Jeder fängt mal klein an...
BAYER. UNTERMAIN (jg). Der Spätsommer am Untermain bedeutet vor allem eines: Feiern, Begegnungen und jede Menge Lebensfreude! An diesem Wochenende gibt es mit dem Aschaffenburger Stadtfest das absolute Highlight. Doch das ist erst der Auftakt: Von der traditionsreichen Michaelismesse bis hin zur urigen Gickelskerb - in den kommenden Wochen erwartet uns ein wahres Fest-Spektakel. Aber unsere Feste waren nicht immer so groß wie heute, jedes hat einmal klein angefangen. PrimaSonntag hat sich auf Spurensuche in die Archive begeben und beleuchtet die Anfänge und die Entwicklungsgeschichte der größten Veranstaltungen in unserer Region….
Michaelismesse in Miltenberg
Miltenberg hat eine lange und bunte Geschichte - und dabei spielt die Michaelismesse eine große Rolle. Einst ein mittelalterliches Handels- und Markttreffen, unterstützt von den mächtigen Mainzer Erzbischöfen, hat sich das Event im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu erfunden. Schon damals wollte man die Stadt auf die Karte setzen, doch so richtig zündete die Messe erst 1928: Das große Landwirtschaftsfest von damals markierte den Wendepunkt, als Miltenberg begann, die Messe auch als gesellschaftliches Ereignis zu etablieren. Die Messe war über Jahrhunderte ein wirtschaftliches Zentrum für Waren- und Viehhandel, bevor sie sich allmählich zum heutigen Volksfest entwickelte. Heute ist sie das größte Volksfest am Bayerischen Untermain. Für viele im Landkreis ist sie das Highlight des Jahres - und in diesem Jahr gibt’s sogar zum Abschluss ein Feuerwerk, das von der Burg abgeschossen wird und so den Miltenberger Himmel in ein funkelndes Lichtermeer verwandelt.
Aschaffenburger Stadtfest
Über 40 Jahre ist es jetzt schon her, dass sich die Stadt Aschaffenburg dazu entschloss, jährlich ein Fest zu veranstalten. Es spiegelt die Lebendigkeit und kulturelle Vielfalt der Stadt wider - kein Wunder also, dass es sich im Laufe der Zeit zu einem echten Kulturgut entwickelt hat. Und dabei fing alles ganz klein an. „Das heutige Stadtfest hat sich aus einem Straßenfest entwickelt, das 1981 zum ersten Mal in der Herstallstraße, Goldbacher Straße und im Schöntal gefeiert wurde. 1986 hat die Stadt die Organisation übernommen“, erklärt Oberbürgermeister Jürgen Herzing. Eigentlich war es auch gar nicht als ein Unterhaltungsevent gedacht, sondern eher als ein Begegnungsort, der die Stadt näher zusammen bringen sollte. Unter der Leitung der Kongress- und Touristikbetriebe wurde aus dem Straßenfest dann der Attraktionsmagnet, den wir heute so lieben. Zum zweiten Mal in Folge wurde das Stadtfest in diesem Jahr schon freitags eröffnet - es hört also immer noch nicht auf zu wachsen!
Gickelskerb im Strietwald
„Mein letzter Wunsch bevor ich sterb, noch emol uff die Gickelskerb!“ Einmal im Jahr zieht es die Menschen aus allen Ecken des Untermains in den Aschaffenburger Stadtteil zur Strietwälder Gickelskerb. Dabei begann alles recht klein im Jahre 1949. Damals taten sich begeisterte Musikfreunde zu einer Siedler-Kapelle zusammen, um nach schweren Jahren wieder einen Grund zum Feiern zu finden. Es gab keine Kirche im noch jungen Stadtteil und deshalb auch keine traditionsreiche Kerb. Also schnappten die Burschen sich einen ausgestopften Kerl und begleiteten den „Kerbburschen“ über die Straßen Strietwalds bis zur „Almhütte“. In den damals noch so zahlreichen Hühnerställen reiften die „Gickel“, sodass zusätzlich zum Tanz und zur Geselligkeit noch geschmaust werden konnte. Doch der Name der Kerb kommt nicht nur von den leckeren Spezialitäten: Beim „Gickelklau“ ging es darum, den Festhahn für das nächste Jahr zu „stehlen“ und zu verteidigen - eine Tradition, die heute zwar nicht mehr praktiziert wird, aber in den Erzählungen der Einheimischen weiterlebt.
Aschaffenburger Volksfest
Mit einer Mischung aus Tradition und modernem Rummel ist das Aschaffenburger Volksfest jedes Jahr aufs Neue ein absoluter Hit. Die ersten Schritte machte man schon 1926 mit einem einfachen Jahrmarkt - der „Herbstmesse“. Ziel war es, den Bürgern der Stadt ein Fest zu bieten, das sowohl gesellig als auch wirtschaftlich bedeutend war. Schon damals war das Fest geprägt von einem Mix aus Fahrgeschäften, Marktständen und gastronomischen Angeboten. In den Anfangsjahren stand das Fest im Zeichen der regionalen Händler, Handwerker und - wie auch noch heute - der Schausteller. Über die Jahrzehnte entwickelte sich das Volksfest zu einem großen gesellschaftlichen Ereignis. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einige Unterbrechungen, aber das Fest konnte sich wieder etablieren und wurde immer größer. In den letzten Jahren hat das Volksfest, besonders nach der pandemiebedingten Pause, an Bedeutung gewonnen und hat in diesem Jahr zum 95. Mal etliche Besucher ins bayerische Nizza geführt.
Alzenauer Stadtfest
Das jüngste Traditionsfest kommt wohl aus Alzenau. Unter der Regie des Altbürgermeisters Walter Scharwies wurde im Jahr 2001 zum Doppeljubiläum 600 Jahre Burg Alzenau und 50 Jahre neue Stadtrechte das erste Stadtfest gefeiert. Damals eigentlich als einmaliges Ereignis geplant, ist es aufgrund der überwältigenden Resonanz zu einem echten Dauerbrenner geworden. Am zweiten Augustwochenende lockt das Stadtfest jährlich knapp einhunderttausend Menschen in die Alzenauer Innenstadt und es sieht so aus, als würde es in den kommenden Jahren auch nicht weniger werden.