Karriere statt Kraulen?
ASCHAFFENBURG (mg). In dieser Woche fanden in Berlin die deutschen Jahrgangsmeisterschaften im Schwimmen statt. Der SSKC Poseidon Aschaffenburg ist mit neun Athleten in die Hauptstadt gereist - neuer Vereinsrekord! Doch eigentlich hätten es sogar zehn sein sollen. Das größte Talent der Poseidonen musste nämlich zuhause bleiben…
„Klar ist es schade. Ich habe aktuell aber leider wichtigere Dinge als Schwimmen in meinem Leben“, erklärt Alexander Gening im Interview mit PrimaSonntag. Der 18-Jährige gilt als eines der größten Talente in den Reihen der Poseidonen, muss aktuell aufgrund seiner Ausbildung aber kürzer treten. Seit einem halben Jahr absolviert er in Hanau eine Ausbildung zum Chemielaboranten und konnte deshalb nicht mit zu den Meisterschaften nach Berlin fahren. „Das schmerzt uns natürlich sehr, weil er ja auch erst vor drei Wochen süddeutscher Meister in seinem Jahrgang geworden ist“, erzählt Trainer Nils Haack im Vorfeld der Meisterschaften. In Ingolstadt sicherte Alex sich zwei Jahrgangstitel. Im Sprint über 50 Meter Brustschwimmen knackte er den von ihm selbst aufgestellten Kreisrekord. Sonntags legte er nach und ließ seine Konkurrenten über 100 Meter Brust hinter sich. Umso ärgerlicher, dass er die Deutschen verpasst. Sowohl Trainer als auch Gening selbst hätten an einen Erfolg geglaubt. „Bei 50 Meter Brust wären meine Chancen ziemlich hoch gewesen, denke ich. Da wäre ich als viertschnellster gestartet“, so der Schwimmer. Doch dafür hätte er schon Wochen vorher sein Training hochschrauben müssen, was ihm aktuell zeitlich leider nicht möglich ist. Vor der Ausbildung trainierte er sechs Mal in der Woche - fünf Wassereinheiten je zwei Stunden plus einmal Athletiktraining sowie eigenständiges Krafttraining. Durch seine Ausbildung schafft er es nur noch zwei bis drei Mal in der Woche.
Neue Ziele
Angefangen hat er mit dem Schwimmen recht spät, erst mit neun Jahren. „Meine Mutter hatte mich damals auf die Idee gebracht. Beide Eltern waren auch Leistungsschwimmer. Also anscheinend wurde es mir schon in die Wiege gelegt.“ In den letzten Jahren konnte er zahlreiche Medaillen und Podiumsplätze sammeln. Das anspruchsvollste am Sport ist für ihn das, was aktuell schwer fällt: Dranzubleiben. „Man braucht eine gewisse Disziplin. Nach einer bestimmten Zeit fällt es einem schwerer, sich zu motivieren, jeden Tag ins Training zu gehen und ins Becken zu springen.“ Trotzdem ist es immer noch seine Leidenschaft. „Am meisten macht mir Spaß, dass man sich richtig kaputt schwimmen kann. Wenn man es im Training darauf anlegt, kann man seinen Körper so richtig zerschießen. Die Belastbarkeit ist mit keinem anderen Sport zu vergleichen. Darum liebe ich es umso mehr zu schwimmen..“ Diese Woche in Berlin wäre die letzte Möglichkeit für Alexander gewesen, bei einer Jahrgangsmeisterschaft einen Titel zu holen. Doch trotz seiner begrenzten Zeit gibt er nicht auf: „Meine Ziele und Träume sind, bei den offenen deutschen Meisterschaften etwas zu gewinnen. Wenn ich es schaffe, wieder mehr zu schwimmen, könnte ich das packen.“ Offene Schwimmmeisterschaften sind Schwimmwettkämpfe, bei denen Teilnehmer aus verschiedenen Altersgruppen und oft auch verschiedenen Leistungsniveaus gegeneinander antreten können. Das bedeutet, dass sich dort oft auch Profis mit Amateuren messen - und vielleicht sehen wir dort in Zukunft mit Alexander Gening auch wieder einen Aschaffenburger auf dem Treppchen.