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Cold Case Maria: Wo ist Nazmi Gezginci

Topnews
05.03.2025, 20:15 Uhr in Aschaffenburg
Bild Gezginci Bart sitzend

ASCHAFFENBURG/ISTANBUL.An einem Tag war sie mit ihrem Freund im Aschaffenburger Freibad, am nächsten wird Maria Köhler tot in ihrem Zimmer gefunden. Der vermeintliche Täter: ihr Ex-Freund Nazmi Gezginci. Das mutmaßliche Tatmotiv: Eifersucht und Wut. Über 40 Jahre später konnte die Polizei den nach der Tat untergetauchten Gezginci immer noch nicht aufspüren, weshalb sie sich jetzt an die Öffentlichkeit wendet.

Mit 19 Jahren reist Nazmi Gezginci als Tourist nach Deutschland ein. Allerdings bleibt er länger als zunächst geplant und beantragt eine Aufenthaltsgenehmigung, wobei er als Grund ein Studium angibt. Diese erhält er auch und lernt mit der Zeit die Schwesternschülerin Maria Köhler kennen. Sie kommen zusammen, da ist Gezginci gerade 23. Deutsch kann er mittlerweile so gut, dass er sich ohne Probleme mit der jungen Frau unterhalten kann, deren Familie ursprünglich aus dem polnischen Teil Oberschlesiens stammt. Allerdings müsste er verheiratet sein, um länger in Deutschland bleiben zu können. Maria Köhler hatte jedoch andere Pläne für ihr Leben und beendet unter anderem deswegen die Beziehung. Gezginci bleibt trotzdem im Land und fällt der Polizei auf, da er sich zwei Monate ohne gültigen Reisepass in Deutschland aufhält. Nicht allzu lange später geht er mit einer anderen Frau den Bund der Ehe ein und beantragt daraufhin eine Arbeitserlaubnis.

Die letzten Stunden von Maria Köhler
Den Tag vor ihrem Tod verbrachte die damals 19-Jährige mit ihrem Freund, einem US-Soldaten, im Aschaffenburger Freibad. Am nächsten Morgen machen sie sich auf den Weg zum Bahnhof, wo er den Zug in Richtung seiner Wohnung in Hanau nimmt. Maria geht nach Hause – dort trifft sie auf ihren Ex-Freund. Noch vor dem Schwesternwohnheim, in dem sie ein Zimmer hatte, werden die beiden beim Streiten beobachtet. Gezginci soll sie zuvor regelrecht observiert haben. Eine aufmerksame Passantin schreitet ein und sorgt dafür, dass die junge Frau entkommen kann, als die Diskussion eskaliert. Ihren Dienst, der eine Stunde später beginnt, tritt sie jedoch nie an. Um 13 Uhr am 30. Juli 1984 wird Maria Köhler in Zimmer 506 erdrosselt mit ihrem eigenen Schal gefunden.

Auf der Flucht nach einem Mord?
Nach dem Mord macht sich der vermeintliche Täter Nazmi Gezginci auf den Weg nach Hause, um anschließend eine Freundin zur Arbeit zu fahren. Sie soll später berichten, dass er sich merkwürdig benommen habe. Danach kauft er sich einen Koffer und fährt in den Abendstunden mit seinem Auto, das ein Aschaffenburger Kennzeichen trägt, zum Frankfurter Flughafen. Dort lässt er es stehen und nimmt am nächsten Mittag mit einem One-Way-Ticket einen Flug nach Istanbul. Einem Bekannten erzählt er, er habe einen Anruf aus der Türkei erhalten und müsse schnell dorthin. Danach wurde der heute 65-Jährige nicht mehr gesehen.

Wo könnte sich Nazmi Gezginci aufhalten?
Es ist nicht bekannt, wie lange sich der Tatverdächtige in der Türkei aufgehalten hat – lediglich, dass ihm mittlerweile wegen eines anderen Verfahrens die türkische Staatsbürgerschaft entzogen wurde. Die Ermittler vermuten, dass Gezginci, der aus der türkisch-syrischen Grenzregion rund um das syrische Aleppo stammt, nach Syrien geflüchtet sein könnte. In diesem Fall wäre er für die Ermittler nur schwer erreichbar, trotz eines europäischen Haftbefehls, der weltweit gültig ist. Sie schließen jedoch nicht aus, dass er in den letzten vierzig Jahren nach Deutschland zurückgekehrt ist und mittlerweile unter einem anderen Namen hier lebt.

Tatmotiv und Beweise
Der heute 65-Jährige musste eine deutsche Frau heiraten, um in Deutschland bleiben zu können. Maria Köhler, die die deutsche Staatsbürgerschaft besaß, wollte das jedoch nicht. Ihr Lebensplan sah vor, nach ihrer Ausbildung nach Afrika zu reisen und dort zu arbeiten – so berichtet es ihre Schwester. Die Beamten vermuten, dass Frust über die Ablehnung und die Tatsache, dass die junge Frau nach der Trennung einen neuen Freund hatte, das Tatmotiv sein könnten.

Als tatsächlicher Beweis gilt eine DNA-Spur vom Tatort, die sehr ähnlich zu der eines nahen Verwandten des Tatverdächtigen ist. Gezginci selbst konnte bisher nicht als tatsächlicher Täter identifiziert werden, da die Ermittler noch keine DNA-Probe von ihm haben. Erst ein DNA-Abgleich könnte dies bestätigen.

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Bild Parkplatz
Das Schwesternhaus in Aschaffenburg
Bild Maria Koehler Holzbank
Die getötete 19-Jährige Maria Köhler
Mazda Flughafen1
Das Auto des Tatverdächtigen Gezginci
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Das Schwesternhaus in Aschaffenburg
Bild Maria Koehler Holzbank
Die getötete 19-Jährige Maria Köhler
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  1. Polizeihauptkommissar Jörg Albert über Maria Köhlers Lebensumstände vor ihrem Tod
  2. Markus Schlemmer, Leiter der Kriminalpolizei Aschaffenburg über einen möglichen Standort vom Verdächtigen
  3. Die letzten Minuten von Maria Köhler, beschrieben von Polizeihauptkommissar Jörg Albert
  4. Polizeihauptkommissar Jörg Albert beschreibt die Flucht von Nazmi Gezginci
  5. Marias Schwester über ihre Pläne für die Zukunft

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