Eine Kuh hat Schwein gehabt
KIRCHZELL (ps). Als Pfarrer Michael Prokschi im Juli 2019 den Hof von Familie Werner betrat, ahnte er noch nicht, dass sich sein Leben für immer verändern würde. Genau an dem Tag hatte sich die schwarz-weiße Kuh Haribo morgens verletzt und wurde im Stall gefunden - hochträchtig. Jetzt galt es zu entscheiden: Soll Haribo sofort eingeschläfert werden oder erst das Bein amputiert bekommen, eine Woche später ihr Kälbchen zur Welt bringen und dann eingeschläfert werden?
„Als ich auf dem Hof ankam, wurde ihr das Bein gerade abgetrennt. Zwei Tage später kam ich wieder und habe gesagt, dass die Kuh auf keinen Fall eingeschläfert wird“, erzählt Michael Prokschi. „Familie Werner wusste nicht recht, was sie mit einer dreibeinigen Kuh anfangen soll. Da hieß es ‚Dann nimm du sie doch.‘ Tja, und seitdem habe ich eine Kuh. Wir hätten Haribo niemandem sonst so gerne anvertraut, Pfarrer Prokschi hat unsere Söhne getauft und später sogar getraut. Er ist ein guter Mensch“, erzählt Familie Werner. Pfarrer Prokschi pflegte Haribo von Juli bis Oktober täglich, versorgte ihre Wunde und rettete ihr damit das Leben. „Ende Juli hat sie ein gesundes Kalb auf die Welt gebracht. Wir sind ein Herz und eine Seele, das kann man schon sagen. Haribo ist wie ein großes Kuscheltier“, schwärmt Prokschi. „Wenn ich mal eine schwierige Zeit habe, fahr ich hierher und sie kuschelt sich an mich. Das baut richtig auf.“ Haribo ist eine sehr liebe, zutrauliche Kuh. Es ist, als wüsste sie, dass sie dem Kirchzeller ihr Leben verdankt. Dass sie nur drei Beine hat, scheint ihr nichts auszumachen. „Sie lebt jetzt seit fast fünf Jahren so und macht keinen missmutigen oder traurigen Eindruck.“ Michael Prokschi hätte die Kuh gerne mitgenommen zu sich und für Familie Werner wäre das auch in Ordnung gewesen. Allerdings muss Haribo auf dem Bauernhof bleiben. „Wir hätten ihm die Kuh auch gerne mitgegeben, aber gesetzlich ist das in Deutschland nicht so einfach. Er bräuchte dann eine Betriebsnummer, eine Tierseuchenkasse und vieles mehr. Der Aufwand würde sich überhaupt nicht rechnen. Außerdem sind Kühe Herdentiere und ihre Herde hat Haribo hier auf dem Hof“, erklärt Michael Werner. Pfarrer Prokschi und seine Kuh sind mittlerweile unzertrennlich. Ein Leben ohne sie könnte er sich kaum vorstellen. Haribo und er hatten beide großes Glück, dass sie sich gefunden haben.
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