"Müssen wir jetzt alle Vegetarier werden?
BAYER. UNTERMAIN (mz). Es ist knapp zwei Wochen her, als der Aschaffenburger Schlachthof geschlossen wurde. Grund: Massive Verstöße gegen das Tierrecht, wie Videoaufnahmen der SOKO Tierschutz belegen. Jetzt musste in Eschau-Hobbach im Kreis Miltenberg ein weiterer Schlachthof dichtmachen. Der Schlacht-Skandal in unserer Region zieht immer weitere Kreise. Doch was machen die Schock-Videos eigentlich mit uns?
Seit mehreren Jahrzehnten ist der Chef der SOKO Tierschutz Friedrich Mülln schon Tierrechts-Aktivist. Doch was er in den Aufnahmen aus den Schlachthöfen in Aschaffenburg und Miltenberg sah, übertrifft alles, was er bisher gesehen habe. Einzelfälle seien das keineswegs. "Da werden Tiere mit gebrochenen Beinen geschlachtet. Das Schlachten von verletzten und schwerkranken Tieren ist ein virulentes System. Das was wir in Miltenberg gesehen haben, ist nur die Spitze des Eisbergs." Doch welche Folgen hat der Schlacht-Skandal am bayerischen Untermain. Der Aschaffenburger Schlachthof bleibt erstmal geschlossen. Ob der Betrieb eine Zukunft hat, ist noch völlig offen. Mülln glaubt aber auch an einen Sinneswandel in der Bevölkerung. "Unsere Erfahrung ist schon, dass unsere Bilder haften bleiben. Einige Menschen überdenken nach diesen Bildern schon ihre Essgewohnheiten und essen zukünftig vielleicht weniger Fleisch."
„Für das Lebensmittel Fleisch
ein Stich ins Herz“
Betroffen von der Schließung in Aschaffenburg ist auch die Metzgerei Häuser. „Wir waren genausoschockiert wie alle anderen auch, konnten aber schnell darauf reagieren“, sagt Geschäftsführer Marco Häuser. Die Schlachtungen verteilen sich jetzt auf Miltenberg, Fulda und den Landkreis Würzburg. „Die Hilfestellung der Kollegen war groß. Es sind zwar lange Wege, aber das ist momentan alternativlos.“ Ob der Skandal zu einem Umdenken bei seinen Kunden geführt hat? „Für das Lebensmittel Fleisch ist es natürlich ein Stich ins Herz. Viele denken darüber nach ihren Konsum zu ändern, aber da liegt es an uns, ihnen wieder das Vertrauen zu geben.“ Ein Umdenken in Sachen Fleischkonsum?
Für die Tierrechts-Aktivistinnen und Organisationinnen der Tierrechtsbewegung Rhein-Main Animal Save Ellen Lippert und Anke Knobloch eine richtige Schlussfolgerung aus dem Schlachthof-Skandal. Beide haben zusammen mit Ihren Aktivisten von Rhein-Main Animal Save seit Oktober 2022 regelmäßige Mahnwachen vor dem Schlachthof in
Aschaffenburg abgehalten. „Wir wussten, dass hinter diesen Türen nichts Gutes passiert, aber was die Aufdeckung von SOKO Tierschutz gezeigt hat, hat uns zutiefst schockiert. Für uns vollkommen unverständlich, dass Menschen so grausam und verroht sein können. „Heute braucht der Mensch kein Fleisch mehr. Überhaupt keine tierischen Produkte.
Auch wenn das ganz viele anders sehen – diese Zeiten sind vorbei. Es gibt hervorragende Alternativ -Produkte auf die man zurückgreifen kann, die genauso schmackhaft sind, ohne Tierleid zu verursachen .“
"Ich bin generell Vegetarierin. Wenn ich solche Aufnahmen sehe, bin ich immer froh, wenn ich es nicht brauche."
"Ich esse kein Fleisch, mir schmeckt das einfach nicht. Es ist ein Skandal, aber mich betrifft es im Alltag nicht."
"Ich habe neben dem Schlachthof gewohnt und habe immer die Demos gesehen. Ich habe das Fleisch immer beim Metzger gekauft, aber das ist mittlerweile ja auch kein Garantie für Qualität mehr."
"Das stimmt einen schon nachdenklich, aber langfristig werde ich genau so viel Fleisch essen wie bisher."
"Dass da einiges schiefläuft, war ja schon lange bekannt. Aber ganz das Fleischessen einzustellen, das mache ich nicht."