„Muss sich ein Kind erst umbringen, bevor was passiert?“
SCHÖLLKRIPPEN (mz). Was spielt sich hinter den Türen der Mittelschule in Schöllkrippen ab? Berichte von Eltern geben jedenfalls Anlass zur großen Sorge. Von einem Lehrer, der im Unterricht den Hitler-Gruß zeigt, ist die Rede. Hinzu kommt: Schüler, die sich gegen die mutmaßlich rechtsradikalen Eskapaden ihres Lehrers wehren würden, sollen von ihm gezielt schikaniert werden. Der Vater einer betroffenen Schülerin wendet sich nun in PrimaSonntag an die Öffentlichkeit. Denn lange schien es, als bliebe das Verhalten des umstrittenen Lehrers ohne Konsequenzen – doch jetzt könnte Bewegung in den Fall kommen.
„Meine Tochter ist völlig fertig“, schildert ein verzweifelter Roland Pfaff aus Krombach. Seine Tochter besucht die Mittelschule in Schöllkrippen und soll dort Unglaubliches erleben. „Ihr Lehrer hat während des Unterrichts schon mehrfach vor den Kindern den Hitler-Gruß gezeigt“, schildert Pfaff. Die Tochter von Roland Pfaff habe ihren Augen nicht trauen können und klare Haltung gezeigt. „Sie hat ihrem Lehrer deutlich gemacht, dass das so nicht geht. Vor der Klasse hat sie sich gegen ihn gewehrt.“ Doch damit soll der Horror für die Schülerin aus Krombach erst angefangen haben. „Er hat meine Tochter sofort aus der Klasse rausgeschmissen. Seitdem wird sie von ihm gnadenlos schikaniert. Er behandelt sie ganz schlimm und macht Witze über ihr Körpergewicht.“ An einen normalen Schulalltag sei nicht mehr zu denken – jeder neue Schultag eine Qual.
Vater erstattet
Anzeige
„Meine Tochter weint ganz viel und will morgens eigentlich gar nicht mehr aufstehen.“ Mittlerweile nimmt die Schülerin psychologische Hilfe in Anspruch. Und während die Schüler zunehmend unter dem Lehrer leiden sollen, blieben Konsequenzen seitens der Schulleitung aus. „Der Rektor versucht, alles zu vertuschen, die stecken alle unter einer Decke“, beklagt Pfaff. Zwar unterrichtet der beschuldigte Lehrer nicht mehr die Klasse von Pfaffs Tochter, doch er sei weiter an der Schule tätig. Für Roland Pfaff ein unhaltbarer Zustand. „Ich gebe nicht eher auf, bis dieser Rektor weg ist. Zumal ich ja auch von anderen Eltern höre, dass auch deren Kinder betroffen sind. Aber die haben halt auch Angst vor Konsequenzen und trauen sich deswegen nicht an die Öffentlichkeit.“ Und tatsächlich: Vor der Schule wollen nur wenige Eltern etwas zu den Nazi-Vorwürfen sagen. Die wenigen, die sich äußern, sprechen davon, dass die Vorwürfe „ein offenes Geheimnis“ seien. Doch Roland Pfaff kämpft weiter für seine Tochter. „Muss sich ein Kind erst umbringen, bevor etwas passiert?“ Der Krombacher nimmt die Sache selbst in die Hand und erstattet gegen Lehrer und Rektor Anzeige. Die Situation droht immer weiter zu eskalieren. „Auch ich wurde von der Schule schon angezeigt, es gab schon eine kleine körperliche Auseinandersetzung mit dem Rektor“
Polizeiliche Untersuchungen laufen
Lange sah es so aus, als bliebe das Verhalten des Lehrers ohne Konsequenzen - doch jetzt scheint Bewegung in den Fall zu kommen. Auf PrimaSonntag-Nachfrage teilt uns Johannes Hardenacke, Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, mit, dass aktuell „personalrechtliche und polizeiliche Untersuchungen“ gegen einen Lehrer laufen. Dazu zähle auch der Vorwurf des Zeigens des Hitler-Grußes im Unterricht. „Die Schulleitung hat nach Bekanntwerden der Vorfälle die Schulaufsicht informiert. Schulaufsicht und Polizei stehen im engen Austausch“, so Hardenacke. Zwar unterrichte der Lehrer nicht mehr die betroffene Klasse, an der Schule aktiv ist er aber weiterhin. Er stehe seitens der Schulaufsicht unter besonderer Beobachtung. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, könnte ihm eine bis zu dreijährige Haftstrafe drohen. Ganz gleich, was bei den Ermittlungen rauskommt, für Roland Pfaff steht fest, dass seine Tochter nicht mehr an dieser Schule bleiben kann. „Wir erwägen, sie nach Schimborn zu versetzen.“ Damit der Albtraum für Familie Pfaff und andere Schüler endlich ein Ende hat.