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Herr Bischof, sagen Sie mal…

18.01.2025, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
Bischof AB

ASCHAFFENBURG/WÜRZBURG (hw). Hoher geistlicher Besuch in Aschaffenburg: Der Würzburger Bischof Dr. Franz Jung machte am Donnerstag in der Bahnhofsmission und im Funkhaus Aschaffenburg Halt. Jung arbeitet selbst in Würzburg ehrenamtlich für die Bahnhofsmission und tauschte sich bei uns vor Ort mit der Leiterin Maresa Gieles über ihre Erfahrungen aus. Im Anschluss begrüßten wir Jung in unserem Haus, wo er Rede und Antwort stand.

Herr Bischof Jung, wie schaffen Sie es in schwierigen Zeiten, in denen viele düstere Nachrichten auf uns einprasseln, den Glauben nicht zu verlieren?
„Was für mich sehr wichtig ist: Dieses Jahr hat der Papst das Jahr unter das heilige Motto ‚Pilger der Hoffnung‘ gestellt. Wer noch Hoffnung hat, der geht weiter im Leben. Das geht natürlich nur, wenn ich mir die Dinge anschaue, sie realistisch betrachte und daraus eine Perspektive aus dem Glauben heraus entwickeln kann.“

Sie waren heute in der Aschaffenburger Bahnhofsmission. Spielt sie in Sachen Hoffnung auch eine wichtige Rolle?
„Auf jeden Fall. Die Bahnhofsmissionen, wie in Aschaffenburg, sind ein wichtiger Hoffnungsträger für Menschen. Es sind Orte der Begegnung. Menschen, die eigentlich kein Teil der Gesellschaft mehr sind, können hier wieder ein Stück Normalität spüren. Sei es beim Lesen der Tageszeitung, zum Kaffee oder einfach nur im Gespräch. Und genau da setzt der Glaube an.“

Wie sehen Sie die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland?
„Für viele war es eine gewisse Ernüchterung zu sehen, wie viele Menschen aus der Kirche austreten oder auch mit Kirche, Religion, Glaube gar nichts mehr am Hut haben. Das ist natürlich eine Herausforderung, wie wir damit umgehen. Und da müssen wir an Orte gehen, die vielleicht auf den ersten Blick nichts mit Kirche zu tun haben und den Glauben präsent machen. Wir werden nicht mehr identisch mit dem Volksglauben sein, sondern eher eine Minderheitenkirche werden. Aber das ist kein Grund zu verzagen.“

Was geben Sie als Geistlicher Politikern im Hinblick auf die Bundestagswahl mit?
„Erstens: Realistisch mal Optionen benennen und keine Planspielchen machen. Zweitens: Erkennen lassen, dass man gemeinsam an einer Lösung der Probleme ringt und nicht um parteiliche Befindlichkeiten. Also zu fragen: Was brauchen die Menschen in diesem Land?“

Und in Bezug auf die Wähler?
„Wir stehen als Kirche für Menschenfreundlichkeit und gegen Nationalismus. Wir stehen dafür, dass die Demokratie einen Wert hat und ganz besonders, dass wir nie aus dem Blick verlieren, wo wir zusammenfinden können.“