ist alles mit Geld verbunden.“