„Ich lebe den Traum vieler Jugendlicher“
UNTERAFFERBACH (jm). Viele träumen davon, nur wenige schaffen es - Profi-Fußballer werden. Tim Kraus war in seiner noch jungen Karriere schon mehrmals ganz nah dran. In PrimaSonntag spricht der Unterafferbacher über seine bisherige Karriere, die aktuelle Vereinssuche und seine starke Heimatverbundenheit.
„Mein Vater und mein großer Bruder haben schon immer Fußball gespielt“, erinnert sich Tim Kraus. „So bin ich automatisch auch dazu gekommen.“ Los ging es in seinem Heimatverein beim FC Unterafferbach, wo sein Bruder Jens noch heute spielt und zu den besten Torschützen zählt. „Ich habe nach wie vor sehr viel Kontakt in die Heimat, das ist mir ganz wichtig. Beim FCU schaue ich auch regelmäßig zu, da dort noch viele Freunde von mir spielen.“ Nach einigen Jahren folgte dann der Wechsel in die Jugendabteilung von Viktoria Aschaffenburg. „In der U15 bin ich bei einem Sichtungsturnier dem FC Ingolstadt aufgefallen“, berichtet der 23-Jährige. „Damals habe ich mich aber entschieden, noch nicht zu wechseln, weil ich zuhause meinen Realschulabschluss machen wollte.“ Ein Jahr später war es aber endlich soweit. „Mein Traum war immer, Fußball-Profi zu werden und dort hatte ich super Voraussetzungen.“ Allerdings gestaltete sich gerade die Anfangszeit nicht gerade leicht. „Meine Familie und Freunde sind mir sehr wichtig und ich bin sehr heimatverbunden, dazu war ich öfters verletzt. Da stellt man sich schon die Frage, ob das noch Sinn macht.“ Aber der Mittelfeldspieler setzte sich durch und wurde in Ingolstadt Stammspieler. In der U19 durfte er sogar mit seiner Mannschaft die Bayernliga-Meisterschaft feiern und stieg somit in die Junioren-Bundesliga auf. „Wir haben bei dem Entscheidungsspiel hinten gelegen und es noch gedreht“, schwärmt Kraus. „Da ist ein ganzer Bus mit Freunden aus Unterafferbach angereist, um mich zu unterstützen.“
„Ein Fußballer muss spielen“
2019 gelang Tim Kraus dann der Sprung in die zweite Mannschaft von Ingolstadt mit Perspektive aufs Drittliga-Team. „Damals durfte ich schon oft im Profitraining mitmachen und war mit dabei im Trainingslager.“ Nach der Corona-Unterbrechung gehörte der Mittelfeldspieler fest zum Profikader, für einen Ligaeinsatz reichte es allerdings noch nicht. „Ich war dann trotzdem bei der Aufstiegsfeier in die zweite Liga dabei und habe mich riesig gefreut.“ Nach zwei Jahren folgte der nächste Schritt zum damaligen Regionalliga-Top-Team FC Schweinfurt. „Einem Fußballer macht es am meisten Spaß, wenn er spielt. Deshalb war für mich schnell klar, dass ich diesen Schritt machen will.“ Sportlich waren es in Schweinfurt aufregende Jahre und ein stätiges Auf und Ab. Kraus entwickelte sich zu einem gestandenen Regionalliga-Stammspieler. Dem Aufstieg kam die Mannschaft in den zwei Jahren zwar nicht allzu nahe, „aber im Endeffekt überwiegt doch die Freude, es war eine sehr gute Zeit und ich habe viele Freundschaften geschlossen.“
Aktuell auf Vereinssuche
Im Winter diesen Jahres dann die Schocknachricht für alle Schweinfurter - der Profibetrieb wird abgemeldet. „Tatsächlich war das für mich nicht ganz so schlimm. Ich habe das schon als Sprungbrett gesehen und wollte diesen Sommer den nächsten Schritt gehen“, erklärt der 23-Jährige. Aktuell ist Kraus noch vereinslos. „Ich habe viel individuell gearbeitet, ein paar Mal habe ich auch in Unterafferbach mittrainiert.“ Seit Anfang dieser Woche darf er sich allerdings bei Kickers Würzburg fit halten. „Das ist eine sehr gute Mannschaft und ich bin froh, dort im Rhythmus zu bleiben.“ Mit einigen Vereinen steht er aktuell in Kontakt. „Natürlich hoffe ich noch auf die Chance, in der dritten Liga spielen zu können, aber vielleicht muss man auch irgendwann realistisch sein und sagen: Gut, auf dem Niveau sehen mich die Vereine wohl aktuell noch nicht.“ An Motivation mangelt es ihm nicht. „Fußball ist mein Leben. Ich lebe den Traum von vielen Jugendlichen auf der ganzen Welt und bin froh, da weitermachen zu können.“