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Er hat nur ein Autodach über dem Kopf!

16.10.2022, 06:30 Uhr in PrimaSonntag
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ASCHAFFENBURG (jm). Die eigenen vier Wände – es ist ein Zeichen von Sicherheit und Privatsphäre. Was aber tun, wenn man genau diesen Luxus verliert? Dieses Schicksal hat jetzt Werner J. aus Schweinheim erwischt. In PrimaSonntag spricht er jetzt über seine Monate ohne Wohnsitz und welche Hilfe er sich wünschen würde.

„Ich habe 17 Jahre lang in einer Wohnung in Hösbach-Bahnhof gelebt“, berichtet Werner J.* Früher hat er als Kraftfahrer gearbeitet. Vor sieben Jahren nahm seine Geschichte ihren tragischen Lauf. „In einer Ecke meiner Wohnung hatte ich einen Wasserschaden, worauf ich meinen Vermieter auch mehrmals hingewiesen habe“, erinnert sich der 56-Jährige. „Irgendwann bildete sich dann Schimmel.“ Trotz dieses Umstandes forderte der Vermieter Anfang diesen Jahres Mieterhöhung, dann rückwirkend Geld für die Nebenkosten. Der daraus resultierende Streit ging bis vor das Gericht und kostete Werner viele Nerven und vor allem Geld. Ende Juli flog der Schweinheimer aus seiner Wohnung. „Hin und wieder komme ich mal eine Nacht irgendwo unter und kann mich waschen“, berichtet Werner. „Aber sehr oft schlafe ich auch in meinem Auto.“ Das Schlimmste sei für ihn der fehlende Respekt. „An manchen Stellen habe ich mich nicht als normaler Mensch behandelt gefühlt.“ Seine Tage verbringt er vor allem mit einem: Wohnungssuche. „Ich habe Anzeigen geschaltet, war bei der AVG, der Stadt und Stadtbau, aber keiner konnte mir helfen.“

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Mieten um
30 Prozent gestiegen

Auf unsere Nachfrage berichtet André Kazmierski, Geschäftsführer bei Stadtbau Aschaffenburg, dass grundsätzlich keine Wohnungsinteressenten abgelehnt werden. „Jeder kann sich bei uns als wohnungssuchend registrieren“, erklärt Kazmierski. „Keiner muss im Auto oder auf der Straße schlafen.“ Dennoch erlebe man immer noch, dass weiterhin die Nachfrage nach Wohnraum seit Jahren das Angebot übersteigt, so dass Wohnungssuchende mit einer entsprechenden Wartezeit rechnen müssen. Allerdings gebe es auch hier in Kooperation mit der Stadt Aschaffenburg Möglichkeiten. „Es gibt Ansprechpartner, die von Obdachlosigkeit bedrohten Wohnungssuchenden zunächst eine Notunterkunft der Stadt anbieten können.“ In Aschaffenburg sind die Mieten in den letzten sechs Jahren um 31,4 Prozent gestiegen. Während 2016 für einen Quadratmeter noch 8 Euro zu zahlen waren, mussten Anfang 2022 bereits 10,51 Euro gezahlt werden. „Auch in Aschaffenburg sind bezahlbare Mietwohnungen Mangelware“, erklärt Manuel Michniok, Stadtrat und zweiter Vorsitzender des Mieterbunds Aschaffenburg. „Die Entwicklung der Einkommen kann mit den steigenden Mieten nicht Schritt halten.“ Anfang 2021 belief sich die erfasste Wohnfläche auf 3.325.438 m² und die durchschnittliche Wohnfläche je Wohnung auf 86,4 m². Nach Angaben der Stadt sind derzeit rund 50 Personen zur Vermeidung von Obdachlosigkeit in den Unterkünften der Stadt untergebracht. Nicht erfasst sind diejenigen Personen, die grundsätzlich ohne festen Wohnsitz sind, aber bei Bekannten Unterschlupf erhalten. Hier liegen keine belastbaren Zahlen vor.

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André Kazmierski, Foto: Stadtbau Aschaffenburg GmbH

„Sein eigenes Reich“

Werner J. will zunächst einfach nur irgendwo unter kommen. „Von mir aus auch nur vorübergehend, einfach wieder sein eigenes Reich haben.“ Vom Staat fühlt er sich vernachlässigt. „Es muss sich niemand um mich kümmern, aber ich habe auch nicht das Gefühl, dass mir jemand auch nur helfen will“, erklärt Werner. „Ich möchte ja auch wieder auf Minijob-Basis arbeiten“, erklärt der Schweinheimer. Nach seinen Angaben hätte er dann plus Rente um die 1.200 Euro monatlich zur Verfügung. Bei der Recherche haben wir erneuten Kontakt zwischen Werner J. und Stadtbau Aschaffenburg hergestellt, um zumindest eine kurzfristige Lösung zu finden. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses allerdings noch erfolglos.