• Frequenzen: 100,4 & 99,4 & 90,8
  • Funkhaus Tel 06021 – 38 83 0
  • Kontakt

On Air

Jetzt anhören

Hoch hinaus auf zwei Rädern

11.08.2024, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
KW32 Sport Kunstrad Titel

MÖNCHBERG/SULZBACH/HONGKONG (mg). An diesem Wochenende steht die dritte Runde des Kunstrad-Weltcups in Hongkong an und mittendrin im Geschehen: Celine Stapf und Niklas Kreuzmann - ein aufstrebendes Kunstrad-Duo aus dem Kreis Miltenberg, das die Konkurrenz mächtig aufmischt. Die beiden Sportler, die seit 2019 als Paar zusammen trainieren, sind hochmotiviert und haben ein großes Ziel vor Augen: den Gesamtsieg im diesjährigen Weltcup.

Celine Stapf (22) stammt aus Mönchberg, lebt inzwischen in Wiesbaden und für sie ist Kunstradfahren mehr als nur ein Sport - es ist Familientradition. „Mein Opa hat das Kunstradfahren damals nach Mönchberg gebracht und ich mache es, seit ich fünf Jahre alt bin“, erzählt sie mit einem Lächeln. Ihr Partner Niklas Kreuzmann (25), gebürtig aus Sulzbach und mittlerweile in Frankfurt zuhause, kam über das Kinderturnen zum Kunstradfahren. Zusammen bilden sie ein starkes Duo in der „Zweier offenen Klasse“, einer Disziplin, in der gemischte Duos gegeneinander antreten. „Es gibt einen Block, in dem wir jeweils auf einem Rad unterwegs sind, und einen, bei dem wir gemeinsam nur ein Rad nutzen - da hat man den Partner eben auf den Schultern sitzen oder stehen“, erklärt Niklas. An den Start gehen beide für den RV Adler Soden. Dass sie überhaupt an der diesjährigen Weltcup-Serie teilnehmen, ist nicht selbstverständlich. „Wir haben uns in den ersten beiden Runden nur durch Verletzungspech anderer qualifizieren können“, so Niklas. Doch was als Chance begann, haben die beiden mit Bravour genutzt: „Wir konnten so gut Punkte ausfahren, dass wir mittlerweile die Gesamtwertung anführen.“ Nun geht es darum, das Weltcup-Leader-Trikot in Hongkong zu verteidigen - und wer weiß, vielleicht sogar den Gesamtsieg einzufahren. „Ein Treppchen-Platz in der Gesamtwertung ist unser Ziel - aber das Leader-Trikot behalten und den Gesamtsieg holen, das wäre natürlich der Wahnsinn“, schmunzelt Celine.

Harte Arbeit,
große Ziele
Einfach ist der Weg dorthin jedoch nicht. „Es ist auf jeden Fall sehr warm! Als wir aus dem Flugzeug ausgestiegen sind, sind wir erstmal gegen eine Wand gelaufen“, berichtet Niklas von den ersten Eindrücken in Hongkong. Doch die Hitze ist nicht die einzige Herausforderung: „Kunstradfahren ist eine Randsportart. Da hat man einfach nicht die Aufmerksamkeit, die man vielleicht verdient hat“, erklärt Niklas. Die Sponsorensuche stellt eine permanente Hürde dar, vor allem im Hinblick auf die hohen Reisekosten. „Wir müssen alles selbst finanzieren, und das ist immer im Hinterkopf - ob das für uns überhaupt umsetzbar ist“, so Niklas weiter. Um den Traum vom Weltcup in Hongkong zu realisieren, starteten sie auf ihren Social-Media-Kanälen einen Aufruf zur Unterstützung. Viele Unternehmen bekundeten zwar Interesse, steckten ihre Förderungen dann aber in bekanntere Sportarten. Ihr Training ist intensiv und fordert viel Disziplin. Viermal die Woche stehen Celine und Niklas für zwei bis drei Stunden auf dem Rad, dazu kommen Krafttraining, Ausdauerübungen und Handstandtraining. „In der Woche haben wir schon so 15 bis 20 Stunden reine Trainingszeit“, sagt Celine. Der Alltag der beiden - zwischen Studium, Arbeit und dem regelmäßigen Pendeln zu den Trainingsstätten in Sulzbach und Langenselbold - ist ein Balanceakt. Rund einen Monat vor einem Wettkampf beginnen sie, sich spezifischer auf die anstehende Aufgabe vorzubereiten. „Da geht’s dann darum, das Programm zu perfektionieren“, erklärt das Duo. Besondere Momente im Sport gab es für die beiden schon viele, doch einige bleiben besonders in Erinnerung. Im letzten Jahr waren sie mit dem German Bicycle Team in Kanada und absolvierten acht Showauftritte. In diesem Jahr standen die ersten internationalen Wettkämpfe auf dem Programm. Doch das Schönste, so sind sich beide einig, ist der Moment, wenn die Wettkampfkür perfekt gelingt: „Wenn man das, was man im Training geübt hat, perfekt abrufen kann und mit einem Lächeln von der Fläche geht - das bleibt in Erinnerung“, schwärmt Celine.

Blick nach Vorne
Nach der dritten Weltcup-Runde in Hongkong richtet sich der Blick auf das große Finale Anfang November in der Schweiz, wo die Punkte doppelt zählen. Doch nicht nur der Weltcup hat einen besonderen Platz in den Herzen des Duos. Die Deutschen Meisterschaften werden in diesem Jahr nämlich zum Heimspiel: „Wir freuen uns riesig darauf, dass die Deutschen Meisterschaften bei uns in der Main-Spessart-Halle stattfinden. Da ist man dann zwar schon ein bisschen aufgeregter, wenn das Heimpublikum da ist“, sagt Celine. Und natürlich bleibt das ganz große Ziel weiterhin die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Oktober in Bremen. „Das steht auf jeden Fall auf unserer Wunschliste“, sagt das Duo entschlossen. Für Celine und Niklas bleibt es spannend - doch eines ist sicher: Mit Leidenschaft, Disziplin und einem unerschütterlichen Zusammenhalt werden sie auch die nächsten Herausforderungen meistern.

Kunstrad