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Hier wird Rehkitzen das Leben gerettet!

28.05.2023, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
KW21 Titel 2

BESSENBACH/GROSSWALLSTADT (mz).Sie liegen oft ganz unbemerkt in den Wiesen und brauchen dringend Hilfe - denn sie selbst sind völlig hilflos! Rehkitze laufen in den ersten Wochen ihres Lebens nicht davon, sondern legen sich auf den Boden, wenn Gefahr droht. Wenn dann - wie zurzeit - die großen Mäharbeiten auf den Feldern und Wiesen beginnen, droht Lebensgefahr! Die Funde von toten Rehkitzen häufen sich zur aktuellen Brut- und Setzzeit wieder besonders - auch in unserer Region. Damit es soweit gar nicht kommt, sind zwischen Mai und Juli viele ehrenamtliche Rehkitz-Retter unterwegs.

Ihr Beruf: Lebensretterin! Tamara Stenger aus Bessenbach hat es sich zur Aufgabe gemacht, neugeborenen Rehkitzen zu helfen. „Ich habe davon gehört, dass die Kitze sehr oft in den Wiesen liegen, gerade wenn dort gemäht wird. Das hat mich sehr beschäftigt.“ Deshalb hat sie die Kitzrettung Bessenbach ins Leben gerufen. Seit nunmehr sieben Jahren gehen sie und ihr Team zwischen Anfang Mai und Anfang Juli auf bis zu 40 Einsätze und fliegen dabei rund 150 Hektar ab. Und das läuft mittlerweile richtig professionell, denn seit 2020 ist die Kitzrettung mit Drohnen unterwegs. „Wir fliegen die Wiesen immer früh morgens ab, also zwischen 5 und 6 Uhr. Das hat den Grund, dass die Wärmebildkameras an den Drohnen umso besser funktionieren, je kühler es ist. Dann haben wir sogenannte Spotter, die dem Drohnenpilot sofort Bescheid geben, wenn Wärmepunkte auftauchen“, erzählt Tamara Stenger. Diese Punkte stellen sich zwar manchmal nur als Steine heraus, oft genug sind es aber tatsächlich Rehkitze.

KW21 Rehkitze 9
Mit einer Drohne werden frühmorgens die Wiesen überflogen.

Rehkitze nicht
anfassen
Ist ein Rehkitz gefunden, startet sofort die Rettungsaktion. „Das Kitz wird mit einem Wäschekorb gesichert, der wiederum mit Weidezaunpfählen abgesichert wird. Dann wird gewartet bis die Wiese gemäht ist.“ Rehkitze bleiben die ersten zwei bis drei Wochen an dem Ort, an dem die Mutter sie abgelegt hat. Füchse sollen so nicht auf sie aufmerksam werden. Das erweckt bei vielen zwar Mitleid, trotzdem rät die Expertin: „Finger weg von Wildtieren! Das Kitz nicht anfassen und stattdessen liegen lassen. Ansonsten hat das Rehkitz dann den menschlichen Geruch an sich - der Mensch ist der natürliche Feind des Wildes. Die Folge: Das Kitz wird von der Mutter nicht mehr versorgt und verhungert.“ Rehkitze haben zu Beginn den „Drückinstinkt“ - sie laufen also nicht weg, wenn Gefahr droht. Das ist auch der Grund, warum sie Opfer der Mähmaschinen werden.

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Ein Rehkitz im Wäschekorb

„Auch Bevölkerung
muss mithelfen“
Landwirte sind dazu verpflichtet, ihre Wiesen vor der Mahd zu kontrollieren. Wird ein Rehkitz verletzt oder gar getötet, drohen Landwirten Geld- oder sogar Freiheitsstrafen. Um solch ein Drama zu verhindern, sorgt Eugen Reinhart vom Reitstall Lindenhof in Niedernberg vor. „Vor der Mahd fliegen wir unsere Wiesen grundsätzlich ab, wir stimmen uns da mit den Jägern ab. Wenn die Wiese sicher ist, fangen wir auch sofort an“, erklärt der Landwirt. Auch bei ihnen kommt eine Drohne mit Wärmebildkamera zum Einsatz. „Es gibt zwar auch andere Hilfsmittel, aber die Drohne gibt einem schon ein besseres Gefühl.“ Doch Rehkitze zu schützen - das sei nicht nur die Aufgabe der Landwirte. Gerade jetzt in der Brut- und Setzzeit solle jeder mithelfen. „Es ist natürlich auch wichtig, dass die Bevölkerung, gerade auch mit Hunden, vorsichtig ist, insbesondere auch um Niederwild zu schützen.“

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Landwirt Eugen Reinhart kontrolliert die Wiesen vor der Mahd