„Eine WM in meinem Alter - das war ein Traum!“
SAILAUF/GHANA (mz). Aus Pflaumheim ging es in die große weite Fußballwelt. Es ist eine ungewöhnliche Karriere, die der Sailaufer Bernhard Lippert hingelegt hat. Nach Stationen u.a. bei Eintracht Frankfurt, verschlug es Lippert nach Aserbaidschan an die Seite von Berti Voigts. Seit 2020 mischt er nun auch im ghanaischen Fußball mit. Ein weitgereister Fußballfachmann, der den Kontakt zur Heimat aber nie verloren hat. Über seine Zeit in Afrika und die Herausforderungen fernab des Bayerischen Untermains, hat Bernhard Lippert mit PrimaSonntag gesprochen.
„Ich werde bald 61 Jahre, natürlich will ich auch wieder nach Hause. Aber wann das sein wird, das weiß ich noch nicht.“ Auch seinen 61. Geburtstag wird Bernhard Lippert im fernen Ghana feiern - für den gebürtigen Sailaufer ist das mittlerweile Gewohnheit. Zwölfeinhalb Jahre lang war er in Aserbaidschan, bevor Ghana seine neue Wahlheimat wurde. Drei- bis viermal pro Jahr zieht es Lippert zurück nach Deutschland. „Ich bin mit Aschaffenburg immer noch tief verbunden, deswegen geht mein erster Weg immer nach Sailauf. Einmal im Jahr an den Bischling - das ist Pflicht.“ Den einheimischen Fußball verfolgt Lippert konsequent seit vielen Jahren. Sein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Eintracht Frankfurt. „Ich stehe mit Peter Fischer und Axel Hellmann in engem Kontakt. Den verantwortlichen Personen, die die heutige Eintracht entwickelt haben, kann man nur gratulieren.“
Neuanfang
in Aserbaidschan
Elf Jahre lang war Lippert bei Eintracht Frankfurt aktiv, u.a. als Co-Trainer von Jörg Berger. In dieser Zeit gelang auch der Aufstieg in die erste Liga. „Wir waren als Eintracht finanziell nicht auf Rosen gebettet, mussten viel improvisieren.“ Es war eine Zeit, die Lippert viel Kraft gekostet hat. „Es wurde damals politisch viel gekämpft. Ich war von der ganzen Situation einfach müde und wollte etwas Neues anfangen.“ Eine neue Tür eröffnete sich durch einen Anruf des DFB. Den Fußball in Aserbaidschan neu zu strukturieren - eine äußerst reizvolle Aufgabe für den Sailaufer. „Wir haben uns zunächst auf ein Jahr geeinigt, am Ende wurden es zwölfeinhalb Jahre.“ Lippert wurde nicht nur Trainer der U17- und U21-Mannschaften, sondern auch technischer Direktor. „Das war eine komplett neue Stelle im europäischen Fußball. Wir haben neue Strukturen geschaffen, die dort so einfach nicht gegeben waren.“ Und Lipperts Arbeit trägt Früchte. Nach einem Jahrzehnt der Neuorganisation, schlägt sich das Team aktuell sehr erfolgreich in der Nations League. „Es zeigt sich, dass es gut und gerne zehn Jahre dauert, den Fußball in einem Land neu aufzubauen.“ Mitgeholfen an diesem Aufstieg hat auch Berti Vogts, der genau wie Lippert im deutschen sowie im aserbaidschanischen Fußball mitgemischt hat. „Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatten wir schlussendlich ein sehr gutes Verhältnis. Ich wurde unabhängig von ihm eingestellt und habe mich auch immer unabhängig gefühlt.“ Auch nach Vogts Ende als Nationaltrainer 2014, blieb Lippert dem Land treu.
Erfüllung eines
Lebenstraums
Doch nach knapp 13 Jahren spürte der Sailaufer gewisse Ermüdungserscheinungen, obendrauf kam noch die Corona-Pandemie. „Ich durfte ein halbes Jahr nicht raus, war nur in meinem Hotel, es gab kein Fußball.“ Lippert verschlug es wieder in die Heimat, doch nicht lange, denn die nächste reizvolle Aufgabe wartete bereits - in Ghana. „Ich wurde aus über 200 Kandidaten aus dem In- und Ausland ausgewählt.“ Seit Oktober 2020 ist er technischer Direktor des ghanaischen Fußballverbandes - für den Sailaufer abermals eine Herkulesaufgabe. „15 Jahre lang keine Jugendligen, keine Trainerausbildung, mal wegen Korruption gesperrt. Es wurde einfach alles verschlafen.“ Der 60-Jährige will den ghanaischen Fußball näher an das europäische System heranführen. „Länder wie Marokko oder Algerien arbeiten anders. Sie sind näher am UEFA Ausbildungsweg beteiligt, das versuche ich jetzt hier zu implementieren.“ Unvergessen in seiner bisherigen Amtszeit bleibt für Lippert die Fußball-WM in Katar. „Es war ein Traum, im hohen Alter nochmal eine WM aktiv begleiten zu dürfen. Das war eine super Erfahrung, auch wenn nach der Vorrunde bereits Schluss war.“ Zu Ende ist sein Weg in Ghana aber noch lange nicht. „Das Land kann eine Fußballpower werden, die haben genau so viele Talente wie Brasilien.“ Erst wenn Lippert das ghanaische Potential ausgeschöpft hat, kehrt er zurück in seine Heimat. Dann