Obernburg: Treffen der aktiven Kulturszene in der Kochsmühle
OBERNBURG. Am vergangenen Montag 2. Mai, traf sich die am Bayerischen Untermain aktive Kunstszene zu einer Info- und Diskussionsveranstaltung in der Kleinkunstbühne Kochsmühle in Obernburg. Thema der Veranstaltung war die Gründung einer spartenübergreifenden Vereinigung der Szene, die als Regionalorganisation des Bayerischen Landesverbands der Kultur- und Kreativwirtschaft (BL Bayerischen Landesverbands der Kultur- und Kreativwirtschaft (BLVKK) fungieren kann.
Zu Gast war Antje Molz, Geschäftsführerin des „Dachverbands freier Würzburger Kulturträger e.V.“, der ältesten regionalen Interessenvertretung der freien Kulturszene in
Deutschland, die von überaus erfolgreichen Langzeit-Ergebnissen berichten konnte. Der Verein vertritt über 1.000 Kulturschaffende in und um Würzburg - indirekt über die Mitgliedschaft von Vereinen und Verbänden, und direkt über die Mitgliedschaften von Einzelpersonen. Er ist damit ein bedeutender Faktor in der kulturpolitischen
Meinungsbildung nicht nur der Stadt, sondern auch des Landkreises. Von zentraler Bedeutung ist hierbei der aus Politik und Kunstszene paritätisch besetzte Kultur-Beirat
der auf der Grundlage von Artikel 23 der Bayerischen Gemeindeordnung arbeitet. Er gilt als erfolgreiches Instrument der Zusammenarbeit von Bürgerschaft und Politik.
Der Verein berät seine Mitglieder zudem in Fragen möglicher Förderungen und verwaltet einen eigenen Künstler-Nothilfefonds.
Der Dachverband freier Würzburger Kulturträger e.V. ist Mitglied des BAYERISCHEN LANDESVERBANDS DER KULTUR- UND KREATIVWIRTSCHAFT e.V.,
und von diesem beauftragt, mit anderen Kulturvereinigungen in Unterfranken einen Bezirksverband zu gründen.
In einem zweiten Referat beleuchtete Gerhard Jenemann, künstlerischer Leiter der Fränkischen Musiktage Alzenau und des Süddeutschen Kammerchores, die derzeitige
Situation der Kunstszene am Bayerischen Untermain. Der ehemalige Gründungsdirektor der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen und Dozent am Richard Strauss
Konservatorium und der Hochschule für Musik und Theater München, berichtete auch von seiner langjährigen Arbeit im Vorstand der Kulturinitiative RheinMain e.V. und Künstlerischen Beirat der Kulturregion FrankfurtRheinMain gGmbH. Selbst in diesen Institutionen seien die Künstler selbst kaum vertreten, so sein Statement. In den Gremien agieren überwiegend Angestellte oder Beauftrage öffentlicher Verwaltungen oder Kultureinrichtungen. Eine institutionalisierte Gesprächsebene auf
Augenhöhe, Kunst – Politik, wie in Würzburg, existiere nicht. Wie problematisch dieses Defizit sei, habe die Pandemie offengelegt, in deutlich erhöhtem Maße zudem außerhalb der Metropolen, also in kleineren Städten und den Ländlichen Räumen. Das Fehlen tragfähiger Gesprächsforen sei hierfür ein wesentlicher Grund.
Kunst, sowohl als Besonderheit als auch Aspekt des täglichen Lebens, erleben die Menschen überwiegend als Präsenz vor Ort. Der Aufbau adäquater lokal-regionaler
Strukturen zur Gestaltung einer vitalen Kulturlandschaft, so der Referent, sei deshalb dringend anzuraten. Dies sei auch das sehr eindeutige Ergebnis einer Podiumsdiskussion zum Thema KUNST.LAND.IDENTITÄT im Rahmen der vergangenen Fränkischen Musiktage Alzenau gewesen. Als Vorbild könne neben dem Dachverband freier Würzburger Kulturträger auch die Metropolregion Rhein-Neckar GmbH dienen, die beispielsweise jährlich an einem Wochenende ein „Denkfest für einen zukunftsfähigen Kulturbetrieb“ durchführt und damit hohe kulturelle Akzeptanz und Beteiligung in der Bevölkerung erreicht.
Gerhard Jenemann erläuterte mögliche Arbeitsstrukturen einer Vereinigung der Kunstszene am Bayerischen Untermain. Handlungsbedarf sei auch deshalb, so sein Fazit,
weil seitens der Politik, z.B. im Bereich der Identitätsbildung, seit einigen Jahren neue Aufgaben an die Kultur herangetragen, aber auch Finanzierungsmöglichkeiten zur
Verfügung gestellt würden. In diesem bisher keineswegs immer zielführend organisierten Prozess hörbar mitzudiskutieren, sei für die Zukunft der Kulturszene – insbesondere in Ländlichen Räumen – von existentieller Bedeutung. Joachim Bruchhäuser, Architekt und Sprecher des Initiativkreises, berichtete von den
Vorbereitungen einer Satzung für die angestrebte Vereinsgründung. Ziel sei eine tragfähige Struktur, die professionelle und ehrenamtliche Szene adäquat ordnet und der
Kooperation von freier und öffentlich getragener Kultur eine solide Grundlage bietet. Er bittet alle Anwesenden, im Kollegenkreis für die Initiative zu werben und auf die
Kontaktmöglichkeiten über die Adresse [email protected] hinzuweisen.
Quelle: Initiativkreis Kulturinitiative Churfranken-RheinMain