Ihr Leben ist (k)ein Zuckerschlecken!
BAYER. UNTERMAIN (hw/fs). „Ich will Süßigkeiten! Kein Gemüse!“ Die meisten Eltern kennen das von ihren Kindern. Ist ja auch klar. Naschsachen schmecken viel besser, sehen bunter aus und machen einfach glücklich. Die Folgen sind allerdings verheerend: Karies und Übergewicht. Cem Özdemir, Bundesminister für Gesundheit und Ernährung, fordert deswegen, die Werbung für Süßigkeiten rigoros einzuschränken. Denn unsere Kinder werden immer dicker - auch am Bayerischen Untermain. PrimaSonntag hat in der Region nachgefragt, was Gesundheitsexperten und Ernährungsberater dazu sagen.
DAK-Pressesprecher Stefan Wandel bestätigt, dass die Anzahl der dicken Kinder in Bayern stark gestiegen ist - vor allem seit der Corona-Pandemie: Das beobachtet auch Miriam Landauer. Sie betreut das Adipositasprogramm in einer kindergastroenterologischen Ambulanz in der Region. „Bewegungsmangel und zu einseitige Ernährung haben zu einer deutlichen Gewichtszunahme bei Kindern und Jugendlichen geführt“, erklärt sie. „Ab einem BMI von 25 spricht man bei Kindern von starkem Übergewicht. Adipositas bei jungen Menschen ist gefährlich. „Häufig sind Mobbing, Vorurteile und Ausgrenzung die Folge“, sagt Landauer. Ernährungsberaterin Andrea Jakal-Bergmann aus Aschaffenburg konkretisiert: „Man schläft schlechter, es kommt vermehrt zu Sodbrennen, Asthma sowie zu hormonellen und Stoffwechsel-Störungen.“ Auch später hat das Folgen: „Bluthochdruck, Gelenkbeschwerden und Depressionen können zum Beispiel auftreten“, warnt Landauer. 14 Prozent mehr Kinder leiden unter Adipositas seit der Corona-Pandemie. Alarmierend!
Diät löst Heißhunger aus
Übrigens sind auch Ess-Störungen zuletzt häufiger bei Kindern, so Jakal-Bergmann. Wichtig beim Abnehmen: „Keinesfalls auf schnelle Diät setzen, sondern die Ernährung langfristig umstellen.“ Sonst schlägt der bekannte Jojo-Effekt zu: Am Ende wiegt man noch mehr als vorher. Vor allem: Ständiges „Snacken“ von Süßigkeiten macht dick! Statt immer wieder Chips oder Schokolade zu futtern, lieber Gurke, Cocktail-Tomaten oder Radieschen als Nervenfutter im Kühlschrank haben. Doch wie bringt man Kinder dazu lieber buntes Gemüse statt bunte Gummibärchen zu essen? Özdemir fordert: Kinder sollen nicht mehr mit Werbung für Süßigkeiten beschallt werden. Sein Vorschlag: Tagsüber keine Junk-Food-Spots im Fernsehen und im Umkreis von Schulen keine Plakatwerbung für Naschzeug. Doch ist das wirklich die Lösung? Özdemirs Vorschlag stößt auf viel Gegenwind in der Politik. Miriam Landauer begrüßt den Vorschlag hingegen. „Wir sehen einen klaren Zusammenhang zwischen Werbung für ungesunde Nahrungsmittel und Übergewichtigkeit. Getreu dem Motto: ‚Aus den Augen aus dem Sinn.‘“ Ob eine Werbeeinschränkung für Süßigkeiten wirklich kommt, bleibt jedoch fraglich.
Copyright Bild 1: Sana Klinikum