Mary määäht nicht mehr
MÖMBRIS-DAXBERG(ml). Sie war keine gewöhnliche Ziege. Von Hand liebevoll aufgepäppelt und in die Familie aufgenommen, zeitweise wie ein Haustier behandelt lebte Mary in der Wohnung von Walfried Noe in Daxberg. Und auf einmal war sie tot - erschossen auf der Wiese. Jetzt ist der ganze Ort in Aufruhr.
„Fünf Jahre alt war Mary jetzt“, erzählt der 65-jährige Daxberger Walfried Noe. „Sie wurde hier bei uns auf dem Außengelände bei einer Drillings-Geburt geboren.“ Es war Winter und die kleine Ziege lag als Einzige der drei nicht bei der Mutter. „Mary war komplett unterkühlt und ich habe sie dann direkt vor die Brust unter meine Jacke gesteckt, mit nach Hause genommen und sie mit der Flasche aufgepäppelt.“ Das Tier war aber nicht nur für das Vier-Generationen-Haus von den Noes wie ein Familienmitglied. „Eine Bekannte von mir hat ein Pflegekind, dem habe ich die Ziege geschenkt. Immer wenn er dann hier war, hat er nach seiner Ziege gesehen.“
Der tödliche Schuss
„Ich mache morgens immer meine Runde. Dabei schaue ich bei den Hühnern vorbei, gucke, ob das Wasser bei den Forellen fließt und selbstredend mache ich auch kurz Halt bei den Ziegen.“ Familie Noe hat auf ihren Grundstücken in Daxberg, alles was man zum Leben braucht, und ist seit Jahren unter anderem in der Tierzucht tätig. „ Als ich an dem Morgen die Runde gestartet habe, ist mir noch nicht wirklich aufgefallen, dass etwas nicht stimmt. Später bin ich dann aber mit meinem Sohn nochmal hingefahren und wir haben Mary gefunden“. Die Ziege lag 20 Meter vom Zaun entfernt, im Außengehege, das direkt an der Bebauungsgrenze von Daxberg liegt. Die Anwohner haben in der Nacht wohl einen Schuss gehört, sich aber zuerst nichts dabei gedacht, da der Wald und somit das Jagdgebiet des Jägers nicht weit entfernt liegt. „Als wir sie dann auf den Pickup geladen haben, ist meinem Sohn eine Wunde aufgefallen, die sich am Ende als Schusswunde herausgestellt hat. Es war ein glatter Durchschuss, auf der einen Seite rein und auf der anderen wieder raus.“ Nach dem Vorfall wurde sofort der zuständige Jäger August Röll verständigt, der im Wohnhaus neben dem Hof von Walfried Noe wohnt und auch die Polizei informierte.
Jäger ohne Schuld
„Ich selbst habe die Ziege erst gesehen, nachdem sie schon vom Tatort weggebracht wurde“, erzählt uns der Jäger. „Danach konnte ich mir die Wunde aber mal anschauen. Es war auf jeden Fall eine Kleinkaliber-Waffe und es wurde vielleicht sogar mit einem Vollmantelgeschoss gefeuert.“ Eine Sache kann August Röll aber mit absoluter Sicherheit sagen. „Von uns war auf jeden Fall keiner in dieser Nacht draußen.“ Am Abend danach wurde von Anwohnern bei der Polizei ein weiterer Schuss gemeldet, nachdem sie durch den Vorfall derart sensibilisiert wurden. „ Ich wurde mitten in der Nacht von der Polizei telefonisch geweckt und gefragt, ob wir dieses Mal unterwegs waren, aber auch da waren wir nicht draußen.“ Walfried Noe macht sich jetzt, genau wie die anderen Anwohner Daxbergs, Gedanken, weil ein Unbekannter mit Kleinkaliber- Waffe in der Nachbarschaft sein Unwesen treibt. Aber auch wenn der Fall geklärt ist, macht es Mary auch nicht wieder lebendig.