„Meine Angst heißt Theodor“
MÖMLINGEN (jm). In unserem Leben sehen wir uns alle mit Ängsten konfrontiert – der eine mehr, der andere weniger. Ein großer Teil des Lebens von Regina Bolz aus Mömlingen war von Angstzuständen geprägt und deshalb eingeschränkt. In PrimaSonntag spricht sie über Hilfen und wie sie Menschen inspirieren möchte.
„Auch wenn wir die Angst verdrängen oder versuchen vor ihr davon zu laufen, bleibt sie uns doch erhalten. Nur durch das bejahende Fühlen kann sie sich verwandeln und schließlich gehen", erklärt Regina Bolz. Das Leben der gebürtigen Mömlingerin war schon seit früher Kindheit von irrealen und übergroßen Ängsten geprägt. „Es begann damit, dass sich ein Nachbar von uns aufgehängt hat. Da war ich 12 Jahre alt.“ Der Vorfall löst in dem jungen Mädchen einen Schock mit weitreichenden Folgen aus. „Ab da hatte ich immer Angst vor Krankheiten, Tod und dass etwas passieren könnte.“ Da niemand Verständnis dafür zeigte, entwickelte Regina einen Waschzwang. Dabei musste sie ihre Hände solange waschen, bis sie ein gutes Gefühl hatte. „Aus Angst vor der Angst, konnte ich nicht alleine sein. Deshalb war ich ab meinem 16. Lebensjahr ständig in einer Beziehung, obwohl ich dies gar nicht wollte.“ Jahre später ergriff die Mömlingerin die Flucht: „Ich wollte so gerne frei sein. Daher probierte ich von der Angst davonzulaufen.“ Regina zoh nach Hannover, weit weg von allem gewohnten, probierte neue Sachen aus und lebte sogar einige Zeit in Südamerika. „Doch immer wenn der Alltag eintrat, war auch die Angst wieder da.“ Einen weiteren Tiefpunkt erreichte sie als ihre Eltern starben und das Haus in Mömlingen verkauft wurde. „Ich fiel in ein tiefes Loch. Meine scheinbaren Sicherheiten waren auf einmal weg.“
Die Angst zulassen
Durch Zufall hörte sie von der Transformationstherapie nach Robert Betz. „In meiner Not nahm ich an verschiedenen Seminaren teil“, erklärt die 67Jährige. „Dort habe ich erfahren, dass Gefühle Energien sind und deshalb gar nicht weggemacht werden können. Nur durch das Da seinlassen, Annehmen und bejahende Fühlen können sie sich verwandeln.“ Die Mömlingerin hat außerdem gelernt, dass sie mit ihren Gefühlen kommunizieren kann „Das klingt vielleicht ein bisschen verrückt, aber es hilft. Und deshalb weiß ich, dass meine Angst Theodor heißt. Man kann die Angst auch fragen, warum sie da ist und was sie sich wünscht.“ Regina bildete sich weiter und ist seit ein paar Jahren selbst Transformations-Therapeutin nach Robert Betz. „Da mir diese Therapieform sehr geholfen hat, möchte ich gerne andere Menschen mit meinen Erfahrungen und meinem Wissen unterstützen.“
Preise und Bücher
Mit ihren Erfahrungen steht Regina mittlerweile sogar auf der Bühne. Beim Internationalen Speaker Slam im Hunsrück konnte Regina Bolz den begehrten Excellence Award entgegennehmen. Die gebürtige Mömlingerin, beeindruckte sowohl das Publikum als auch die Jury mit einer beeindruckenden Bühnenperformance. Die 67Jährige wählte dazu das Thema: „Umgang mit irrealen und übergroßen Ängsten“ und erzählte ihre Geschichte. Auch bei einem Buch hat sie schon mitgewirkt. „Aus der Krise ins Happy-End" ist eine Sammlung von Geschichten, die Mut und Hoffnung vermitteln sollen. Es beinhaltet die Erlebnisse von 55 unterschiedlichen Menschen, die ihre persönlichen, beruflichen oder körperlichen Krisen und schwere Schicksalsschläge gemeistert haben. Außerdem zeigt es Hintergründe von Krisen und Methoden zur Bewältigung auf. Reginas Part trägt den Titel: „Meine Angst heißt Theodor“. Regina sagt: „Ich habe zwar einen Großteil meiner irrealen Angst verwandelt, trotzdem zeigt sie sich ab und an mal wieder. Dann rede ich mit Theodor, wie mit einem Freund und wende die gelernten Methoden an. Endlich habe ich eine Möglichkeit gefunden, mit meiner Angst umzugehen!“