„Es kommt mir falsch vor, da am Strand zu liegen!“
BAYER.UNTERMAIN/RHODOS (mg/jm). Lang ersehnt und endlich sind sie da; In Bayern haben am Freitag die Sommerferien begonnen. Für viele Familien steht der wohlverdiente Jahresurlaub bevor. Eines der Lieblingsziele der Deutschen steckt aktuell aber in einer schlimmen Ausnahmesituation: Auf Rhodos wüten nach wie vor die Brände, die schon etlichen Menschen ihre Existenz gekostet hat, unzählige Tiere sind verendet. Während tausende Freiwillige gegen das Feuer ankämpfen, landen auf der anderen Seite der Insel Flieger mit Touristen. PrimaSonntag hat mit Reise-Experten und Urlaubern aus der Region über die Situation gesprochen…
„Ich habe vor Ort von einigen Menschen gehört, die ihre Tavernen neu eingerichtet haben“, berichtet Primavera-Moderator Dieter Döring. „Die sind fast komplett runtergebrannt und die Frage ist: Woher kommt das Geld?“ Dieter Döring ist Reise-Experte, fliegt seit etwa 25 Jahren nach Rhodos und hat sogar einen Wanderführer über die Insel geschrieben. Etwa 20 Prozent der Insel stehen aktuell in Flammen, die das Leben, aber vor allem Hab und Gut der Menschen gefährdet. „Den Leuten, die ich vor Ort kenne, geht es zum Glück gut. Aber sie haben natürlich Angst.“ Im Norden des Landes bekommt man offenbar von den Flammen wenig mit. Dieter Döring selbst plant im September einen Flug auf die Insel. „Waldbrände gibt es jährlich in gesamt Süd-Europa, im Moment wüten sie ganz besonders schlimm“, berichtet Sabine Jordan-Glaab, Geschäftsleitung von vtours. „Leider haben die Extremwetter in den letzten Jahren stark zugenommen und sind ein Zeichen für den Klimawandel.“ Als Reiseveranstalter sieht vtours sich in der Pflicht, dem Klimaschutz und dem Nachhaltigkeits-Thema zu stellen. „Bis zum 31. Juli sind die Reisen in den Süden von Rhodos abgesagt und für Reisen in den Norden von Rhodos wird eine kostenlose Stornierung oder Umbuchung angeboten. Wir werden ganz sicher unsere Kundinnen und Kunden keiner Gefahr aussetzen und gemeinsam mit unseren örtlichen Agenturen täglich die Lage in den Zielgebieten neu bewerten.“
Trip ins Ungewisse
Franziska aus Geiselbach macht aktuell Urlaub auf Rhodos, allerdings im Norden. „Als wir aber in Lindos waren, hat man von der Inselmitte aus eine Rauchsäule gesehen und es sind viele Feuerwehrautos mit rumänischen Kennzeichen unterwegs.“ Auch ihr Anflug auf Rhodos hatte sich wegen der Brände verzögert. Ansonsten bekommt man im Norden wenig mit. Etwas unsicherer gestaltet sich der geplante Trip von Helena und ihren Freunden. Die Bessenbacherin möchte in drei Wochen auf die Insel fliegen: „Natürlich schwebt die ganze Planung grade in der Luft und da sich eine Umbuchung echt schwierig gestaltet, kann es durchaus auf die Stornierung hinauslaufen.“ Neben der Angst, auf den Kosten sitzen zu bleiben und dem Risiko der Gefahr in die Arme zu fallen, macht sich Helena aber auch große Sorgen um die Insel selbst: „Die Natur, deren Einwohner, Urlauber und Tiere. Einen Urlaub in vollen Zügen zu genießen während andere zur selben Zeit dort ihre Existenz, ihr Zuhause oder sogar das Leben verloren haben, kommt mir falsch und unmoralisch vor.“