Mehr Diebe am Untermain
BAYER. UNTERMAIN (acm). Es wird mehr geklaut - das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie zu Inventurdifferenzen im deutschen Handel. Auch bei uns am Untermain: Laut Polizei waren das letztes Jahr alleine knapp 1.000 Fälle in Stadt und Kreis Aschaffenburg und im Kreis Miltenberg. Das entspricht etwas mehr als zwei Delikten pro Tag. Doch die Dunkelziffer ist weitaus höher - denn nicht jeder Diebstahl fliegt sofort auf und nicht jeder Diebstahl wird bei der Polizei zur Anzeige gebracht.
Regenjacken, Parfums oder einfach nur Äpfel - das Spektrum an Beute bei den Ladendieben ist breit. Am häufigsten schlagen sie tatsächlich in Lebensmittelmärkten zu, danach folgen Bekleidungsgeschäfte, Baumärkte und Drogerien. Dabei entsteht nicht nur Ärger bei den Ladenbesitzern, sondern auch hohe Kosten: „In ganz Deutschland gab es letztes Jahr einen Schaden von 4,8 Millionen Euro gegeben“, sagt uns Marco Schwarzkopf, der Kreisvorsitzende des Bayerischen Handelsverbands im Raum Aschaffenburg. Regionalisierte Zahlen konnte er uns nicht geben. „In der Statistik sind aber auch einige Leute dabei, die in Autohäusern oder Fahrradgeschäften klauen.“ Von ihnen gibt es bei uns am Untermain jedoch vergleichsweise wenig.
Inflation und Personalmangel
Aber woher kommt der Hang zum Klauen? In der deutschlandweiten EHI-Studie werden vor allem Geldnot bei den Dieben und Personalnot bei den Geschäften genannt. Anders sieht das aber Marco Schwarzkopf: „Der Hauptgrund für die Ladendiebstähle liegt in der Zuwanderung, das steht auch im Polizeibericht. Da hatten wir 2023 alleine einen Zuwachs von 16,3 Prozent.“ Er berichtet unseren Reportern von Erfahrungen in seinem Sportbekleidungsgeschäft in der Aschaffenburger Innenstadt. Viele Diebstähle seien organisiert, es komme nicht selten vor, dass sich eine Gruppe im Laden verteilt. „Man hört in den Geschäften in Aschaffenburg schon, dass es einen Personalmangel gibt. Wenn man da alleine im Laden ist, hat man keine Chance. Dann klauen die, was das Zeug hält“, sagt uns Schwarzkopf. Er hat jetzt auch Personal aufgestockt, denn vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei. Auch wenn nicht jeder Dieb in flagranti erwischt wird - die Verkäufer bemerken den Diebstahl doch recht schnell, sagt Marco Schwarzkopf: „Man findet oft Etiketten unter dem Teppichboden in der Kabine, versteckt in einem Ausstellungsschuh oder auch in einer Jackentasche.“ Er sieht das Problem aber nicht unbedingt in dem Sicherheitskonzept in den Geschäften selbst – eher in den Strafen. Denn die meisten Ladendiebstähle werden als Bagatelldelikte abgetan. Die Polizei nimmt die Langfinger zwar mit auf die Wache, es kommt oftmals zur Anzeige und auch zu einer Geldstrafe – mehr aber nicht. „Da müsste auch unsere Politik mal was dagegen tun. Damit das als Verbrechen geahndet wird, dass man diese Leute auch anklagen kann.“