Er gab Rudi Assauer einen Korb!
HÖSBACH-BAHNHOF/BASEL (jm). Einer der begnadetsten Fußballer unserer Region macht Schluss! Nach Stationen bei unter anderem Manchester United, MSV Duisburg, FC Luzern und zuletzt dem FC Linth beendet Markus Neumayr seine aktive Karriere. Über Höhen und Tiefen, seine Zeit in Manchester und Asien, über die besten Mitspieler und vieles mehr berichtet er im großen PrimaSonntag-Interview und wirft einen Blick zurück auf eine denkwürdige Karriere.
Herr Neumayr, Sie sind in Hösbach geboren und haben bei uns Ihre ersten fußballerischen Schritte gemacht. Wie verbunden sind Sie nach wie vor mit der Region?
„Ich versuche, mindestens einmal im Jahr immer noch vorbei zu schauen, da unter anderem meine Eltern und viele Freunde immer noch dort leben. Ich glaube, Heimat ist immer da, wo man seine ersten Erinnerungen und Gefühle im Leben hatte. Von daher bin ich nach wie vor stark verbunden mit der Region.“
Mit 16 Jahren sind Sie von Eintracht Frankfurt zu Manchester United gewechselt. Wie lief der Wechsel ab und wie aufregend war das auch für Sie zu dem Zeitpunkt?
„Manchester United war für mich mein Traumverein. Ich habe jeden Montagabend auf DSF die Highlights der Premiere League verfolgt. Umso cooler war es für mich, als ich die Einladung für ein Probetraining erhalten habe. Innerhalb von Deutschland hatte ich zu dem Zeitpunkt schon recht viele Angebote. Beispielsweise stand Rudi Assauer bei uns zuhause vor der Tür und wollte mich zu Schalke ins Internat lotsen. Das kam für mich aber nie wirklich in Frage. Wenn, dann wollte ich ins Ausland und da war Manchester United natürlich die Top-Adresse.“
Dort haben Sie unter der absoluten Legende Alex Ferguson trainiert. Was nehmen Sie aus der Zeit unter ihm mit?
„Vor allem im letzten Jahr, als ich dann bei der ersten Mannschaft mittrainiert habe, hatte ich sehr guten Kontakt zu ihm. Das war damals noch nicht so Usus, wie das heute der Fall ist. Er wusste gerade bei den jungen Spielern immer, was abgeht. Gerade wenn wir mal abends um die Häuser gezogen sind, hat er uns das schon spüren lassen. Er hat uns aber auch immer so viel Spielraum gelassen, dass wir auch noch Jugendliche sein konnten. Unter ihm und auch Carlos Queiroz zu trainieren, war unglaublich prägend und davon profitiere ich auch in meiner jetzigen Trainerkarriere.“
In Manchester haben Sie mit Weltstars zusammen gespielt. Beispielsweise haben Sie auch mit Piqué zusammen gewohnt. Stehen Sie noch in Kontakt?
„Genau, wir haben zusammen bei einer Gastfamilie gelebt und er ist der Götti (Patenonkel) von meiner Tochter. Wir stehen in Kontakt und sehen uns einmal im Jahr. Letztes Jahr war er mit dem FC Barcelona in Donaueschingen zum Trainingslager, da habe ich ihn mit meinem Sohn besucht. Ab und zu telefonieren wir auch noch miteinander.“
Danach haben Sie in Ihrer Karriere eine große Tour durch Deutschland, Belgien, Türkei, Schweiz und durch den Iran gemacht. Wo hat es Ihnen am besten gefallen?
„Alles war auf seine Art und Weise sehr spannend. Die Zeit im Iran mit Winnie Schäfer als Trainer war unglaublich prägend. Das war der größte Club Asiens, das unterschätzen viele. Die Leidenschaft und der Fanatismus der Fans dort sind der Atmosphäre in Europa mindestens ebenbürtig. Fußballerisch meine beste Zeit hatte ich sicherlich in Luzern und in der Türkei bei Kasimpasa. Aber auch die Zeit in Deutschland und Belgien war schön, dort habe ich auch negative Erfahrungen gemacht.“
Sie waren während Ihrer Karriere viel unterwegs. Wie anstrengend war das auch?
„Das kommt immer auf den Typ Mensch an. Ich sehe immer gern neue Sachen und bin dementsprechend aufgeschlossen. Aber ich habe auch Kinder und irgendwann haben meine Frau und ich dann gesehen, dass es für unsere Kinder nicht vorteilhaft ist, wenn wir alle ein bis zwei Jahre umziehen. Wir sind jetzt in Basel heimisch geworden. Unsere Kinder haben hier ihr Leben und ihren Freundeskreis. Es ist nicht angedacht, in nächster Zeit umzuziehen.“
Sie haben jetzt Ihr aktives Karriereende als Spieler bekannt gegeben. Welche Gründe haben noch dafür gesprochen?
„Als ich in Aarau aufgehört habe, war die Grundidee ja eigentlich schon, Schluss zu machen. Dann kam die Anfrage vom FC Linth aus der vierten Liga, ähnlich wie Viktoria Aschaffenburg, da als Spielertrainer tätig zu sein. Das schien für mich wie ein guter Übergang. Letzten Winter war dann für mich klar, dass ich den Schritt ins Trainerdasein endlich machen kann. Vor eineinhalb Jahren habe ich schon gemerkt, dass mein Körper nicht mehr 100 Prozent auf dem Niveau hergibt und ich bin kein Fan davon, das dann in die Länge zu ziehen. Der Gedanke, Trainer zu werden, geistert bei mir schon seit fünf bis sechs Jahren umher."
Was sind Ihre persönlichen Karriere-Highlights?
„Ich bin kein Mensch, der da irgendetwas hervorhebt. Ich fand auch die negativen Erfahrungen wichtig. Zum Beispiel in Duisburg, da hat Trainer Rudi Bommer nicht wirklich viel von mir gehalten oder in Belgien, da hat das ein sehr abruptes Ende genommen. Grundsätzlich war das aber alles wichtig für meinen Karriereweg. Dass ich in der Champions League in Asien spielen konnte, oder über 100-Erstligaspiele in der Schweiz absolviert habe, sind alles Eckpfeiler, die auch ohne die negativen Erlebnisse nicht möglich gewesen wären.“
Wie geht es für Sie jetzt privat und beruflich weiter?
„Privat wird sich nicht viel ändern. Ich habe zwei Kinder, einen Hund und sogar ein Pferd (lacht). Seit Anfang Januar bin ich beim FC Basel als Jugendtrainer angestellt. Da möchte ich gerne in den nächsten Jahren mein Profil als Trainer entwickeln. Ich konnte ja jetzt schon in der vierten Liga Erfahrungen sammeln und habe schon gemerkt, dass das Trainer-Dasein für mich gemacht ist. Auch Leute, mit denen ich zusammen gearbeitet habe, oder die mich sehr gut kennen, haben mir immer wieder gesagt: Du musst Trainer werden! Ich bin jetzt gerade dabei, mein UEFA B-Diplom abzuschließen und Schritt für Schritt an mir zu arbeiten.“
Wer war der beste Spieler, mit dem Markus Neumayr je auf dem Platz gestanden hat?
„Das ist eine sehr schwierige Frage. Da müsste ich wahrscheinlich Christiano Ronaldo nennen. Aber auch Paul Scholes ist mir immer noch sehr präsent als Spieler. Gegen Xavi habe ich im Champions League-Viertelfinale in Asien gespielt, da war er natürlich nicht mehr auf dem allerhöchsten Niveau, aber das hat mich trotzdem sehr beeindruckt. Und Quaresma würde ich auch noch nennen. Mit seiner Energie und Aura auf dem Platz hat er mir unglaublich gut gefallen.“
Zur Person Markus Neumayr:
Geboren am: 26.03.1986 in Hösbach
Stationen Jugend: Hösbach-Bahnhof, Viktoria Aschaffenburg, Eintracht Frankfurt, Manchester United
Stationen Aktive: Manchester United Reserve, MSV Duisburg, Zulte Waregem, RW Essen, Wacker Burghausen, FC Thun, AC Bellionzona, FC Vaduz, FC Luzern, Kasimpasa, Esteghlal FC, FC Aarau, FC Linth (Spielertrainer)
Aktuell tätig: FC Basel (Jugendtrainer)