„Hoffnung auf Abbau des Millionen-Defizits“
ASCHAFFENBURG/ALZENAU (de). Rettung in letzter Minute oder ein Schritt ins Ungewisse?Das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau steht vor einer bedeutenden Umstrukturierung: Die Gründung einer Tochtergesellschaft wurde vergangenen Mittwoch beschlossen. Mit nur zwei Gegenstimmen fiel die Entscheidung für diesen neuen Kurs. Die Klinikleitung erhofft sich durch diesen Schritt, das Defizit von 40 Millionen Euro abbauen zu können.
Die finanzielle Schieflage des Klinikums ist kein Geheimnis. Seit Jahren kämpft die Klinik mit steigenden Kosten und einem wachsenden Fachkräftemangel. Die Personal-Tochtergesellschaft soll jetzt beim Sparen helfen. „Die Gründung der Tochtergesellschaft ist eine von vielen Maßnahmen, die wir auf den Weg bringen werden, um das Defizit bestmöglich zu reduzieren“, so Landrat Alexander Legler.
Alles nur ein Himmelfahrtskommando?
Die Gewerkschaften äußern sich kritisch zur Gründung und sehen Nachteile für die Mitarbeitenden. Sie befürchten, dass sich die Arbeitsbedingungen verschlechtern und am Lohn gespart wird. Nach Einschätzung der Gewerkschaften verfolgt die Geschäftsführung mit der Gründung der Tochter vier Ziele: Tarifflucht durch die Hintertür, Spaltung der Belegschaft und die Aufhebung des Prinzips „Equal Pay”, Erhöhung der Arbeitszeit ohne Rücksicht auf den Gesundheitsschutz und die Etablierung einer gewerkschaftsfreien Zone. Björn Wortmann, Vorsitzender des DGB-Kreisverbands Aschaffenburg-Miltenberg, betont: „In unsicheren Zeiten braucht es Verlässlichkeit und Sicherheit! Wir Gewerkschaften stehen verlässlich an der Seite der Beschäftigten.“ Der zuständige ver.di Gewerkschaftssekretär Stefan Kimmel äußert sich besorgt: „Die geplante Tochtergesellschaft wird das Defizit des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau zunächst um mehrere Millionen Euro erhöhen, ohne fundierte Zahlen vorzulegen und allein mit der Hoffnung des Geschäftsführers, mehr Fallzahlen zu erwirtschaften, ist das ein Himmelfahrtskommando.“ Viele Anreize wären auch mit einem Tarifvertrag möglich gewesen. Der Verdacht liegt nahe, dass die Tochtergesellschaft den Weg zur Privatisierung schafft.
Trotzdem Hilfe vom Bund nötig
Doch reicht die Gründung der Personal-Tochter überhaupt, um das Defizit in den Griff zu bekommen? Nein, sagt sogar Legler. Laut dem Landrat ist es ohne Hilfe des Bundes kaum vorstellbar, in die schwarzen Zahlen zurückzukehren. Die Tochtergesellschaft soll zumindest kurzfristig die finanzielle Last lindern. Klinikchef Sebastian Lehotzki unterstreicht, wie wichtig der Beschluss für ihn ist: „Ich glaube, es ist wichtig, dass wir heute diesen Weg gehen.“ Ihm zufolge wollen die Beschäftigten mitziehen. „Die breite Zustimmung für dieses Projekt hat uns gezeigt, dass wir mit einer Mehrheit das Projekt umsetzen können.“ Dabei soll sich das zentrale Ziel der Klinikleitung auch nicht ändern – nämlich, die Bevölkerung am Bayerischen Untermain auch in Zukunft mit qualitativ hochwertiger Medizin zu versorgen. „Wir haben einen ganz klaren Auftrag. Und der hat für uns auch weiterhin oberste Priorität“, betont Lehotzki. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Umstrukturierung den gewünschten Effekt hat. Sicher ist: Die finanzielle Lage am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau bleibt aber in jedem Fall weiter angespannt.