Vom Weißen Haus bis zum Schloss Johannisburg
KLEINOSTHEIM (sr). Manchmal braucht es nur einen Moment der Langeweile, um etwas Großes zu schaffen. 60 Jahre, 1.600.000 Streichhölzer und 27.000 Arbeitsstunden später steht sie da: eine einzigartige Sammlung. 50 Nachbauten der berühmtesten Sehenswürdigkeiten aus der ganzen Welt auf 700qm. Und mittendrin das Aschaffenburger Schloss. Das alles wurde von einem Mann geschaffen: Franz Gruber aus Babenhausen. Seit 60 Jahren baut er unglaubliche Nachbildungen berühmter Wahrzeichen - aus nichts anderem als Streichhölzern. Viele seiner Werke sind aktuell in der Nähwelt Flach in Kleinostheim zu bewundern.
Alles begann mit der Diagnose Gelbsucht als 17-Jähriger. Ab da hieß es: Quarantäne zu Hause. Und ohne Fernseher oder andere Beschäftigung stieg ihm schnell die Langeweile zu Kopf. Doch anstatt sich der Frustration hinzugeben, hat er sich die Baupläne seines Elternhauses geschnappt und fing an zu bauen. „Die ersten Streichhölzer hat mir meine Oma gespendet und dadurch, dass mein Onkel Tischler war, habe ich von ihm den Leim bekommen“, erzählt uns Franz Gruber. Und so ging die Reise los. Mittlerweile umfasst die Sammlung des Streichholzkünstlers 77 Werke, sei es der Petersdom aus Rom, das Reichstagsgebäude aus Berlin, der Big Ben aus London oder die blaue Moschee aus Istanbul und noch viele weitere Modelle von einer Höhe bis zu 184cm. „Das Modell, bei dem ich am längsten gebraucht habe, war tatsächlich die blaue Moschee wegen den vielen kleinen Türmchen“, erklärt Franz Gruber lächelnd. „Bei fast allen Objekten lassen sich auch die Kuppeln und Türme abnehmen, sonst wäre der Transport gar nicht möglich.“ Und das wohl bedeutendste Ausstellungsstück im Landkreis Aschaffenburg ist das Schloss Johannisburg, das Gruber in 680 Arbeitsstunden und mit 37.000 Streichhölzern gebaut hat. Auch die Innenräume der Bauten sind mit Liebe zum Detail gestaltet, wie zum Beispiel der Innenhof des Schloss Johannisburg. „Ich versuche, soweit es geht, nachhaltig zu arbeiten, indem ich die Streichhölzer von mittelständischen Unternehmen bekomme und die Schachteln weitergebe, damit daraus Geschenkeboxen gebastelt werden können.“ Die Weltreise durch die sogenannte „Streichholzwelt“ ist nicht nur ein Blick auf berühmte Bauwerke, sondern auch eine Geschichte von Hingabe, Kreativität und Geduld. Wer dieses Miniaturwunder selbst erleben möchte, hat noch bis zum 26. Februar die Gelegenheit dazu.