Ist das noch Deutsch oder kann das weg?
BAYER. UNTERMAIN (jm). Der Freistaat greift hart gegen die Gender-Sprache durch: Unter der Führung von Ministerpräsident Söder hat Bayerns Kabinett ein Verbot von Gendergap und Genderstern beschlossen - für Schriftliches in Verwaltung, Schulen und Hochschulen. Bei Verstößen drohen Beamt:innen Konsequenzen. Die einen sehen eine Einschränkung der Freiheit, die anderen die Wahrung der Sprachidentität. PrimaSonntag hat mit den Bayerischen Landtagsabgeordneten und den Menschen auf den Straßen gesprochen.
Martin Stock (CSU):
„Die deutsche Sprache ist ein grundlegender Teil unserer Identität. Sie sollte daher immer klar, verständlich und nicht missionarisch-ideologisch geprägt sein. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat Ende 2023 erneut die Verwendung von Sonderzeichen im Wortinneren nicht empfohlen und darauf hingewiesen, dass es sich um Eingriffe in Wortbildung, Grammatik und Orthografie handelt, die die Verständlichkeit von Texten beeinträchtigen können. Wenn wir also unseren Schülerinnen und Schülern die korrekte deutsche Rechtschreibung vermitteln wollen, ist es auch wichtig und richtig, dass unsere Schulen und Lehrkräfte diese korrekt und durch diese Klarstellung nun auch einheitlich verwenden. Davon abgesehen darf jedermann weiterhin sprechen, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Ich persönlich lehne Gendern klar ab.“
Prof. Winfried Bausback (CSU):
„Wie im Privaten kommuniziert wird, entscheidet im freiheitlichen Staat jeder selbst. Über die Form der Kommunikation von Behörden und Verwaltung macht der Freistaat verantwortliche Vorgaben und setzt sie durch - im Interesse der Bürger. Die Änderungen in der Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern sind richtig und ausgewogen. Die Verwendung von Sonderzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder Mediopunkt im Wortinneren stellen Eingriffe in Wortbildung, Grammatik und Orthografie dar, die die Verständlichkeit von Texten - zum Teil erheblich - beeinträchtigen. Form und Sprache sind für eine funktionierende Verwaltung zentral. Die AGO stellt nun ausdrücklich klar, dass Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder Mediopunkt unzulässig sind.“
Martina Fehlner (SPD):
„Meiner Meinung nach sollte in dieser Frage jeder Mensch individuell entscheiden können, wie er sprechen und schreiben möchte, dafür braucht es weder Pflichten noch Verbote. Zumal es aus meiner Sicht drängendere Probleme gibt - auch im Freistaat.“
Thomas Zöller (Freie Wähler), Patienten- und Pflegebeauftragter der Bayerischen Staatsregierung:
„Wer gendern möchte sollte es tun, wer es nicht möchte, soll es lassen. Das Verbot hätte ich persönlich nicht gebraucht, es scheint dem Ministerpräsidenten sehr wichtig.“
Judith Gerlach (CSU), Gesundheitsministerin:
„Bei der Entscheidung des Bayerischen Kabinetts zum Gendern handelt es sich um ein wichtiges Signal gegen einen ideologischen Umgang mit der Sprache. Es darf keinen Druck geben, gegen die amtlichen Regeln auf Basis der Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung zum Beispiel Gendersternchen anzuwenden. Es gibt auch ohne solche Sonderzeichen genügend Möglichkeiten, geschlechtergerecht zu sprechen.“
Das sagen die Leser:
Familie Klamm aus Aschaffenburg:
„Gut, dass die Bayern so konsequent sind. Die Sprache wird unglaublich verkompliziert. Wir leben in einer Demokratie und wenn die Mehrheit das so sieht, dann sollte man dem auch folgen. Wenn dennoch gegendert wird, empfinde ich das als bevormundend und erzieherisch.“
Elise aus Mainaschaff:
„Davon halte ich nichts, das verhunzt die Sprache. Das gibt es in keiner anderen Sprache, weder im Spanischen, Holländischen, Englischen noch im Dänischen.“
Renate Englert aus Aschaffenburg:
„Jedem das Seine. Ich bleibe bei dem, wie es früher war. Aber ich würde es nicht verbieten. Jeder sollte selbst entscheiden, wie er spricht. Wenn etwas verboten wird, wird oft mehr Drama um das Thema gemacht, als es eigentlich wert ist.“
Maxi aus Aschaffenburg:
„Beim Sprechen braucht man nur zwei Sekunden länger, ich verstehe nicht, warum man da so eine große Sache draus macht. Sprache verändert sich, genauso wie die Gesellschaft auch. Ein Verbot halte ich für einen Rückschritt. Wir haben andere Probleme, so populistische Themen zu verfolgen fände ich nicht gut.“
Robert Genschnor aus Aschaffenburg:
„Jeder soll reden, wie er will, aber vom Gendern in der Schule halte ich nichts. Mit Schüler sind für mich Jungs und Mädchen gemeint, das ist ein Allgemeinbegriff. Verbieten sollte man es nicht, aber man sollte es auf jeden Fall einschränken.“
Nicloas Pavlik aus Sailauf
„Von einem Genderverbot halte ich nichts, aber genauso wenig von einem Genderzwang. Gendern ist so ein unwichtiges Thema. Es gibt andere, wirkliche Probleme auf der Welt um die sich lieber gekümmert werden sollte, wie den Klimaschutz.“
Glesia aus Aschaffenburg
„Gendern finde ich nicht gut. Bei uns wurde in der Schule auch nicht gegendert. In Deutschland ist die Sprache viel strenger als in anderen Ländern.“
Everly und Bernhard aus Elsenfeld
„Ich halte nichts vom Gendersternchen. Vor der ganzen Gender-Debatte sind wir doch alle in der Gesellschaft besser miteinander ausgekommen. Warum müssen alle wegen ein paar Ausnahmen ihre ganze Sprache umstellen? Ich brauche keine neumodischen, komplizierten Floskeln, um respektvoll mit meinen Mitmenschen umzugehen.“
Iris Wolf aus Aschaffenburg
„Das soll jeder so machen wie er möchte. Aber für mich sind das keine echten Probleme. Unsere Probleme werden immer abstrakter. Das ist lächerlich“