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Hinter den geheimen Mauern von Schloss Johannisburg

09.04.2023, 05:30 Uhr in PrimaSonntag
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ASCHAFFENBURG (hw). Es ist nicht nur das Wahrzeichen von Aschaffenburg, sondern auch von einer ganzen Region: das Schloss Johannisburg. Die Schlosstürme sind von der ganzen Stadt aus zu sehen und sie sind das Begrüßungskomitee für viele Autofahrer, die von der A3 in unsere schöne Stadt am Main fahren. PrimaSonntag erhält Einblicke hinter die geheimnisvolle Schloss-Kulisse, betritt mit ehemaligen Mitarbeitern private Räume, die den meisten sonst verborgen bleiben und erfährt Geschichten aus der Schloss-Vergangenheit…


„Wir haben gerne hier gewohnt“, erinnert sich der ehemalige Kastellan Gerhard Schnatz. „Auch wenn der Pizzabote nie so ganz verstanden hat, wo er die Pizza jetzt hinbringen soll. Ich hab sie dann am Schlosstor immer entgegengenommen. Sonst hätte der sich am Ende noch verlaufen.“ Mehr als 14 Jahre haben er und seine Frau hinter den Mauern von Schloss Johannisburg gewohnt. Für königliches Flanieren war aber wenig Zeit: „Der Kastellan arbeitet von viertel vor sieben bis circa 16 Uhr. Und natürlich bin ich immer in Rufbereitschaft. Ich habe drei Telefone, über die man mich erreichen konnte. Wenn nachts ein Alarm losgeht, dann muss ich nachschauen.“ In den ersten Jahren hat er sich zwar weder wie ein Schlossherr, noch wie ein normaler Mieter gefühlt, aber die Lage und die Arbeit hatten ihren Reiz. „Mit der Zeit ist dann aber die ständige Bereitschaft und auch das Leben in der permanenten Öffentlichkeit mir sehr schwer gefallen. Bei Festen oder Veranstaltungen hat man die ganze Nacht keine Ruhe. Der Schlosshof ist ja auch nicht wirklich leise. Das hallt dann bis in den vierten Stock vom Ostturm.“ Dort wohnte Herr Schnatz mit seiner Familie in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Anders als andere Wohnungen hatte Herr Schnatz sein Kellerabteil über ihm im sechsten Stock - mit Balkon-Zugang.

Gelebte Schlossgeschichte
Franz Schwendner hat auch im Schloss gewohnt, er war Angestellter der Stadtmuseen. 14 Jahre lang hat auch er im Ostturm gelebt. Den Bau der Stadthalle hat er vom eigenen Fenster aus beobachten können. „Es gibt viele Erlebnisse, an die man sich hier erinnert. Zum Beispiel habe ich, glaube ich, insgesamt fünf größere Erdbeben miterlebt. Bei einem fiel sogar ein Ausstellungsstück zu Boden.“ Sonst hatten die beiden Herren auch ganz normale Mieter-Probleme. Von Wasserrohrbrüchen bis kaputte Fenster wurde alles vom Staatlichen Bauamt geregelt. Die schönsten Momente für Kastellan Schnatz waren, wenn er sich abends im Schlosshof auf ein Bänkchen setzen konnte, nachdem alle anderen Mitarbeiter ausgeflogen waren. „Diese Ruhe - man hört ja absolut nix mehr dann im Schlosshof - das habe ich genossen. Das ist unbezahlbar. Eine Oase der Ruhe.“ Außer wenn der Schloss-Carilloneur Jim Sänger nachts das Carillon, also das Glockenspiel, bespielte. „Wenn der einen Schlappeseppel zu viel hatte, wurden wir die ganze Nacht von seiner Musik wachgehalten“, schmunzelt der gelernte Restaurateur Franz Schwendner. Eine Wohnung im Schloss zu haben, führte auch dazu, dass die beiden Herren oft Besuch hatten und Kindergeburtstage bei ihnen gefeiert wurden. Dann wurden Spukgeschichten und Schlossgespenster ausgepackt. Ein richtiges Schlossgespenst gibt es laut den beiden Herren aber nicht. Zumindest haben sie noch keines gesehen in all den Jahren. „Ich habe aber selbst mal Schlossgespenst gespielt“, erzählt Herr Schnatz „Mit meinen Enkelkindern bin ich dann nachts in die großen Katakomben mit einer alten Laterne und dann haben wir Gespenster gespielt.“

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Der „Keller“ der Kastellanwohnung
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Blick vom Keller Balkon
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Der Speicher des Schlosses, wo alte Öfen aufbewahrt werden.
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Einer der über 150 restaurierten Öfen
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Franz Schwendner ist gelernter Restaurator
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Zugang zu den Schlosskatakomben über die steile Treppe
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Die Schlosskatakomben
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Gerhard Schnatz mit einem Teil vom Dach.